Winterwunderland im Koli Nationalpark
Winterwanderung, Langlaufen, Schlittenfahren, Sauna und gute Freunde aus ganz Europa
Nach einer ungefähr zwölf Stunden langen Reise komme ich schließlich zusammen mit zwei Ungarinnen in Koli bei Ira und Agate an. Die beiden kommen aus der Ukraine und aus Lettland und machen ihr EFD im Koli Nationalpark, im Osten Finnlands. Sie arbeiten im Café des Besucherzentrums vom Nationalpark und haben ein eigens Häuschen, ganz für sich alleine mitten im Nirgendwo.
Am nächsten Tag führt uns Agate auf die drei Gipfel der Koliberge, von denen man wirklich eine super Sicht über den ganzen Nationalpark hat: verschneite Wälder, zugefrorene Seen und gaaanz viel weiß... Dann schlägt sie noch eine kleine Wanderung zu einem zugefrorenen Wasserfall vor. Leider ist der Wasserfall aber nicht nur zugefroren, sondern auch zugeschneit und so sieht man nicht wirklich viel. Bis hierher sind wir über eine Stunde bergab durch den mindestens knietiefen Schnee gelaufen, obwohl wir immer auf dem Weg geblieben sind. Wir entscheiden uns also anstatt alles wieder hoch zu stapfen, einfach ein Stückchen weiter nach unten zu laufen und dann den Skilift nach oben zu nehmen. Leider geht unser Plan nicht auf, denn am Skilift werden wir nicht mitgenommen... Also müssen wir wohl doch wieder nach oben laufen. Bei jedem Schritt sinken wir mindestens bis zum Knie im Schnee ein, was ganz schön anstrengend ist. So laufen wir über zwei Stunden bergauf bis der Weg plötzlich aufhört, weil er den Lift und die Skipiste kreuzen würde. Im Winter geht dieser Weg wohl einfach nicht bis ganz nach oben. Jetzt gibt es die Möglichkeit entlang dem Lift steil nach oben oder nach unten zu gehen... Daher man das obere Ende des Bergs noch gar nicht sieht, entscheiden wir uns lieber für runter. Es ist nur einer der beiden Lifte in Betrieb und so können wir auf dem platt gewalzten Schnee des zweiten Lifts nach unten rutschen. Es ist wahnsinnig steil und wir rutschen auch ohne Schlitten oder sonst irgendwas super gut und total schnell. Auch wenn alle am Lift nebendran total verwirrt gucken haben wir riesigen Spaß beim runter Rutschen. Schließlich stehen wir also wieder unten am Lift und sind zwei Stunden um sonst durch den Schnee nach oben gelaufen... Aus unserer kleinen Tour zum Wasserfall wird letztendlich eine sechsstündige Wanderung durch den Tiefschnee, da tut die Sauna am Abend richtig gut. Ira und Agate haben nämlich nicht nur ein eigenes Haus, sondern nebendran auch noch ein eigenes Saunahäuschen. Mit dem vielen Schnee hier in Koli kann man zum Abkühlen zwischendurch einfach super im Schnee draußen rum springen...
Am nächsten Tag müssen die beiden Ungarinnen schon wieder zurück und ich geh mit Ira und Agate zum Einkaufen. Der nächste Laden ist eine halbe Stunde zu Fuß entfernt. Es geht mitten durch den Wald und Schnee bergab. Auf halber Strecke kommen wir an einem Haus vorbei, hier wohnt der nächste Nachbar. Besonders der Rückweg mit vollen Taschen und bergauf ist wirklich anstrengend und daheim angekommen müssen wir uns erst mal vom Einkaufen erholen. Die beiden wohnen wirklich mitten im Nirgendwo, eine halbe Stunde bergab zum Supermarkt und eine halbe Stunde bergauf zum Arbeiten. Dafür aber wohnen sie mitten in der wunderschönen Natur Finnlands.
Die Tage danach unternehme ich alleine Wanderungen, zum Beispiel zum zugefrorenen See oder ich gehe Langlaufen. Solange ich unterwegs bin sehe ich die ganze Zeit niemanden, ich bin ganz allein mitten in der Natur und um mich herum sind nur Wald und Schnee. Es ist ein echt schönes und irgendwie auch total beruhigendes Gefühl und wenn ich stehen bleibe und das Knirschen des Schnees unter meinen Füßen oder unter den Ski aufhört, dann ist einfach nur Stille da... Manchmal bin ich mir auch nicht mal mehr sicher, ob es überhaupt noch ein Weg gibt, oder wo ich gerade bin, denn vor lauter Schnee erkennt man sowieso nichts. Es sind super schöne Tage, aber es ist auch immer echt anstrengend, denn beim Wandern sinke ich mit jedem Schritt mindestens bis zum Knie in den Schnee ein und beim Langlaufen geht es zwar erst mal bergab, denn die Ski habe ich im Besucherzentrum oben auf dem Berg ausgeliehen, aber nach einer Weile muss ich dann ja auch wieder alles nach oben... Es ist ein super Gefühl, abends nach Hause zu kommen und erschöpft zu sein vom Sport an der frischen Luft. Die Sauna, die wir eigentlich jeden Abend einheizen, tut da hinterher richtig gut.
Nach ein paar Tagen kommt noch ein Freund von Ira aus der Ukraine, der die nächsten Tage auch hier zu Besuch sein wird. Wieder mal gibt es einen Saunaabend und diesmal endet er mit einer Schneeballschlacht... Zusammen mit dem Ukrainer verbringe ich einen gemütlichen Nachmittag bei Ira und Agate im Café. Nach Feierabend entscheiden wir uns mit Schlitten nach Hause zu fahren. Wir können fast den ganzen Weg am Stück bis zu ihrem Haus fahren, es ist schon echt super wenn man vom Arbeiten mit dem Schlitten nach Hause fahren kann.
An meinem letzten Abend kommt uns so gegen zehn noch die Idee, dass wir eigentlich grillen könnten... So wird schnell alles in der Küche vorbereitet: Mais, Käse, Brote, mit Schokolade gefüllt Bananen, Tee... und dann gehts auf nach draußen. Nicht weit weg vom Haus gibt es einen Grillplatz. Im ganzen Nationalpark gibt es solche Grillplätze, mit kleinen Hütten in denen immer wieder Holz aufgefüllt wird. Die Hütte finden wir gleich, nur der Grillplatz an sich ist vom Schnee bedeckt und so müssen wir erst mal ein bisschen im Schnee suchen, bis wir schließlich die passende Stelle finden. Das Feuer im Schnee zu entzünden klappt erstaunlich gut und so verbringen wir den restlichen Abend draußen im Schnee ums Feuer herum, das ist wirklich ein total schöner letzter Abend für mich...
Am nächsten Morgen heißt es für mich wieder auf zurück nach Porvoo, die Frage ist nur wie komme ich die ersten 12 km bis zur nächstgelegenen Bushaltestelle?? Zum Glück kann mich die Nachbarin mitnehmen. Nach der ersten Busfahrt muss ich in Joensuu noch vier Stunden warten bis ich weiter nach Helsinki kann und so entscheide ich mich, in dieser Zeit noch das Karelienmuseum anzuschauen...