Von Sonnenuntergängen auf dem Ärmelkanal, neuen Freuden und Wellenschutz
Das Abenteuer hat begonnen!
Am Montag, dem 29.8.2016 war es endlich soweit! Um 8 Uhr morgens haben wir uns Bonn bei der Schwesternschaft des deutschen roten Kreuz in Bonn getroffen. Der Abschied von meinen Eltern war sehr schwer, aber wir haben uns dann alle gegenseitig getröstet.
Um 8:30 kam dann endlich der Reisebus mit ca. 50 Sitzplätzen und unser Gepäck wurde eingeladen…Mit einer dezent kleinen Gruppe von 13 Freiwilligen, 1 Betreuerin und 2 coolen Busfahrern war dann um ca. 9 Uhr Abfahrt…Alle Tränen waren mittlerweile zum Glück getrocknet und so begann hinten bei uns im Bus eine heiße Uno-Partie. Nach 1 h der erste Halt in Aachen, da wir Deutschland noch ordentlich tschüss sagen wollten. Nach 2h der nächste Stopp irgendwo in Belgien und danach ein „Sprint“ nach Calais. Hofften wir zumindest, bis wir in Frankreich auf einen mega Stau stießen, verursacht durch eine Polizeikontrolle für die alle Autos einmal von der Autobahn abgeleitet wurden. Warum auch immer?! Das Erreichen der Fähre um 16:00 erschien in weiter Ferne. Doch langsam aber sicher näherten wir uns Calais und konnten sogar noch den „Calaisjungle“ beobachten, der faszinierend und traurig zugleich dort am Hafen liegt.
Um 16:30 kamen wir schließlich im Hochsicherheitstrakt, dem Hafen in Calais, an. Alles war durchs Militär überwacht und während wir wie nicht anders erwartet durch die Passkontrolle mussten, wurde unser Bus von einem Spürhund durchsucht. Die Fähre um 17:00 war leider voll, sodass aus 16:00 schließlich 18:30 wurde. Das Warten haben wir uns mit Gruppenspielen in der Sonne schön gemacht und dann durften wir 1,5 h bei schönstem Wetter die Überfahrt und den Sonnenuntergang genießen.. Um 20:00 MEZ und 19:00 GMT kamen wir endlich in Dover an. Von dort waren es nochmal 2,5 h nach Brighton wo unser „On-Arrival Seminar“ vom British Red Cross stattfand. Ca. 22:30 waren wir am Hotel, wo wir von allen Freiwilligen und unserer Koordinatorin empfangen wurden. Erstmal gab es Abendessen, für mich ein bisschen zu spät (man bedenke mein Jetlag) und dann konnten wir auch endlich unsere Zimmer beziehen. Mir wurde zunächst ein Einzelzimmer zugeteilt, da meine Mitbewohnerin fürs Hotel leider Visaprobleme hatte. Aber schnell hatten wir herausgefunden, dass ich nicht die einzige war, sodass ich mit Anika in ein Zimmer ziehen konnte. Natürlich haben wir erstmal geschlafen, nach 13h Busfahrt war der dringend benötigt.
Am nächsten Morgen um 8:30 ging das Seminar offiziell los. Wir begannen mit einem Spaziergang zur Bank, da wir dort alle im Laufe der Woche hin mussten um einen Account zu eröffnen. Dann ging es zurück und wir begannen mit Kennenlernspielen. Schließlich sind ausser den 15 Deutschen auch noch 3 Finnen, 4 Portugiesen, 3 Franzosen, 1 Belgierin und 2 Armenier dabei. Um 10:30 hatte ich zusammen mit Verena (meiner Mitbewohnerin in Liverpool) den Termin bei der Bank. Es war ganz okay dort, die Frau war ein bisschen grimmig und alles war ein bisschen verwirrend, aber es lief schließlich alles ohne Probleme ab (Wenn man mal vergisst, dass die Bestätigungssms bis heute noch nicht angekommen ist).
