Vier Monate EFD - mein Zwischenfazit :)
KALIMERA und Hallo aus Griechenland!!
Nachdem ich dort schon über vier Monate in meiner EFD Projektstelle in Athen verbracht habe, ist es an der Zeit für ein Zwischenfazit, das ich hier mit euch teilen möchte.. Viel Spaß beim Lesen!! :)
Meine Projektstelle und der Arbeitsalltag
Am ersten Oktober begann ich zusammen mit drei anderen Freiwilligen mein EFD in „PIKPA“, einer Einrichtung für ca. 70 Kinder und Jugendliche mit geistiger und/oder körperlicher Behinderung. Genauer gesagt bin ich Freiwillige von Tandem, der NGO innerhalb Pikpas. Pikpa ist ein großes Gelände, gelegen auf einer Landzunge neben den Athener Vororten Glyfada und Voula.
Auf dem Gelände gibt es zahlreiche Gebäude: fünf Häuser, in denen die Kinder leben, Bürogebäude, Schule, Küche, Ergotherapie, Physiotherapie, unser Haus und Tritos, das „Activity Center“ von Tandem, wo wir viele Aktivitäten mit den Kids machen können.
Außerdem gibt es einen Spielplatz, Basketballplatz, schöne Wege für Spaziergänge in der Natur und den privaten Strand von Pikpa, wo Freiwillige im Sommer mit den Kids schwimmen gehen.
Meine Aufgaben als Freiwillige sind demnach sehr abwechslungsreich und richten sich grob nach einer wöchentlichen Routine:
Den Montag, Dienstag und Mittwoch Morgen von 10 bis 13 Uhr verbringen wir mit den Kindern, die nicht zur Schule gehen. Mit ihnen gehen wir entweder draußen spazieren oder sind im Activity Center, wo wir einen Raum mit Matratzen, Decken und Musik ausstatten, sodass die Kinder aus den Rollstühlen raus können. Oder wir nutzen den Raum für eine morgendliche "Party" mit lauter Musik, an der besonders ein paar der Kids eine Menge Spaß haben.
Jeden Donnerstag steht dann der Laiki (Wochenmarkt) und der Supermarktbesuch an, wo wir unsere Einkäufe erledigen und zwei Rollstuhlkinder mitnehmen, sodass sie mal aus Pikpa rauskommen.
Die Nachmittage sind sehr bunt gestaltet: Mal bekommen wir Griechisch Unterricht von den Kindern, mal gehen wir auf den Spielplatz, mal aufs Basketballfeld. Die Aktivitäten können ganz verschieden sein, z.B. mit ein paar Mädels bei Tee und Kaffee Armbänder basteln, Englisch Unterricht geben, Filmabende, Backen, Brettspiele, Basteln, Nähen, Kochen, Singen…
Das tolle ist, dass der eigenen Kreativität keine Grenzen gesetzt sind.
Eigene Ideen können wir nach Belieben umsetzen, wir können Ausflüge planen, Parties oder Grillabende...
So waren wir schon mehrmals Souvlaki essen, hatten ein Halloween BBQ, haben ein Harry Potter Konzert besucht oder waren auf dem Weihnachtsmarkt.
Bis Dezember haben wir von Sonntag bis Donnerstag gearbeitet, da wir sonntags außerdem immer mit acht Kindern zu einer Reittherapie außerhalb Athens gefahren sind. Jedoch ist es momentan zu kalt dafür und wir arbeiten stattdessen freitags.
Die Unterkunft
Ich lebe zusammen mit einem Franzosen und zwei Spanierinnen in einem schönen Haus in der Einrichtung. Es gibt vier Schlafzimmer, sodass jeder sein eigenes hat, zwei große Bäder und die Küche mit Essbereich und Wohnzimmer. Außerdem haben wir eine Terrasse mit Meerblick, auf der wir gerne sitzen, sobald es warm genug dafür ist (was in Griechenland durchaus auch im Januar der Fall sein kann;)
Das Haus ist ziemlich gut ausgestattet, der einzige Nachteil ist, dass wir kein richtiges Wlan im Haus haben und somit nur begrenzt Internetzugang.
