Wie ein Fisch im Wasser
Ein Ausflug zu Valencias neuem Wahrzeichen
Als unser Gastgeber und nicht professioneller, aber dafür umso enthusiastischerer Stadtführer Luís Miguél nach einer Siesta im Park von Valencia beschließt, dass wir unbedingt noch die Oper und das Aquarium anschauen müssen, bin ich zuerst nicht begeistert, da wir zu diesem Zeitpunkt seit dem späten Vormittag herumlaufen und die Sonne schon lange Schatten wirft. Aber es soll ja nicht so weit weg sein. Der Weg hin ist sehr angenehm fürs Auge, ein trockengelegtes und bepflanztes Flussbett zieht sich als Band an der gesamten Innenstadt entlang, ein schmaler, aber trotzdem sehr schöner Park. Unter mehreren großen Brücken für Autos und Fußgänger hindurch, eröffnet sich plötzlich ein imposanter Ausblick.
Ich weiß zwar, dass diese Gebäude unter anderem ein Aquarium, Museum und 3D-Kino sind, aber wenn ich es eben nicht besser wüsste, wähnte ich mich auf einer Marskolonie. Die Sonne bestrahlt die in weiß, blau oder grau gehaltenen Gebäude, zwischen ihnen lange Wasserbecken, die glatt und unwirklich daliegen. Ein halbes Oval, überzogen von filigran aussehenden, skelettartigen Streben ragt wie ein Fisch aus dem Wasser, dahinter lugt etwas hervor, was wie eine riesige Harfe aussieht. Einmal umrundet, entdeckt man ein anderes Gebäude, das wie ein Tier vor dem Sprung auf dem Boden hockt. Wir staunen alles lange an.
So viel Freiraum und so viel Aufwand für die „Ciudad de las Artes y de las Ciencias“ (auf deutsch: die Stadt der Künste und Wissenschaft), Valenicas neues Wahrzeichen. Erdacht und erbaut von zwei valencianischen Architekten, dient es der Information und Unterhaltung, der Bildung und auch der Entspannung der Bürger der Stadt und ihrer Besucher. Für jeden gibt es etwas, im Kino werden Dokumentarfilme gezeigt, in der Oper gibt es auch Theaterstücke und Konzerte zu sehen und zu hören, und das Aquarium gehört zu den größten Europas.
Ein durchweg beeindruckendes Projekt, meisterlich ausgeführt. Oder? Über einen der beiden Architekten, Calatrava, ist nicht nur Positives bekannt. Er wurde wegen Mängeln an seinen Bauten bereits verklagt und verurteilt, und die Stadt Valencia gibt, laut Auskunft von Luís, pro Jahr mehrere Millionen für Reparaturarbeiten seines Wahrzeichens aus. Ein Gebäude hat sehr imposante, überhängende „Stacheln“ als Dach, aber leider fallen sie des Öfteren herunter. Und so sieht man die futuristischen Bauten sehr oft in Gerüste gehüllt, was ihrer Schönheit leider viel Abbruch tut. Aber das hat auch Vorteile: Es fühlt sich noch kostbarer an, sie in reiner Gestalt betrachten zu können.