Zurück im Hotel fing dann auch der erste Teil von unserem “ BRC Foundation Programme“ an. Ben, unser Leiter erzählte uns viele Dinge zum Thema „looking after ourselves“, an die ich mich leider nicht mehr so richtig erinnere weil ich vom vielen Englisch sprechen einfach nur todmüde war. Der beste Teil vom Seminar war der Part, in dem wir üben durften wie man richtig mit einem Rollstuhl umgeht. Um 18 Uhr abends war das Seminar erstmal beendet, bevor wir uns um 18:30 getroffen haben um Fish&Chips essen zu gehen. Dazu sind wir in ein Fish&Chips Restaurant auf dem berühmten Brightonpier gegangen und konnten gleichzeitig noch den Sonnenuntergang beobachten… Für mich waren es das erste Mal Fish&Chips, da ich mich als ich zuletzt in England war, noch vegetarisch ernährt habe… Ich muss zugeben, dass es mir nicht soo gut geschmeckt hat. Ich bin eigentlich kein Fischfan, aber daran lag es noch nicht mal. Es war einfach viel zu greasy (fettig) wie fast alles hier. Aber ich bin ein riesen Fan von Chips mit Vinegar, der englische ist meiner Meinung nach einfach nur traumhaft.
Nach dem Essen wurden wir je nach WGs und Einsatzorten in 4er oder 5er Gruppen unterteilt. So war ich mit meinen 2 Liverpool- und den 2 Prestonmädels unterwegs um auf einer Rallye die Stadt zu erkunden. Spaß hatten wir auf jeden Fall [] Aber wir sind nur knapp am Sieg vorbei geschrammt. Nachdem wir uns alle im Hotel getroffen hatten, ist der Großteil der Meute in ein Pub gegangen während ich mit meiner Zimmermitbewohnerin und einem anderen deutschen Freiwilligen aus Bristol ein Cider am Strand getrunken habe… Back at the hotel haben Anika und ich dann noch zusammen Gitarre gespielt – es war mittlerweile nach 12 Uhr. Ich glaube, dass wir so gegen 1:30 im Bett waren.
Next day: Frühstück im Hotel, ab 9:30 dann Seminar „Looking after others“ Ein Teil davon war ein Mini erste Hilfe Kurs, bei dem wir uns gegenseitig verschiedene Techniken beibringen sollten. Ich fand es sehr schön, dass die Gruppen immer mal wieder durchgemischt wurden, sodass man am Ende mit jedem was gemacht hatte.
In der Mittagspause habe ich ein Geschenk für meinen Secret friend gekauft, den wir am Montag ausgelost hatten und dem wir alle ein kleines Geschenk für Donnerstag kaufen sollten. Zwischen dem Seminar und dem Abendessen hatte ich dann zusammen mit Anika, Verena und Felix eine Gitarren- und Singsession in unserem Zimmer. Abends gab es ganz unspektakulär Gnocchi mit Tomatensauce im Hotel und zum Nachtisch eine Käseplatte. Und ich hab zum ersten Mal in meinem Leben ein Chutney gegessen… Nicht dass ich das noch nie probiert hätte, ich mochte nur bis jetzt noch keines (sorry Mama). Nach dem Abendessen bin ich mit ein paar Mädels ein bisschen durch die Stadt gezogen und während ein paar andere am Strand geblieben sind, bin ich mit Ani (Finnin) und ein paar Jungs zurück ins Hotel gegangen weil wir müde waren.
Der letzte Seminartag war der Donnerstag. Inhaltsmäßig war es der härteste aber auch der interessanteste Seminartag meiner Meinung nach. Es ging um „Safeguarding“ und darum als Ansprechpartner vom British Red Cross da zu sein. Leicht war es auf keinen Fall darüber zu sprechen und nachzudenken, aber es war auf jeden Fall interessant und hat mir in gewisser Hinsicht auch Spaß gemacht. Außerdem haben wir an dem Tag noch Videos von den Ehemaligen Freiwilligen geguckt, die sie für uns auf deren Abschlussseminar Anfang August gemacht haben, um uns vorzubereiten. Dann durften wir auch noch Videos für uns selbst aufnehmen, in denen wir über unsere Ängste und Wünsche sprechen konnten und die wir uns dann auf unserem Abschlussseminar nochmal angucken dürfen.
