Zungengratin
Isländische Wörter zu artikulieren ist eine echte Herausforderung, der sich rote_rike derzeit stellt und dabei ihre ganze Gesichtsmuskulatur trainiert.
Hi, hier kommt der vierte Eintrag.
Solche Momente, wie gerade dieser, sind diejenigen, die man schon annähernd bewusst nennen kann. Meine Freunde und ich nennen sie Reykjavik-Tage. Mit bewusst meine ich, dass mir für einen Bruchteil von Zeit klar wird, dass ich meine Wochen hier fast an einer Hand abzählen kann. Ich sitze alleine in meinem Zimmer. Es ist Punkt 16.00 Uhr und draußen wohl der heißeste Tag des Jahres. Mein Kater liegt schlafend neben mir auf dem Sessel und hat seit gestern ein ganz lustiges Pflaster um seinen Schwanz. Ich habe mich nicht vor einen Computer gesetzt, um davon zu hören, sondern bin auf meinem Fahrrad auf dem Weg von meiner Entsendeorganisation nach Hause fast geschmolzen und habe gestern mit meiner Mama den armen Sokrates in die sperrige Transportkiste gestopft. Ich bin stolz darauf, mittlerweile mit ruhigem Gemüt solche Momente zu erleben und keine Teenie-Hitzewallungen mehr zu bekommen, wenn ich an den Abschied von meinen Freunden denke.
Es wird eine wundervolle Zeit werden und es scheint doch noch Märchen zu geben. Auch durchaus lustige Märchen. Märchen, die erzählen von rothaarigen Wikingermädchen, die anfangen, zu lispeln auf dem Weg ins neue Schloss und deren verwirrte Knappen sich als die Besten des ganzen Königreiches beweisen. ;-)
Der letzte Satz erzählte soviel wie: Rike lernt Isländisch. Ich bestellte mir diesen Onlinesprachkurs und schleppte ihn zwei Wochen lang mit mir herum, bis ich dann gestern endlich angefangen habe, zu arbeiten. Das ist einfach das abgefahrenste Selbstexperiment, das ich je gemacht habe: Ich sitze vor einem Bildschirm und versuche Worte zu lernen, die ich noch (ich bin sehr optimistisch und weiß, ich schaffe das!) nur mit heraus hängender Zunge aussprechen kann. Meistens brauche ich vier Anläufe, um ein längeres Wort aussprechen zu können und erwache dann leicht erschrocken aus meiner Gesichtsspastik. Das ist sooo lustig. Erinnert mich immer an diese Sketsche über Golfspieler. Formnote 1, aber eine 30 Zentimeter tiefe Furche im Kunstrasen. Na ja, alles eine Frage der Zeit. Learning by doing zeigt sich eh immer als beste Form des Lernens und ein bisschen Vorbereitung mit einem Onlinesprachkurs kommt dem wahrscheinlich sehr entgegen.
Für das Ausreiseseminar muss ich mich auch noch genügend vorbereiten. Dort wollte ich ein bisschen Isländisch mit einfließen lassen und mit ein bisschen Übung werde ich das auch schaffen. Karenaki, die nach Griechenland gehen wird, und ich haben es geschafft, zum gleichen Ausreiseseminar zu gehen und außerdem habe auch ich genau wie sie meine vermutliche Mitbewohnerin Lalie schon über den Youthreporter kennen gelernt. Find ich ziemlich gut.
Meine Entsendeorganisation, von der ich heute die Fahrkarten für das Ausreiseseminar in Kassel abgeholt habe, meinte, sie lässt Freiwillige aus dem gleichen Entsendeland nicht zusammen wohnen, aber wir werden sehen. Zumindest gibt es eine mir bekannte Person in der Stadt. So!
Das waren auch erstmal alle Neuigkeiten. Meine Freunde und ich genießen total die Ferien und ein Phänomen, ähnlich wie Torschlusspanik, aber im positiven Sinne, lässt eine ganz tolle Atmosphäre hier entstehen.
Na ja, wie immer denkt daran: Alles wird gut (by Nina Ruge).
Rike