Von Räubern und anderen Gestalten!
Ein Besuch zu Hause und ein toller Ausflug nach Belfast tun Tschumi richtig gut. In ihrer Wohnung kommt sie sich jedoch dann plötzlich vor wie in einem schlechten Krimi.
Ja, ich weiß, jetzt ist schon wieder ein Monat ohne einen Bericht von mir vergangen.
Tut mir Leid, aber jetzt kommt ja wieder was - und das wird vermutlich dafür auch umso länger! :-)
Also, in dem einen Monat ist einiges passiert: Es war mein On-Arrival-Training, ich hatte das erste Mal Besuch empfangen (Chrissi), ich war auf Kurzbesuch zu Hause in Deutschland und vor allem war natürlich HALLOWEEN!
Anfang Oktober kam Christina für ein paar Tage "hoch" nach Dundalk. Die paar Tage waren wirklich sehr schön und vor allem lustig! Ich freu mich schon drauf, sie bald wiederzusehen.
(Ich halt das hier alles sehr kurz, aus verschiedenen Gründen: a) es ist schon so lange her, dass ich mich gar nicht mehr so genau dran erinnere und b) wird sonst der Text wirklich zu lang!)
Mein On-Arrival-Training fand in Sword statt, einem Dorf in unmittelbarer Nachbarschaft zu Dublin. Es war wirklich total cool, endlich mal neue Leute kennenzulernen, die auch in Irland für ein Jahr leben, ihre Sorgen zu hören und ihre Tipps und Tricks, um mit Heimweh umzugehen.
Mit einigen habe ich immer noch Kontakt und habe mir auch fest vorgenommen, sie einmal besuchen zu gehen.
Und dann war natürlich noch mein Kurzurlaub zu Hause in Deutschland! Es waren zwar nur fünf Tage, aber die waren wirklich wunderschön, und es hat mir total gut getan, wieder alle,die mir wichtig sind, zu sehen.
Ich hatte anfangs wirklich Angst davor, dass ich zurück komme und sich hat alles verändert, und ich fühle mich nicht mehr "dazugehörig". Aber Gott sei Dank war es nicht so.
Ich fühlte mich, als wäre ich nie weggewesen! Was wohl auch viel an meinen Freunden lag (vor allem an Nicole), die mir wirklich gezeigt haben, wie viel ich ihnen bedeute! Zwar hatte ich in den ersten Tagen zurück in Irland schreckliches Heimweh, aber das ist jetzt auch wieder vergangen. Und nun freue ich mich einfach nur noch auf den Besuch von Nicole in eineinhalb Wochen und auf die restliche Zeit hier in Irland.
Letzten Donnerstag habe ich (abgesehen von Dublin) meinen ersten größeren Ausflug gemacht.
Es ging nach Belfast. Es war sehr, sehr interessant! Wirklich. Was man da alles noch sieht, und wie die Atmosphäre da in einigen Teilen der Stadt ist, kann man nicht beschreiben, dass muss man einfach live gesehen haben!
Und dass es sowas noch im 21. Jahrhundert gibt, kann man fast nicht glauben. Ich hab mich in einigen Situationen wirklich zurückversetzt nach Berlin nach dem Mauerbau gefühlt. Mitten durch West-Berlin führt eine riesige Mauer, um die Royalisten und die Loyalisten miteinander zu trennen. Zwar gibt es ab und an mal ein Tor, aber diese sind abends,nachts und am Wochenende rund um die Uhr geschlossen.
Erst den Tag vor unserem Besuch gab es wieder einen Bombenanschlag in der Stadt. Es ist einfach zu viel Emotion dabei, um es aufs Papier zu bringen. Dafür fehlen selbst mir die Worte!
Aber dafür habe ich für ein anderes Geschehnis in letzter Zeit umso mehr Worte! Ich hatte zwar einiges um die Ohren in der letzten Zeit, aber in dieser Woche ist unwahrscheinlich viel passiert!
