Zu Hause und doch noch irgendwie fremd.
Zu Hause und doch noch irgendwie fremd.
An Samstagen kommt das Sams...oder man macht einfach mal nichts. Yasmin versucht immer noch ihre Nebenwirkungen einer Lebensmittelvergiftung auszukurieren und hatte endlich beschlossen einen Arzt auf zu suchen. Mit den neuen Medikamenten ist sie entweder nicht ansprechbar, schläft oder redet wirres Zeug und zwischen drinnen hat man auch mal ein gutes Gespräch. Alleine lassen kann man sie allerdings nicht. Sollte man wohl besser auch nicht. Und so setzte ich mich mit frischer Farbe im Haar auf den Teppich neben ihr Bett als uns bewusst wurde das nun schon 7 Monate vorbei sind.
7 Monate. Es kommt uns vor wie gestern wo wir angereist sind und mit großen Augen die schlechte Straße vom Flughafen zur Stadt gefahren sind. Als wäre es erst gestern wo wir die alten Plattenbauten faszinierend fanden. Gestern wo alle Kinder noch Namen hatten die keiner sich merken konnte.
Und jetzt? Irgendwie ist man zu Hause. Die Kassiererin im Supermarkt grüßt dich schon wenn du an der Kasse stehst. Du hast einen Lieblingsverkäufer an all den Obstständen. Menschen die du neu kennen gelernt hast sind zu deinen Freunden geworden. Kinder suchen schon nach Ideen damit du ja hier bleibst.
Ich glaube einer der wichtigsten Menschen während meines EFD’s ist Yasmin geworden. Es war letztes Jahr im August wo uns die jeweils andere E-Mail Adresse gegeben wurde und seit dem von Tag zu Tag eine neue im Briefkasten war. Zum Vorbereitungsseminar haben wir uns dann zum ersten Mal getroffen. Und es klappte.
Und es klappte die bisherigen 7 Monate. Manchmal während wir irgendeinen Late-Night-Talk im Bett haben platzt es dann aus einem von uns beiden raus. „Wir hatten echt Glück den jeweils anderen zu finden.“ Und so ist es.
Ich weis nicht was ich ohne Yasmin’s Veganismus und rumgebastel machen würde. Ihr unglaubliches Talent mit Kuscheltieren und Überraschungseier-Figuren ist immer wieder amüsant und auch so passt es perfekt. Vermutlich werde ich arge Probleme haben wieder allein in einem Zimmer zu schlafen.
Und in den 7 Monaten sind wir zwei fremde Menschen zu guten Freunden geworden. Und mit Yasmin sind dort noch einige andere Menschen hinzugekommen. Größtenteils sind es nun einmal andere Freiwillige von ganz Europe. Aber auch die Arbeitskollegen werden zur Familie. Und die Kinder im Hort möchte man gar nicht mehr los lassen. Und all die Studenten die man getroffen hat.
Doch die Fremde wird dennoch da sein. Gerade jetzt wo wir das letzte Wochenende in Rumänien verbracht haben ist uns eigentlich bewusst geworden das viel mehr dazu gehört ein Teil des normalen Lebens in Chişinău zu sein.
Der größte Punkt ist und bleibt die Sprache. Rumänisch ist zwar schwer aber mittlerweile versteht man alles und über die Patzer während des Sprechens sieht man hinweg. Doch sitz man im Bus merkt man das man den Gesprächen doch nicht Folgen kann. Russisch ist überall. Man zwingt die Kinder mit einem Rumänisch zu sprechen da man es sonst nicht versteht.
Ich glaube Russisch ist der Hauptpunkt der einen zeigt das man doch irgendwie nicht hineingehört. Moldawien ist ein zweisprachiges Land doch es ist unmöglich für einen Freiwilligen in 10 Monaten zwei Sprachen zu lernen. Auf dem Markt, im Kino, selbst auf Arbeit. Man versteht doch nicht was die Leute sagen, sosehr man sich auch anstrengt.
Vielleicht wenn ich Chişinău mal besuchen werde. Vielleicht wenn ich ein 3 Monatigen Freiwilligen Dienst mache. Vielleicht in 10 Jahren. Vielleicht kann ich dann auch die zweite Landessprache und kann damit das letzte Stück Fremde gehen lassen. Doch jetzt in dem Moment werde ich mir sagen einfach noch 3 weitere wundervolle Monate zu haben und mich hier wie zu Hause fühlen. Denn irgendwie ist Chişinău und besonders mein Hort Andries schon zu meinem zweiten zu Hause geworden.
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