Wieder Neues
Für sullenGirl ist Familienbesuch im Anmarsch und die Wohnung soll blitzen. Wenn da nicht die beiden neuen Katzen wären, die unglaublich viel Dreck machen.
Der heutige Sonntag wird seinem Namen gerecht. Ich bin entspannter als gedacht. Mich plagen Kopfschmerzen, da Wetterumschwung, aber obwohl meine letzte Woche auch echt eher stressig war, bin ich einfach von Grund auf zufrieden.
Natürlich gibt es Kleinigkeiten, die nerven.
Unsere Katzen zum Beispiel, die in mein Bett pissen! Sehr nervig. Wir haben jetzt Katzen. Eine Kunsttherapeutin kennt eine kranke Frau, die sich nicht um ihre zehn Katzen kümmern kann und deswegen hat Basia diese quasi weiter vermittelt. Wir haben zwei. Eine der beiden heißt tatsächlich Maria und da die zweite so einen Punkt im Gesicht hat, habe ich sie nach mir benannt. Naja, das ist etwas bescheuert, aber ich glaube, den Katzen ist es eh ziemlich egal, wie sie heißen.
Aber sie machen echt viel Dreck und wir sind alle gerade sehr faul. Aber bis spätestens nächsten Freitag muss es hier blitzen: Meine Familie wird kommen. Und das klingt so bedrohlich, wie es auch ist: Mama, Stiefpapa, Bruder und Freundin und sogar meine Oma! Schön, dass ich tatsächlich Teil so eines verrückten Haufens bin, der zu fünft im Auto mal für ein Wochenende nach Polen fährt, mal gucken, Fotos schießen, alles aufessen, viel Dreck hinterlassen und wieder verschwinden - ich freu mich schon so!
Und danach geht es gleich weiter: Ich hatte ne kleine Polenreise geplant, eigentlich allein, als Abenteuer (Polen im Zug, Zug in Polen, einfach toll!), aber vermutlich kann mich mein schöner Freund begleiten - das heißt, ich werde Ostern nicht alleine verbringen und auf so richtiges Ostern habe ich gerade große Lust.
Überall bereiten sie Osterdekorationen vor und es erinnert mich daran, wie wir als Kinder Eier bemalt haben. Und ich denke daran, dass mein Bruder bis heute noch jedes Jahr Eier gesucht haben, im Garten meiner Oma. Ich steh ja gar nicht auf solche Möchtegern-Tradition, aber das ist nicht Möchtegern, das ist wirklich schön. Ostern ist also mit meinem Freund geplant und danach steht das Mid-Term-Meeting an. Ich werde im April nicht viel zu Hause sein. (Das habe ich gerade wirklich geschrieben: „zu Hause"!)
Es ist aber auch so schon viel genug los. Das Theaterprojekt hat zwar immer noch nicht gestartet, aber dafür das „Großer Bruder - große Schwester"-Ding. Mein erstes Treffen mit Jacek fand ich eigentlich sehr cool, sehr seltsam, sehr krass. Diese kleine Wohnung mit zwei Zimmern für drei erwachsene Menschen. So kommt man dann doch dahinter, dass Polen wesentlich ärmer sind/ist. Auf den ersten Blick erscheint es ganz und gar nicht so. Ganz und gar nicht. Die Polinnen sind meisterhaft gekleidet und niemand macht auf mich den Eindruck, große, existenzielle Probleme zu haben. In Deutschland schaut man in wesentlich pessimistischere Gesichter.
Das zweite Treffen mit Jacek war hingegen furchtbar. Vor allem war ich zu müde, um mit ihm zu reden, mit seiner Mutter, auf polnisch oder schlechtem englisch, das polnische Essen, natürlich, der komische Kuchen, drei Stunden lang und ich wollte nur schlafen. Es war mein erster Tag an meinem neuen Arbeitsplatz. Denn Maria und ich haben einfach schon zwei Wochen früher getauscht. Maria ging es so schlecht, dass sie so schnell wie möglich etwas ändern wollte (und ich war auch dafür, zwei Wochen können zu viel sein). Ob es nun besser wird, werden wir sehen. Maria scheint allgemein Probleme zu haben, mit was auch immer. Sie versucht es gern zu verstecken. Ich finds sehr schade, denn dann muss sie das ab und zu anders rauslassen, möglicherweise an mir. Und das beeinflusst unsere Beziehung leider nicht besonders gut und dabei haben wir eigentlich ne Menge Dinge die wir teilen könnten.
Gut, es sind wirklich ne Menge Dinge zurzeit, die so passieren, die mir so im Kopf sind. Anfang der Woche ging es mir jedenfalls nicht so gut: Mein Freund war gerade wieder abgereist (und wir hatten ein so cooles Wochenende. So schön, mit jemanden zusammen zu sein, der ein ähnliches Lebensgefühl hat, die richtige Mischung einfach), ich war müde, einen anstrengenden Tag und habe leider nicht so gute Nachrichten von zu Hause bekommen. Ja, Montag war scheiße.
Aber die Woche über habe ich mich sehr gut im Daily Center eingelebt. Es ist wirklich nicht so schlimm, wie ich dachte. Gar nicht. Ich denke, die Therapeuten dort geben sich jetzt auch etwas mehr Mühe. Und es gefällt mir, dass sie dort kaum Englisch reden und ich mich mit dem Polnisch noch mehr ranhalten muss.
Polnisch... Ich wollte nach drei Monaten sprechen und verstehen können. Sprechen - gut, vielleicht. Aber nie verstehe ich etwas. Nic! Nic nie rozumiem! Im Polnischen gibt es die doppelte Verneinung und die passt da gerade ganz gut. Dumm fühle ich mich! Und die deutsche Schuld in mir will nie zugeben: przepraszam, jestem Niemka, dass ich Deutsche bin. Vielleicht ist das noch dümmer. Leider habe ich gerade wirklich nicht viel Zeit noch mehr zu lernen, dabei macht es mir so viel Spaß.
Heute hat Maria Pfannkuchen zum Frühstück gemacht.