Aber ich fange mal von Anfang an an:
Anfang Oktober sind aus Kelsey's Zimmer (Kelsey ist meine Mitbewohnerin) ihre ganzen Ersparnisse weggekommen (1000US$ und 500€). Niemand wusste wann oder geschweige denn wie! Die nächsten Wochen haben wir alle damit verbracht, verzweifelt nach ihrem Geld zu suchen. Ich glaube, ich kenne ihr Zimmer jetzt in und auswendig, so oft, wie ich jede einzelne hinterste Ecke durchsucht habe.
Und dann, Ende Oktober, kommen mir auch noch 160€ abhanden. Da war uns klar: Das Geld ist nicht einfach verlegt worden, irgendwie muss es einer genommen haben! Nur wer? Wer hatte die Möglichkeit gehabt, im Haus zu sein und das Geld zu nehmen? Einer unserer Mitbewohner? Nie im Leben! Oder vielleicht doch?
Die nächsten Tage und Wochen waren sehr, sehr angespannt. Jeder dachte doppelt über das nach, was ein Mitbewohner sagte. Was? Der hat sich ein neuen MP3-Player gekauft? Woher hat der denn das Geld? Wie? Die hat sich schon wieder eine Jeans gekauft? Und so weiter... War wirklich nicht schön in der Zeit.
Die Atmosphäre war sehr gespannt und keiner wollte den andern verdächtigen. Aber im Hinterkopf war doch immer die Frage: "Kann er/sie es vielleicht doch gewesen sein?" Als wir schließlich nach fast fünf Wochen immer noch keine Spur von dem Geld hatten, entschieden wir uns (also Kelsey und ich, da wir die einzigen waren, denen Geld gestohlen worden ist) zur Polizei zu gehen.
Unser Chef, Paddy, hat uns in der Zeit echt prima unterstützt! Wir machten für diesen Montag (also den 10.11.) einen Termin bei der Polizei. Als ich Montagsmorgens aufstand, für zur Arbeit, fand ich im Briefkasten einen Kuvert mit KEL drauf und 300€ drinnen. Auch ein Zettel war dabei, in dem stand, dass es ihm wirklich leid täte und Kelsey ihr Geld bis Weihnachten wieder zurückbekäme.
Wir waren geschockt, denn das war wirklich der Beweis, dass wirklich einer unser Geld genommen hatte. Wir hatten immer noch still und leise gehofft, es wäre nur verloren gegangen. Aber was war dann mit meinem Geld?! Wo war das? Wir entschieden uns, trotzdem zur Polizei zu gehen, auch mit den 300€. Bei mir machten sich dann die vielen NCIS Folgen bemerkbar, die ich gesehen hatte, da ich direkt Kelsey sagte, sie solle das Geld nicht anfassen - wegen der Fingerabdrücke! Und auch sonst solle es keiner antatschen.
Während einer unserer Mitbewohner über schreckliches Heimweh klagte und sich entschloss, seinen Aufenthalt abzubrechen und zurück zu seiner Familie zu fliegen, nahmen Kelsey und ich das Abenteuer Polizei in Angriff.
Paddy rief für uns glücklicherweise die Polizei und zwei sehr nette (und jüngere) Polizisten kamen zu uns auf die Arbeit und nahmen unsere Aussagen auf. Danach fuhren sie in unser Haus und befragten einen Mitbewohner. Und wir mussten wirklich sehr geschockt feststellen, dass er es war, der unser Geld geklaut hat.
Er hatte es gestanden und meinte, es täte ihm sehr Leid. Kelsey und ich waren geschockt, dass es einer so direkt aus unserem Umfeld war! Dass es einer war, der fünf Wochen lang unser verzweifeltes Suchen mitansah und sich noch mit uns scheinheilig sorgte und überlegte, wo könnte es sein?
