Zu seiner Verantwortung stehen!
Auch in Zeiten der Krise bleibt Umweltschutz ein Thema, das uns alle angeht. Doch nur allzu oft bleibt er auf der Strecke, gerade wenn es um Rohstoffgewinn und die Schaffung neuer Siedlungsräume geht.
Was tun, wenn in Zeiten der weltweiten Krise der Handel stockt, die Nachfrage zurück geht und doch der Hunger an Papier immer größer wird? Was tun, wenn der teure Siedlungsraum im beliebten Stadtkern knapp wird?
Eine Lösung wäre das Abholzen der Bäume. Einfach, schnell, billig! Was will man mehr?
Vielleicht Lüftungssysteme um die Frischluftzufuhr in Wohnungen zu garantieren, die aufgrund des herrschenden Smogs nicht durch die Fenster gewährleistet werden kann? Dies ist heutzutage in Moskau der Fall und andere Großstädte scheinen diesem "Trend" folgen zu wollen.
Bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein schwebt kein Wölkchen über der Stadt. Fake oder Natur? Russland. RU schreibt, dass Juri Luschkow, Moskaus Buergermeister, über den Abschuss der schneebringender Wolken im Winter nachdenkt. "Warum halten wir den Schnee nicht außerhalb der Stadt?" zitierten gleich mehrere Zeitungen Luschkow. Damit wäre es vorbei mit dem Wintermärchen auf dem Roten Platz. Dies sei eine Maßnahme um die Kosten für die Räumung der verschneiten Strassen zu sparen sowie für die Bewässerung der umliegenden Felder. So schieße man schließlich schon jetzt zu wichtigen Feiertagen die unbeliebten Regenbringer und Stimmungstrüber ab. Aus einer Hauptstadt mit strahlend blauem Himmel können Journalisten mit absoluter Wahrscheinlichkeit berichten. Welch strahlende Aussichten!
Neusten Studien zufolge werde die Erde sogar immer grüner. WELT ONLINE berichtet von "neuen Studien […], mit denen wohl niemand mehr gerechnet hätte: In der Sahara, Südamerika und den Alpen erobern wieder Bäume das Land." Gleichzeitig schmelzen die Gletscher und das Eis vor Grönland, das einen wichtigen Spiegel der Sonnenstrahlen bildet. Heute greift mehr denn je der Mensch in die natürlichen Kreisläufe ein.
"Das Anpflanzen neuer Wälder könnte nach Erkenntnissen von Klimaforschern die Erderwärmung sogar weiter anheizen, statt sie zu bremsen – abhängig vom Standort der Bäume." Denn große Waldflächen würden die Wärme der Sonnenstrahlen speichern. "Wälder in schneereichen Gebieten abzuholzen ist den Forschern zufolge aber indiskutabel: `Die Zerstörung von Ökosystemen im Kampf gegen den Klimawandel wäre eine perverse Strategie`, sagte der Klimaforscher Ken Caldeira. […] In schneereichen Gebieten dagegen würden Sonnenstrahlen auf freien Flächen vom Schnee reflektiert und verhinderten damit eine Aufheizung."
Unkontrollierte Waldrodungen und damit die Zerstörung wertvoller Ökosysteme können und dürfen nicht tragbare Maßnahmen sein. Es gibt durchaus andere Möglichkeiten, wie der Mensch selbst aktiv zum Klimaschutz beitragen kann.
Doch wann ist er bereit jene Wege zu gehen? Erst, wenn sie für ihn finanziell rentabel sind? Erst wenn weitere Erdbeben die Welt erschüttern und auch in Europa Überschwemmungen die Menschen erstarren lassen?
Ein aktuelles Beispiel beschreibt die Realität
Warum wird Wald gerodet, obwohl andere Flächen zur Verfügung stehen, um Einkaufsmärkte, öffentliche Gebäude und Siedlungen zu bauen?
Warum wird in Petrozavodsk ein 80 bis 100 Jahre alter Wald gerodet, der einen hohen Wert für die Erholung der städtischen Bevölkerung hat, obwohl andere Flächen zur Verfügung stehen, die ab und zu mit offenen Märkten gefüllt werden oder auf denen alte, abrissbereite Häuser stehen?
Stellen Sie diese Fragen den städtischen Behörden!
Es bleibt zu vermuten, dass es sich um einen politisch-wirtschaftlichen Machtpoker handelt. Um eine Konkurrenz zu dem vor einigen Jahren erbauten Markt der Kette "Sigma" zu schaffen, bewilligten die Behörden jenes Projekt. Letztendlich wurde der Wald gerodet. Das Geld für den Bau des Einkaufzentrums fehlt jedoch in Folge der anhaltenden weltweiten Krise. Zusätzlich der fünf Hektar genehmigter Rodungsfläche wurden über 100 Bäume durch Wind sowie die Folgen der Rodung und somit den Eingriff in das bestehende System entwurzelt. Ein brauner Fleck ohne Verwendungszweck ziert nun das Gebiet auf der Landkarte.
Doch die Rodungen, nicht nur im städtischen Gebiet, gehen weiter, auch in Zeiten der Krise.
Wir sollten uns Fragen: Wie groß muss die Krise sein, damit jene unbedachten Waldrodungen aufhören bzw. damit man endlich über eine nachhaltige Forstwirtschaft nachdenkt?
Auch in Deutschland sollte diese Frage präsent sein, denn auch in Deutschland werden Produkte aus karelischem Holz hergestellt und angeboten, das aus den letzten borealen Urwaldgebieten Europas stammt.