Wie ist das Leben in Litauen?
Kleine und große Unterschiede zwischen Deutschland und Litauen!
Ah du lebst jetzt in Litauen, das ist das kleine Land da oben oder? Wie ist es da so? Kriegst du alles im Supermarkt wie in Deutschland?
Das sind Fragen die mir gerne gestellt werden. Die meisten Deutschen machen in Spanien, Österreich, Türkei oder Italien Urlaub, wenige haben Litauen auf dem Schirm, weswegen viele Leute keine wirkliche Vorstellung von dem Land haben. Kleiner Spoiler: mein Leben hier, könnte ich genauso auch in Deutschland leben. Doch ein paar kleine Unterschiede gibt es dann doch.
Fangen wir doch mal mit dem Essen an. Die Litauer*innen stehen voll auf Gryki. Die ersten drei Monate wusste ich überhaupt nicht was das ist, bis ich es dann doch mal gegoogelt habe: Buchweizen. Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich das je in Deutschland probiert habe. Doch hier ist das mit die beliebteste Beilage und wird im Kindergarten mindestens einmal wöchentlich serviert. Am Anfang hat es mir wirklich überhaupt nicht geschmeckt, doch inzwischen muss ich sagen, dass ich mich echt an den Geschmack gewöhnt habe. Ich konnte mich sogar dazu durchringen, es selber zu kaufen und das ein oder andere Gericht damit auszuprobieren. Denn im Kindergarten wird es immer nur mit Butter und Zimt angeboten und das ist eine ganz schön trockene Angelegenheit.
Doch nicht nur an Buchweizen habe ich mich inzwischen gewöhnt, auch Hüttenkäse steht auf meinem wöchentlichen Speiseplan. Denn auch Hüttenkäse ist hier stark vertreten. Zwar ist die deutsche Übersetzung Hüttenkäse, jedoch entspricht der beliebte Hüttenkäse, nicht meinen ursprünglichen Vorstellungen eines Hüttenkäses. Denn hier ist es ein zerkrümeltest etwas gemacht aus Sauermilch, was sich gut für Pfannkuchen eignet, die für mich jedoch wie Käsekuchen schmecken. Auch an diesen Geschmack musste ich mich erstmal gewöhnen. Doch auch hiervon sind die Regale voll.
Soviel zum Essen. Machen wir doch mal mit alltäglichen Dingen weiter:
Als ich das erste Mal mein Badezimmer betreten habe, dachte ich mir, wie genau soll die Dusche angehen? Glücklicherweise habe ich es ziemlich schnell herausgefunden. In vielen Altbauten, gibt es nur ein Wasseranschluss für Dusche und Waschbecken. Ein Hebel ermöglicht, die einfache Umstellung zwischen dem Strahl aus der Dusche und dem aus dem Wasserhahn. Dies kann jedoch auch nach 4 Monaten mir ganz schön die Laune am frühen Morgenverderben, wenn ich verschlafen den Wasserhahn aufdrehe und ich erstmal einen eiskalten Strahl Wasser aus dem Duschkopf ins Gesicht bekomme. So wird man wenigstens wach…:)
Auch die Haustüre öffnet man nicht einfach mit einem Haustürschlüssel, sondern mit einem Zahlencode. Dies funktioniert meistens, indem man drei Knöpf gleichzeitig eindrückt. Teilweise ist das kaum möglich, weil der Türcode so ungünstig gewählt wurde, dass man seine Finger ganz schön verrenken muss. Bevor Besuch kommt, wird also immer der Türcode weitergegeben, weil eine Klingel gibt es am Hauseingang auch nicht und man möchte seinen Besuch ja ungerne in der Kälte warten lassen.
Ohne Bolt geht nichts. Bolt ist eine App über die man ein Auto mieten kann, ein Taxi bestellen kann, sich Essen liefern lassen kann oder E-Scooter fahren kann. Sehr vielfältig und dient vor allem der Bequemlichkeit. Bolt hat seinen Hauptsitz in Estland und ist in allen drei baltischen Staaten stark verbreitet. Man hinterlegt einfach seine Kreditkarte und kann darüber alle Angebote bezahlen. Da die Busse aufhören um 23:00 Uhr zu fahren, ist ein Bolt Taxi echt eine bequeme und kostengünstige Alternative. Denn das einzige was man machen muss, ist sein Wunschziel einzutippen und anschließend ein BoltTaxi auszuwählen, was meistens unter 5 Minuten an Ort und Stelle ist. Pro Kilometer zahlt man um die 85 Cent. Das ist Abhängig vom Tag und auch von der Stadt. Kaunas ist dort wesentlich billiger, als Vilnius beispielsweise. Für mich ein super komfortables Angebot, doch wie die Autofahrer*innen dadurch einen Gewinn erzielen könnten, ist mir schleierhaft.
Wie Reich ist Litauen? Gute Frage, auf jeden Fall gibt es hier schon einen Unterschied zu Deutschland. Zwar braucht man hier nicht so viel Geld um den monatlichen Bedarf zu decken. Dennoch ist beispielsweise das Gehalt einen Lehrers echt wenig. In meiner Schule – wie in allen anderen Schulen in Litauen auch - verdient ein Grundschullehrer Netto unter 800 Euro im Monat. Geht ein Kind in den Waldorfkindergarten ganztags, ist der monatliche Beitrag 200 Euro. Ab dem dritten Kind wird es dann deutlich billiger und auch die Schulgebühren gehen pro Jahr zurück, bis es am Ende nur noch knapp 40 Euro pro Monat sind. Wenn ein Elternteil in irgendeiner Form in der Schule/Kindergarten mitwirkt, muss man nur noch 70% des Geldes zahlen. Jedoch finde ich 140 Euro für ein Grundschullehrer*innen Gehalt relativ viel bzw. das Gehalt ziemlich wenig. Zwar sind Wohnungsmieten, der ÖPNV oder auch Internetverträge deutlich billiger, dafür sind hier die Lebensmittel mindestens genauso teuer wie in Deutschland.
Zwar gibt es kleine Unterschiede, doch für einen Kulturschock hat es auf jeden Fall nicht gereicht! :)
Quellen:
https://www.urbanadventures.com/blog/guide-lithuanian-cuisine/#:~:text=Another%20cornerstone%20of%20Baltic%20food,as%20my%20favourite%3A%20in%20pancakes.
http://www.localtaste.lt/dishes/cottage-cheese/
https://en.wikipedia.org/wiki/Bolt_(company)
https://valdorfas.org/en/mokestis/
https://www.sparkasse.de/themen/urlaub-und-reise/so-machen-die-deutschen-urlaub.html