Der Dieb musste auch direkt am selben Tag noch zum Gericht, und da er es war, der so plötzlich auch über Heimweh geklagt hatte und auch schon seinen Flug Heim gebucht hatte, nahmen sie ihm seinen Personalausweis ab und er darf das Land nicht verlassen, bis wir unser Geld haben.
Glücklicherweise konnte er uns einen Tag später schon wieder unser Geld zurückgeben, obwohl er mein Geld komplett ausgegeben hat und Kelseys Geld zu seiner Familie geschickt hat.
Aber anscheinend hat er sein Bankkonto geplündert und jeden Cent, den er auftreiben konnte, aufgetrieben. Zwei Polizisten waren als Zeugen dabei, wie er uns abgezählt unser Geld auf den Tisch legte.
Wir hatten also unser Geld zurück, den Dieb haben wir aus dem Haus gehabt und alle waren glücklich. Naja, fast alle, bis auf den Dieb: Er muss jetzt noch bis Mittwoch im Land bleiben, bis er seinen zweiten Gerichtstermin hat, und vermutlich wird er des Landes verwiesen und darf für fünf bzw. zehn Jahre nicht mehr nach Irland einreisen. Aber ich sage dazu: selbst Schuld!Wie kann man bitte sich selbst so eine tolle Chance durch sowas versauen?
Ich kann euch sagen, in denen paar Tagen kam ich mir wirklich vor wie in einem schlechten Krimi. Wie er vor uns stand und uns eine Entschuldigung entgegenheuchelte, wie der Polizist ihn mit Handschellen aus dem Haus führte, und wie wir die Anzeige unterschreiben mussten.
Das war alles wie im Film... Aber das "Hollywood"-Ähnlichste war doch, dass es einer direkt aus der Umgebung war. Einer, der mit uns die letzten fünf Wochen scheinbar mitlitt, mit uns suchte, sich mit uns Gedanken machte "Wo könnte es sein?" "Was könnte passiert sein?" Dass es einer war, dem wir vertraut haben, und es nie von ihm gedacht hätten. Gerade so ein Mensch geht hinter deinem Rücken in dein Privatreich und durchsucht deine persönlichsten Dinge und klaut dir dann dein zusammengespartes Geld. Um dir danach noch fünf Wochen lang in die Augen zu schauen und mit einer gespielten Sorgenfalte auf der Stirn zu sagen "Das alles finde ich ganz, ganz schrecklich!".
Aber ich bin einfach nur froh, dass es jetzt endlich vorbei ist, und ich habe nur dazugelernt! Und was lernte ich aus dieser Geschicht'? Traue selbst deinen Mitbewohnern nicht! Leider, muss ich sagen...
Und mit dieser traurigen, aber wohl fürs Leben sehr hilfreichen Erkenntnis, verabschiede ich mich auch wieder!
Ich hoffe, es dauert nicht wieder so lange bis ich was zu erzählen habe. Falls doch, entschuldige ich mich schon mal im Voraus!
Und erzähle euch jetzt schon mal, was mich grob die nächsten Wochen erwartet:
19.11. Erst einmal Fußball gucken! Deutschland gegen England. Ich hoffe, dass das auch hier in Irland übertragen wird. Charly und ich versuchen irgendwoher Deutschlandflaggen zu kriegen. Wenn nicht, werden die selbst gebastelt! Deutschland vor, noch ein Tor!
26.11. bis 30.11.
Mein Schatzi Nicole ist zu Besuch! Das werden unvergessliche vier Tage!
Ja, und dann ist schon Dezember. Charly und ich wollen einen Haus-Adventskalender organisieren und unsre Mitbewohner fürs weihnachtliche Wichteln begeistern. Hoffe, es gelingt uns!
Dann mal viele liebe Grüße in die Heimat!
Fühlt euch gedrückt,
Eure Lisa :-*
P.s.: Eure Lisa ist seit einer Woche brünett! Aber bis jetzt gefällt es jedem, und vor allem mir!
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