Willkommen im Leben
"Manche nennen das Selbstständigkeit oder Eigenverantwortung. Ich nenne es: Willkommen im Leben!" Nach zwei Wochen stellt sich für Romania_Lea beinahe Alltag ein. Aber eben nur beinahe...
Nun sind fast schon wieder zwei Wochen rum und allmählich stellt sich bei mir so etwas wie Alltag ein. Morgens werde ich nach wie vor von Baumaschinen geweckt, auch wenn unser Spielplatz mittlerweile fertig ist. Doch nun bauen die Nachbarn...
Mein Tag im Kindergarten fängt um neun Uhr an und es ist zwar sehr anstrengend, aber es macht wirklich Spaß. Manche Kinder waren mir gegenüber zuerst eher misstrauisch, doch langsam gewöhnen sie sich an mich und dann ist es wirklich schön. Gábor zum Beispiel lässt sich mittlerweile widerstandslos von mir anziehen und manchmal sogar auf den Arm nehmen, wo er am Anfang immer auf Abstand zu mir gegangen ist. Und Sára weicht mir kaum noch von der Seite, was es mir nicht unbedingt leicht macht, mich auch um die anderen Kinder zu kümmern. Aber mit ihren großen blauen Augen muss man sie einfach lieb haben. :)
Außerdem habe ich mir von den Kindern (und von Eszter, wenn sie mit den Kindern spricht) schon ein paar Wörter Ungarisch abgehört, sodass ich den Kindern immer besser klarmachen kann, was ich ihnen sagen will. Mit "ide" (hierher), "gyere!" (komm!) und "itt vagyok" (ich bin hier) kommt man schon ungemein weiter.
Und selbst wenn ich es bis vor kurzer Zeit nicht gedacht hätte, aber auch ganz alltägliche Dinge wie Einkaufen, Kochen und Waschen können eine kleine Herausforderung sein. Ist ja schließlich keiner da, mit dem ich mich bei diesen Dingen abwechseln könnte. Mir bleibt also gar nichts anderes übrig, als selbst für mich zu sorgen.
Manche nennen das Selbstständigkeit oder Eigenverantwortung. Ich nenne es: Willkommen im Leben!
Der Unterschied zu meinem bisherigen Leben fiel mir allerdings erst am Wochenende auf, als es auf einen Kurztrip nach Hause ging. Meine Eltern feierten ihre Silberhochzeit und ich plante, sie überraschenderweise zu besuchen, da ich (fast) allen gesagt hatte, ich könnt nicht kommen :).
Schon am Flughafen kamen mir die deutschen Aufschriften auf den Schildern beinahe seltsam vor und auch über die in Rumänien alles andere als selbstverständliche Mülltrennung wunderte ich mich fast, bis mir einfiel, dass ich ja wieder in Deutschland war. Auch hatte ich mich schon so sehr daran gewöhnt, fremde Leute auf Englisch anzusprechen, dass es gar nicht so einfach war, Deutsch zu reden.
Die Nacht zum Freitag verbrachte ich dann im Zug von Frankfurt bis nach Hause, wo mich meine Tante am Bahnhof abholte.
Meine Eltern freuten sich übrigens wie Schneekönige über meinen Besuch und so wurde es eine richtig schöne Feier, auf der ich gefühlte hundert Mal gefragt wurde: "Und? Wie ist es in Rumänien?".
Als ich am Sonntag dann im Zug zurück nach Frankfurt saß, war ich müde (denn Schlaf hatte ich an diesem Wochenende ziemlich wenig) aber glücklich.
Am Flughafen lernte ich dann noch Tanja kennen, die hier in Cluj studiert und nun haben wir uns für Samstagnachmittag verabredet.
Ich glaube, mir wird hier so schnell nicht langweilig werden!