Wieder unterwegs: Israel
Nach zwei Monate in Schottland hat simsly entschieden, dass es dort nicht dem entspricht, was sie wollte. So hat sie ihre Sachen gepackt und ist, nach einem kurzen Zwischenstopp Zuhause, nach Israel geflogen.
Bisher bin ich ja noch keine fleißige Tagebuchschreiberin gewesen, mal sehen ob ich jetzt länger durch halte und mehr schreibe…
Der letzte Eintrag von Schottland hörte sich ja schon nicht mehr so super an. Leider ist es auch nicht besser geworden. So habe ich dann nach zwei Monaten beschlossen, dass das, was ich dort tue und mit wem und in diesem System, mich nicht glücklich macht.
Nach 30 Stunden Busfahrt von Aberdeen nach Hannover war ich dann wieder zu Hause und erstmal glücklich, meine Nebenhöhlenentzündung und weitere Wehwehchen auskurieren zu können.
Zwei Wochen später ist mir dann aber doch ziemlich langweilig geworden und ich wusste nicht so richtig, was ich tun sollte. Also habe ich erstmal ein einmonatiges Praktikum in einer Schule für Körperbehinderte gemacht. Das war ganz gut und auch interessant, aber so richtig gehalten hat mich da auch nichts.
Da meine Freundin als Freiwillige in Israel in Haifa ist und ich Fernweh hatte, habe ich mir dann Ende November gedacht, dass ich doch sie besuchen fahren könnte. Und vielleicht, sofern ich ein Projekt finde, auch eine Zeit dableiben könnte. Es ging dann alles relativ schnell und am 19. Dezember saß ich dann im Flugzeug nach Tel Aviv.
Nun bin ich hier seit eineinhalb Wochen und ganz glücklich. Es sind tausende von neuen Eindrücken, die täglich auf mich einströmen. Manchmal habe ich das Gefühl. einfach nur stehen bleiben zu wollen, um das, was an mir vorbei zieht, richtig sehen zu können.
Insgesamt ist es einfach schön hier und wirklich faszinierend. Im Moment habe ich noch das Problem, dass es so viel ist, dass ich etwas erschlagen bin. Eine allgemeine Aussage über Israel und wie es mir hier geht, kann ich wirklich noch nicht machen. Trotzdem werde ich versuchen, meine Eindrücke und Erlebnisse aufzuschreiben.
Hier kommen so viele Kulturen zusammen, dass eine meine Lieblingsbeschäftigung hier ist, einfach auf dem "Schuck" dem Markt zu stehen und um mich herum wird geschrieen, verkauft, gelacht geredet. In verschiedenen Sprachen, von verschiedenen Typen von Menschen, mit verschiedenen Herkunftsländern, aus verschiedenen sozialen Schichten. Eine unglaubliche Vielfalt, eine Mischung aus westlicher, östlicher, orientalischer, afrikanischer Welt und noch vielem mehr.
Ich glaube, ohne jemanden, der sich hier schon auskennt, ist man wirklich verloren. Zum Beispiel fahren die Busse ohne Fahrpläne und wohin und wann welcher Bus fährt muss man durch Fragen oder Ausprobieren herausfinden. Mit Englisch kommt man zum Glück meistens weiter oder man weiß zumindest ungefähr, was der andere von einem möchte.
Damit ich hier aber nicht nur Geld ausgebe und nicht nur Urlaub mache, fange ich übermorgen, also am Montag, den 2. Januar an zu arbeiten. In einem Dorf in der Nähe von Haifa. Es heißt Kfar Tikva und war vor 40 Jahren ein Kibbuz. Jetzt ist es ein Behindertendorf, in dem Überlebende aus dem 2. Weltkrieg (inzwischen auch andere) Erwachsene oder ältere, behinderte Menschen leben. Sie leben alle recht selbstständig in Zwei-Personen-Häuschen.
Als Volunteer hat man die Aufgabe, in den Workshops mitzuhelfen, einigen, die Hilfe bei der Hygiene benötigen, zu unterstützten und morgens beim Aufstehen und Anziehen behilflich zu sein. Aber auch solche Dinge wie Essenausgabe und Fahrten zum Arzt oder in die Stadt gehören zur Aufgabe der Volunteers. Ich soll dann ab Dienstag eine Frau betreuen, die leider weder Deutsch noch Englisch kann. So versuche ich jetzt die wichtigsten Hebräischbrocken auswendig zu lernen. Ansonsten werden wir sehen, wie das mit der Verständigung klappt. Das werde ich dann demnächst berichten.
Euch allen ein schönes und erfolgreiches Jahr, feiert schön. Ganz liebe Grüße!