Von der Straße in die Galerie
Ein Blick auf die Street-Art in Cork und auf Conor Harrington, der es aus den Straßen Corks, hinein in die Galerien der Kunstwelt geschafft hat.
Straßenkunst in Form von Graffiti erhitzt seit je her die Gemüter. Während die einen den künstlerischen Aspekt in ihr erkennen und gefallen an ihr finden, bleibt sie für die anderen Schmiererei, die das Stadtbild verschandelt. Sehr wohl muss man im Vorfeld deutlich unterscheiden zwischen den Werken von Künstlern, die Stunden damit verbringen sie zu gestalten und den Botschaften die andere an die Fassaden der Gebäude sprayen, ohne erkennbaren künstlerischen Hintergrund. Erkundet man Cork City, die zweitgrößten Stadt Irlands, so findet man beides. Häuser und Wände, die wirklich unter den Schmierereien leiden und man keinerlei Bemühung von Seiten des Urhebers erkennen kann. Die Wut mancher Bewohner, auf die die das Straßenbild in dieser Hinsicht verschandeln ist nur zu verständlich. Für eine generelle Verurteilung aller, die mit einer Spraydose durch die Stadt ziehen bietet Cork aber das genaue Gegenteil. Vielmehr verdienen einige Werke es, als Kunst angesehen und der Urheber als Künstler bezeichnet zu werden.
Einer dieser Künstler aus Cork ist Conor Harrington, der den Sprung von der Straße, hinein in die Galerien der Kunstwelt geschafft hat. Der 35 jährige lebt und arbeitet mittlerweile in London und kann im Jahr 2015 auf einige betrachtliche Erfolge zurückblicken. Im Januar diesen Jahres erzielte eines seiner Werke („Dance with the Devil“) bei einer Auktion des angesehenen Londoner Auktionshaus Bonhams einen Verkaufspreis von 77,500 Pfund, umgerechnet 103,644€. Ein Experte des Auktionshauses sagte über Conor Harrington, dass dieser „die Welt zu seinen Füßen habe“. Weiter erinnern die Werke Harringtons den Experten an die Intensität des Caravaggio, das Handwerk Martin Scorsese und die Gewandtheit im Umgang mit Farbe an Gerhard Richter. Diese Vergleiche spiegeln wieder, wie weit es Conor Harrington bereits gebracht hat.
Aufgewachsen war er im Süden der Stadt Cork im Bezirk Bishopstown, in dessen Seitenstraßen er auch in den 90er Jahren seine Leidenschaft für die Street-Art Kunst entdeckte. Nachdem er in Cork die Schule beendete, ging es für ihn nach Limerick, wo er Kunst studierte. Nach seinem Studium zog es ihn zurück in seine Heimatstadt, wo er ein eigenes Atelier auf der Princes Street,einer belebten Seitenstraße, eröffnete. Cork war dann auch Schauplatz seiner ersten eigenen Ausstellung im Jahr 2004. Kurz darauf zog es ihn in den Osten Londons wo er begann sich ein eigenes Studio aufzubauen. Mittlerweile hat Conor Harrington bereits in London, New York und Los Angeles ausgestellt, außerdem arbeitet er bereits seit acht Jahren mit einer Londoner Kunstgalerie zusammen, die ein häufiger Abnehmer seiner Werke ist. Auch in der Welt der Prominenz ist er kein Unbekannter mehr, so erstanden unter anderem Alicia Keys, Jared Leto und Damien Hirst seine Kunst. Seine Werke in Auktionshäusern anzubieten war aber ein neuer Schritt für Harrington, der sich dabei vom Auktionshaus Bonhams überzeugen lassen musste. Das Ergebnis der Auktion müsste ihn jedoch endgültig bestätigt haben und ihn glücklich auf das nun endende Jahr 2015 zurückblicken lassen. Ein anderes eindrucksvolles Projekt aus dem Jahr 2015, war das Verzieren mehrerer Häuserfassaden in Dänemark. Es mag ihn möglicherweise an seinen Beginn in Irland erinnert haben, wo er in Cork Fassaden bekleidete.
Einer dieser Orte an dem Conor Harrington schon an seinen Techniken gefeilt hat, ist der sogenannte White-Street Carpark in Cork. Dort stellt die Stadt Fassaden- und Mauerflächen zur Verfügung an denen Künstler ihre Werke anbringen können. Diese bleiben jedoch nicht lange, da die Graffitis nach einiger Zeit überstrichen werden, um Platz zu schaffen für neue Projekte. Bedauerlicherweise findet man dort deshalb auch keine Werke mehr von Harrington, dafür aber eine Vielzahl ebenso ansehnlicher Darstellungen von all denen, die es noch nicht geschafft haben, ihre Kunst in Galerien oder Museen darzubieten. Dennoch, oder vielleicht gerade deshalb ist er für alle Street-Art interessierte Personen ein Besuch wert. Denn, was nicht ist, kann ja noch werden.