Where has all the time gone...
Wie sehr sich doch alles verändert hat, in den zwei Monaten, die Blauborn jetzt in Finnland ist. Das anfängliche Heimweh, die Einsamkeit zunächst – alles passé. Sie liebt Land, Arbeit und die neuen Freunde.
„Where have all the flowers gone?" heißt es in einem Lied von Pete Seeger. Ich dagegen frage mich, wo all die Zeit hin ist. Nun bin ich schon über sechs Wochen hier in Kokkola und im Gegensatz zum Beginn rennen die Tage nur so dahin... Und somit auch die Wochen und Monate. Ja, nächste Woche bin ich bereits zwei Monate hier....
Was soll ich sagen... Es ist toll hier. Seit meinem letzten Eintrag vor über einem Monat ist viel passiert. Viel zu viel, um alles zu erzählen. Romane will ich keinem antun. ;-)
Sechs Wochen hier und die Unterschiede seit dem Beginn sind gewaltig:
Die Tage werden zusehends kürzer und dunkler. Erst war es schon hell um sieben Uhr morgens, wenn ich aufgestanden bin. Jetzt geht die Sonne erst nach neun auf...
Meine Arbeit macht mir gewaltig viel Spaß! Ich dachte anfangs wirklich, dass ich nicht warm werde mit der "Stelle" als Assistentin in einer ersten Klasse. Mittlerweile will ich "meine" Kids nicht mehr missen! Sie sind so süß! Überhaupt nicht mehr schüchtern. Es ist so toll, mit ihnen zu arbeiten. Vor allem, wenn man die Fortschritte sieht und weiß, dass man seinen Anteil daran hat. :-)
Mein Heimweh, das mich zu Beginn fast in den Wahnsinn getrieben hat, ist besiegt. Ich war einfach zu einsam in der ersten Zeit und hatte somit viel zu viel Zeit zum Nachdenken. Nun ja, Langeweile, das Wort ist mir seit einiger Zeit ein Fremdwort... Ich kann wirklich nicht klagen. Ich habe immer irgendetwas zu tun. Das liegt nicht zuletzt daran, dass ich mittlerweile viele tolle Leute kennen gelernt habe. Hier ist es wirklich nicht schwer, Kontakte zu knüpfen. Viele davon sind aber leider auch sehr oberflächlich. Mehr als ein "Hello, how are you" ist oftmals nicht drin. Richtig gut verstehe ich mich nur mit einer handvoll. Diese Freundschaften sind mir aber allemal mehr wert. Und sie haben mir geholfen, mich hier heimisch zu fühlen. Es ist gut zu wissen, dass es hier in Tankarri (unserem Viertel) Menschen gibt, zu denen man jederzeit gehen kann, egal was ist.
Kokkolan Nightlife ist auch nicht ohne. Hier gibt’s permanent Party im Viertel. Die Pubs sind auch richtig schön. Gestern war ich mit Joanna, einer griechischen Freiwilligen und Suzanne, meiner Mitbewohnerin, erst Pizza essen und dann im "English Pub" Billard spielen. War toll und verlangt nach Wiederholung...
Finnische Lebensart habe ich auch schon hautnah kennen gelernt. Ich meine, ich wusste ja, dass Finnen gern mal einen, gern auch viel, trinken. Aber bis ich hier das erste Mal einen sturzbesoffenen Finnen gesehen habe, hatte ich keine Ahnung, wie viel VIEL ist. Nämlich richtig viel. Es ist zum Teil doch, erschreckend derart wankende Kerle zu sehen, bei denen man denkt, dass sie jeden Moment tot umfallen. Ohne Scherz! Und es ist auch abstoßend, Samstagabends um halb acht eine sturzbetrunkene Frau am Geländer entlang wanken zu sehen. Ich weiß noch nicht, ob ich mich damit anfreunden kann. Vor allem, da ich selber ein Mensch bin, der keinen Alkohol braucht, um aus sich heraus zu kommen. Die Finnen dagegen schon. Die können richtig belastend werden...
Da ist es wirklich von Vorteil, Finnisch zu können. Und das kann ich, wenn auch nur ein bisschen: "Puhun vähän suomea!" Und wenn ich mich endlich mal hinsetzen und richtig lernen würde, könnte ich auch endlich mal mehr verstehen und sagen. Auf Papier kann ich schon viel. Im Kopf noch nicht. Permanent vergesse ich Vokabeln. Ich sollte mich wirklich wöchentlich zwingen und eine Stunde lernen.
So wie ich meinen wöchentlichen Rhythmus mit Sauna habe. Mittwoch und Freitag ist hier in Tankarri Sauna. Na ja, was soll ich sagen. Sauna und ich – Liebe auf dem ersten Blick! "Einmal gepoppt, nie mehr gestoppt", heißt es in der Pringles-Werbung. Seit dem ersten Saunabesuch bin ich süchtig nach Sauna und gehe so gern hin! Ich liebe Sauna!
Und die finnische Natur! Atemberaubend! Umwerfend! Unglaublich! Man kann in Fotos nicht festhalten, was man mit seinen eigenen Augen sieht! Auf Bildern kann man nur erahnen, wie wundervoll es hier ist!!
Ich liebe mein derzeitiges Leben. :-)