In der Mittagspause habe ich mit Verena nochmal so ein bisschen das Viertel hinter unserm Hotel abgecheckt, welches sehr süß war mit vielen kleinen Geschäften und dort habe ich auch 4 ganz süße Postkarten gekauft, über die sich ein paar Menschen hoffentlich freuen werden. Nach der Mittagspause gab es dann auch die Geschenkrunde von unseren Secret Friends, in der ausgerechnet ich von 2 Menschen Geschenke bekommen habe. Und guess what?! Ich hab von beiden fast dasselbe bekommen [] Und zwar jeweils 2 Plektren für die Gitarre und noch andere Kleinigkeiten. Danke nochmal Tobi und Sabrina [❤] . Das letzte „Festmahl“ zusammen fand dann in einem Pub statt, wo es für mich als Vorspeise eine riesige Suppe gab und dann noch einen fetten Burger. Ich hab längst nicht alle geschafft, aber es hat sehr gut geschmeckt. Anschließend bin ich mal wieder mit ein paar Mädels an den Beach gegangen, wo wir ein bisschen saßen und gespielt haben. Der Rest hat sich währenddessen im Hotel ein paar Extraportionen Alkohol eingeflößt. Zurück im Hotel musste ich dann mal wieder meinen Koffer packen, den ich leider mehrfach öffnen musste, da ich nicht fähig bin erst zu denken und dann zu packen [] .
Freitagmorgen ab 9 waren wir alle zum letzten Mal in einem Raum, da dann alle nach und nach von ihren Drivern abgeholt wurden um in ihre Einsatzorte gebracht zu werden. Um 9:30 kam dann auch endlich der Driver, der mich, Verena und Sina nach Liverpool gebracht hat, und Vroni und Camella nach Preston gebracht hat. Die Fahrt hat insgesamt 6h gedauert bis nach Liverpool, und war sehr abenteuerlich…
Unser Fahrer hat einmal mitten im Kreisel abgewürgt und war ansonsten auch mehrmals kurz davor. Ich war auf jeden Fall sehr froh, als wir hier waren. Hier wurden wir von Sinas Supervisor Mike empfangen, der uns die Wohnung erklärt hat und uns dann auch netterweise noch eine kleine Tour durch das „Viertel“ gegeben hat und mit uns einkaufen war. Unsere Wohnung hier ist super, wir wohnen sehr zentral, die Shoppingmeile und die wichtigsten Touristenattraktionen sind alle fußläufig in 10min erreichbar. Einziges Manko: Zum nächsten großen Supermarkt muss man dann doch so 15-20 min laufen, in direkter Nähe sind hier nämlich nur „Tesco Express“ Supermärkte…Abends so gegen halb 8 hab ich mich dann naiv wie ich bin auf den Weg gemacht um ein Café mit WiFi zu suchen, hab dabei aber vergessen, dass hier fast alles schon um 6 zu macht…Ich konnte dennoch einen kleinen Sonnenuntergang an den berühmten Albert Docks beobachten, allein deswegen hat es sich schon gelohnt. Die Suche nach WLAN um meine Simkarte zu aktivieren gestaltete sich als sehr schwierig, bis ich schließlich 20 min draussen auf einem Platz vor einer Bank saß (ohne Jacke) und feststellte, dass ich erstmal Geld auf meinem englischen Account brauche um die Simkarte zu nutzen. Auch der Rückweg war alles andere als einfach, ich bin einen riesen Umweg gelaufen, wie ich jetzt weiß aber war dann dementsprechend auch sehr müde als ich wieder zu Hause war…
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