Wochen 5 & 6 - Regen, БДЖ, Langeweile & Frustration
Nasse Wäsche, meine zweite Reise mit der bulgarischen Bahn und (fast) keine Arbeit
Здравейте!
Jetzt ist der Herbst definitiv auch in Bulgarien angekommen. Letzten Samstag hat es zum ersten Mal seit meiner Ankunft geregnet und seither nicht mehr richtig aufgehört. Auch die Temperatur ist in herbstliche Tiefen abgesunken. Das stellt uns vor ein echtes Problem, denn wir müssen unsere Wäsche auf dem Balkon zum Trockenen aufhängen; und bis dann alles trocken ist vergehen mehrere Tage.
Letztes Wochenende bin ich mit dem Zug nach Karlovo gefahren, um zwei andere Freiwillige zu besuchen, die ich auf meinem On-arrival-training kennen gelernt hab. Und wieder war die Reise mit der bulgarischen Bahn ein Abenteuer. Im Internet hab ich nach Zugverbindungen gesucht und nur eine um 8.08 über Sofia, also durch ganz Bulgarien, gefunden. Ich war um 7.45 am Bahnhof und hab eine Fahrkarte gekauft. Sie hat nur 9,00 lv gekostet, worüber ich mich gewundert hab. Auf dem Ticket hab ich dann aber gesehen, dass ich doch nicht in Sofia, sondern in Tulovo umsteigen muss. Es gab also doch eine direkte Verbindung. Mein Zug war jetzt also erst um 8.15. Ich hab dann am Bahnsteig gewartet und es waren noch einige andere Leute da. Mit der Zeit wurden es jedoch immer weniger Leute. Seltsam. Das hatte wahrscheinlich mit den Durchsagen zu tun, die ich natürlich nicht verstanden hab. Sicherheitshalber hab ich an der Kasse noch mal nachgefragt, wo mein Zug fährt. Die sehr unfreundliche Dame sagte dann, dass ich mit dem Bus fahren musste. Aha. Wieso wurde mir das nicht gleich gesagt, als ich meine Fahrkarte gekauft hab? Vor dem Bahnhofsgebäude haben viele Leute gewartet und ich hab mich einfach dazugestellt. Glücklicherweise konnte jemand neben mir so viel Englisch, um mir zu bestätigen, dass ich hier richtig bin. Mit dem Bus bin ich dann nach Veliko Tarnovo gefahren und dort dann in den Zug umgestiegen. Ich hatte keine Ahnung, wann ich in Tulovo ankommen sollte. Ich wusste von meiner Heimreise vom On-arrival-training zum Glück noch, dass der Bahnhof vor Tulovo Dubovo ist und so wusste ich dann wann ich aussteige muss, denn hier gibt es in den Zügen ja keine Ansagen. Ich hab dann auch den richtigen Zug nach Karlovo gefunden und bin gut angekommen.
Die beiden Letten, die ich besucht habe, wohnen in einem Hotel, so dass ich nicht bei ihnen übernachten konnte. Ein Woche früher kam jedoch zwei andere Freiwillige nach Karlovo, ein Deutsche und ein Polin. Die beiden haben eine Wohnung und so konnte ich bei ihnen übernachten. Zu fünft hatten wir zwei lustige Tage. Ich hab etwas lettisch und polnisch gelernt (und alles schon wieder vergessen), mich bekochen lassen und Karlovo, ein nette Kleinstadt, gesehen.
Die Heimreise war wieder typisch bulgarische Bahn: der Zug hat 20 Minuten Verspätung. Ich bin bisher mit noch keinem Zug gefahren der pünktlich war. Dadurch habe ich in Sofia meinen Anschlusszug verpasst. Ich musste dann zwei geschlagene Stunden frierend im Bahnhof sitzen bis dann um 23.30 der nächste und letzte Zug nach Gorna Oryahovitsa gefahren ist. Im Zug gab es so kleine Abteile für immer 8 Personen. Das Abteil, in dem ich saß, war glücklicherweise geheizt – leider jedoch etwas zu stark, so dass ich total geschwitzt hab und praktisch alles hätte ausziehen können. Morgens um 4.30 war ich dann endlich im Bett und nur 5 Stunden später musste ich dann wieder aufstehen um im Theater zu „arbeiten“.
An unserer Arbeitssituation hat sich leider noch nichts geändert und es ist immer noch ziemlich langweilig, da wir fast nichts zu tun haben. Montags bis donnerstags müssen wir von 10.00 bis 12.00 im Theater sein. Außer ist jedoch niemand da und so gibt es für uns keinerlei Aufgaben. So nutzen wir die Zeit um Friends anzuschauen oder E-Mails zu schreiben. Und das nennt sich dann Arbeit. Außerdem haben wir montags und donnerstags noch ein Theatertreffen von 17.00 – 19.00 bei dem dann die Jugendlichen kommen. Wie spielen viele Pantomimespiele, tanzen, … Diese Woche haben wir für eine Aufführung nächste Woche geübt, erst Statuen zu verschiedenen Themen und dann noch ein Musik-Theaterstück. Das Musik-Theaterstück haben wir noch nicht so ganz verstanden, es hat uns aber auch nie jemand richtig erklärt, nur dass es um Schule geht. Erst spricht ein Sprecher einen kurzen Text, den wir natürlich nicht verstehen, und dann spielen/improvisieren wir in Paaren während der Musik eine kurze Sequenz. Der Zusammenhang zwischen Schule und dem was wir spielen ist uns nicht immer so ganz klar, eine Sequenz sieht für uns wie eine Beerdigung aus. Wie machen einfach immer das, was der Rest auch macht.
Das Treffen mit dem Jugendparlament ist donnerstags um 17.30. Da es sich mit Theater überschneidet bin ich im Theater und Elina im Parlament, zumindest normalerweise. Keiner von uns freut sich richtig auf die Parlamenttreffen, da wir nur dasitzen und fast nichts von der Diskussion verstehen. Außerdem ist Violeta, unsere Projektverantwortliche, da und wir mögen sie beide nicht. Sie erwartet von uns, dass wir jetzt bulgarisch reden, wir sind ja schon 6 Wochen da und haben auch Unterricht. Ja, wir haben Unterricht aber unser Wortschatz ist leider immer noch sehr begrenzt. Es tut mir sehr leid, dass wir noch nicht fließend bulgarisch reden. Dumme Nuss!
Am Wochenende müssen wir abwechselnd vormittags zu einer Tagesbetreuung für behinderte Jugendliche. Meistens sind mehr Betreuerinnen als Jugendlich da und so sitz’ ich dann einfach nur da und schau Desi beim Malen zu und lobe sie alle 5 Minuten. Die letzen beiden Sonntag kam der Bus gar nicht, so dass wir umsonst um 6.00 aufgestanden sind.
Ich treffe mich jetzt dieses Wochenende mit meiner Mentorin und hoffentlich wird sich etwas ändern, denn im Moment komm ich mir hier ziemlich überflüssig vor und mir ist auch ziemlich langweilig. Für mich fühlt sich mein EFD bisher nur als Zeitverschwendung an und das möchte ich nicht noch weitere 9,5 Monate haben.
Viele liebe Grüße von einer im Moment etwas frustrierten Miriam