Wenn Routine und Fortschritt sich im Weg stehen
Der verflixte erste Monat - oder wie ich jetzt schon die Dinge anders betrachte und lerne.
Hallo allerseits,
ich weiß, ich weiß, es ist eine Weile her seit ich mich das letzte Mal gemeldet habe. Aber das bedeutet ja nur, dass ich mich hier eingelebt habe und mein Leben hier weitergeht.
Also kurzer Rückblick: was ist passiert?
In den Wochen nach meinem letzten Beitrag lief alles erstmal nach Plan. Town and shopping, town and library, hub (Community Center), hub, cats or cooking. Wir füllen freitags ein Diary für die kommende Woche aus und ich konnte vor ein paar Wochen alles eintragen ohne auf den Plan auf meinem Handy zugucken, hell yeah.
Mit Helen hatte ich zwei Meetings. Wir haben über meine Arbeit gesprochen, die findet sie übrigens "fantastic. So full of energy and life. I like it." Aber wir haben auch über die drei Damen, vor allem Susan, gesprochen.
Die Themen Routine und Fortschritt stehen dabei im Vordergrund. Wie kann man verhindern, dass Routine zum Stillstand führt? Wie kann man Routine und Fortschritt verbinden? Wie geht man vor, damit ein Leben basierend auf Routine nicht mit Fortschritt und Veränderungen überfordert wird?
Susan hat Autismus. Sie mag keine großen Veränderungen und lebt für ihre Routine. Ihre Routine beinhaltet alles was sie mag, die Bücherei, das Community Center und Katzen. Aber das bedeutet auch, dass das Leben etwas eintönig ist. Außerdem soll sie weiterhin Fortschritte hin zur Selbstständigkeit machen. Susan ist vor knapp 7 Monaten in das Haus in Downham eingezogen. Den Fortschritt und die Selbstständigkeit, die sie durch den Umzug und das neue Leben erlangt hat ist, laut Helen, Silvia und allen Mitarbeitern in Downham, sofort merkbar. Jetzt hat sie sich an die Routine gewöhnt und innerhalb ihres Ablaufes fast maximalen Fortschritt gemacht. Es wird Zeit die Routine zu verändern um den Fortschritt weiterhin zu fördern.
Und das Schlagwort dabei ist langsam.
Vor drei Monaten hatte Helen schon probiert Susan zum Schwimmen zu bringen. Sie haben es bis in die Umkleiden geschafft, da war aber Schluss. Jetzt startet ein neuer Versuch.
Anstatt dienstags in Downham zu bleiben, sind wir nach Kings Lynn gefahren und dort in die Bücherei gegangen. Den Dienstag darauf wieder. Den Dienstag darauf haben wir neben der Bücherei auch das Café des Schwimmbads besucht. Diesen Dienstag haben wir uns auf die Bänke im Schwimmbad gesetzt. Kommenden Dienstag nehmen wir Schwimmsachen mit. Es sind zwar kleine Schritte, aber es sind Schritte.
Letzten Mittwoch waren Susan und ich noch kurz im Büro bevor wir in den hub gegangen sind. Sie wollte unbedingt von ihrem Erfolg erzählen. Auch wenn sie am Anfang gegen die Idee ins Schwimmbad zugehen war, jetzt ist sie praktisch Feuer und Flamme. Alle im Büro waren begeistert.
Ich gehöre eher den pessimistischen, ungeduldigen und sarkastischen Menschen an. Wenn etwas nicht klappt, weg damit. Ich fange nicht gerne neue Aufgaben/Sportarten/was auch immer an, wenn ich nicht vorher weiß, dass ich nicht komplett scheiße darin sein werde. Meine Komfortzone ist eben bequem. Aber in den letzten Wochen habe ich so einiges gelernt. Vor allem: Man sollte die kleinen Erfolge im Leben feiern.
Es muss nicht immer alles sofort klappen, kleine Schritte sind auch Schritte. Und es ist genug Zeit. Veränderung und neue Aufgaben können schwierig sein aber man kann sich ran tasten. Man wächst mit seinen Aufgaben. Mit 11 habe ich noch nicht mal an Abitur gedacht und mit 15 hatte ich fast Todesangst davor. Und jetzt habe ich es geschafft, Mein 11- und mein 15-jähriges Ich hätten das nicht. Aber das mussten sie auch nicht weil sie sich nur darauf vorbereitet haben.
Was ich sagen will ist simpel. Ich sollte mir ein Beispiel an Susan nehmen. Auch wenn etwas nicht sofort klappt und auch wenn sie dabei Unterstützung braucht, sie wird schwimmen gehen. Es geht nicht darum Rom an einem Tag zu erbauen. Sondern sich erstmal Materiealien dafür zu holen.
Es ist erstaunlich was alles in einem Monat passieren kann. Die kommenden Monate werden hoffentlich genauso und ich freue mich drauf.
Bis dahin,
Emma
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