Kontakte knüpfen, Sprache, Erfahrungen und Herausforderungen
Durch Tandem (der NGO in Pikpa), war es sehr leicht, andere lokale und internationale Freiwillige kennenzulernen. Da Tandem schon seit vielen Jahren in Pikpa tätig ist, gibt es ein großes Netzwerk in ganz Athen, wo neue Freiwillige sehr herzlich aufgenommen werden. Ich bin mit 18 Jahren zwar mit Abstand die jüngste in meinem neuen Freundeskreis, aber das macht eigentlich keinem etwas aus und wir haben trotzdem viele gemeinsame Interessen und sehr viel Spaß :)
Da die meisten meiner Freunde also auch irgendwie mit Pikpa in Verbindung stehen und auch, da wir innerhalb der Einrichtung leben, spielt sich allerdings so gut wie das ganze Leben in oder um Pikpa ab und es ist schwierig, mal Leute von außerhalb zu treffen.
Auch deshalb haben wir uns alle von Beginn an auf das „On Arrival Training“ gefreut, wo alle Freiwilligen aus Griechenland eine Woche zusammen verbringen und man neue Kontakte knüpfen könnte. Jedoch hat es die griechische Agentur bis jetzt noch nicht geschafft, das Arrival Training zu organisieren und wir warten immer noch darauf, obwohl es für mich schon Zeit für das Mid-Term-Training wäre... In Griechenland läuft eben alles etwas langsamer und es wird sich viel Zeit gelassen :D
Diese griechische Mentalität, die Kultur und das Land kennenzulernen, ist einer der spannendsten Aspekte des EFDs für mich.
Bis jetzt habe ich Athen und die Region südlich davon (Attica) gesehen und außerdem Ausflüge nach Nafplio, Gytheio, in die Berge und Lechaina gemacht, was alles auf den Pelleponnes liegt.
Ich freue mich besonders auf den Frühling, wo ich hoffentlich ein paar der griechischen Inseln kennenlernen werde.
Auch die Sprache zu lernen macht mir großen Spaß, selbst wenn es keineswegs einfach ist. Durch die Arbeit mit den Kindern wird man aber jeden Tag wieder aufs Neue motiviert und man merkt, dass man ständig Fortschritte macht.
Natürlich gibt es auch viele tägliche Herausforderungen bei unserer Arbeit in Pikpa. Die Umstände in der Einrichtung sind aufgrund von großen finanziellen und personellen Problemen teils katastrophal und erst einmal schwierig zu sehen. Besonders, wenn man aus dem eigenen Land ganz andere Standards gewohnt ist. Alleine die Tatsache, dass nur sehr wenige Kinder noch im Kontakt zu ihrer Familie stehen, ist sehr traurig.
Besonders in einem der Häuser sind die Bedingungen für die Kinder nicht annähernd deren Bedürfnissen gerecht. Das Personal ist unterbesetzt, das Haus zu klein und man fühlt sich eher wie in einem Krankenhaus.
Jedoch ist es umso schöner zu sehen, dass sich – sehr langsam, aber immerhin – in der Institution die Dinge ändern. So wurde zum Beispiel vor ein paar Wochen ein neues Haus für ein paar der älteren Mädchen eröffnet, was sehr schön und modern eingerichtet ist und ihnen Privatsphäre gibt, was in den anderen Häusern nicht der Fall ist.
Außerdem freut man sich umso mehr, wenn man die Kinder durch einfache Dinge glücklich machen kann. Sie sind schon dadurch froh, mal aus dem Haus rauszukommen, morgens einen Spaziergang in der Sonne und an der frischen Luft zu unternehmen.
Egal wie anstrengend es manchmal ist, mit dem Personal zu diskutieren, ob die Kinder raus dürfen oder wie schwierig es ist, die Verhältnisse zu sehen – die Dankbarkeit, die man von den Kids zurückbekommt und das Gefühl, dass man für sie wirklich etwas ändern kann, macht das sofort wieder wett :)
Insgesamt gefällt mir das Projekt also wirklich gut und ich habe meine Entscheidung, hierherzukommen, noch keine Sekunde bereut. Wir haben ein tolles Team, die Arbeit macht sehr viel Spaß und Griechenland und die Kultur zu entdecken, ist sehr spannend.