Weihnachtsmarkt im Schatten der Waffen
Bock auf Glühwein? Ohne Maschinenpistolen unmöglich!
In Potsdam hat der Winter zwei Facetten. Während eine sehr kalt ist, ist die andere ganz warm. Der Weihnachtsmarkt auf der Brandenburger Straße gehört in dieser Hinsicht zu der Letzteren. Für diejenigen zum Beispiel, die die ähnlichen Gerüche ihrer Küche aus der Heimat vermissen, bietet dieser schöne Markt zahlreiche Möglichkeiten an und tröstet das Heimweh ein kleines bisschen mit seinen leckeren Spezialitäten. Außerdem ist er auch ein sehr guter Treffpunkt für die Freunde, die einen Abend zusammen verbringen wollen, indem sie sich an einen Stehtisch anlehnen und miteinander quatschen.
Für mich, einen Freiwilligen in der Potsdamer Innenstadt, spielt er natürlich auch eine sehr große Rolle. Obwohl es bei uns keine solche Tradition gibt, sobald ich Hunger bekomme und mir auf dem Markt was zum Essen gönnen gehe, habe ich irgendwie das Gefühl, als wäre ich bei meinen Großeltern und nicht so weit weg von zu Hause. Vielleicht wegen leckeren Kuchen und Keksen von bunten Ständen -oder einfach wegen dem Knoblauchbrot, wer weiß... Aber auf jeden Fall ist dieses Gemüt der Grund, warum ich mich jedes Mal darüber freue, wenn ich in diese beleuchtete Welt eintauche und mich langsam den Verkäufern nähere, während ich mir gleichzeitig darüber Gedanken mache, ob ich gerne „ein“, „einen“ oder „eine“ Wurst hätte.
Doch die Artikel sind nicht das Einzige, was meinen Kopf auf dem Markt beschäftigt. Genauso wie sie ist die Anwesenheit der Polizisten, die seit dem Beginn der Weihnachtszeit zu zweit mit Maschinenpistolen den Weihnachtsmarkt entlang patrouillieren, auch sehr schwer zu verstehen. Anscheinend sind sie nicht da, um eine Tüte gebrannte Mandeln zu holen. Aber was haben sie eigentlich da zu suchen? Und was machen sie genau? Sollen wir uns irgendwie sicher fühlen, weil sie mit ihren Waffen in der Hand hin und her laufen? Fürchten die potenziellen Täter sich vielleicht davor und geben sie auf?
Ich glaube nicht. Offensichtlich funktionieren sie nur als eine billige Sicherheitsillusion. Wie eine oberflächliche Leibesvisitation. Deshalb werden sie bloß nicht wahrgenommen. Laut Angaben lokaler Zeitungen konnte der jegliche Zweifel unter Potsdamern nicht ausgeräumt werden und aus diesem Grund haben die Karussellbetreiber dieses Jahr weniger Besucher. Noch dazu ist der Fund eines verdächtigen Pakets Anfang Dezember ein Zeichen dafür, dass der Terror ganz neue Gesichter bzw. Methoden haben kann. Aber wie kommt es, dass die Polizei immer noch die gleiche steinalte Art und Weise hat!? Ist es das, was sie unter der Erhöhung der Sicherheitsmaßnahmen verstehen? Aber na ja. Zumindest haben sie ja keine Pferde...
Zum Schluss muss ich sagen, dass es mich sehr stört, unterwegs auf dem Weihnachtsmarkt ständig bewaffnete Polizisten zu sehen. Sie sind demnach wie die andere Seite der Medaille. Sie symbolisieren also die kalte Facette des Winters und passen nicht ins Bild dieser friedlichen und warmen Atmosphäre. Lasst uns deshalb den Glühwein ohne Schüsse, sondern mit Schuss genießen.
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