Viel erlebt...
Chrissi hat in den vergangen Wochen in Irland eine Menge erlebt: Abenteuer in der Natur, Freundesbesuche und kulinarische Köstlichkeiten - um nur ein paar Highlights zu nennen.
Entspannt sitze ich in der Küche, die Sonne im Nacken und beginne nun mit meinem nächsten Bericht über die letzten fünf Wochen in Irland.
Wo fange ich am besten an? Kaum zu glauben, dass es schon so lange her ist, aber Mitte September kam der erste Besuch aus Aurich vorbei. Voller Freunde habe ich mit Sandra Wiebke am Dubliner Flughafen empfangen. Und, weil Wiebke an einem Freitagabend ankam, konnten wir das Wochenende gut ausnutzen, die Stadt so richtig zu erkunden und unsicher zu machen.
Das Beste war das sonnige und heiße Wetter, was Wiebke wohl mit sich brachte. Daher lagen wir die meiste Zeit in einem der vielen schönen Parks herum. Was wir uns alle gefragt haben, als wir durch Dublins Straßen liefen, war, ob Dublin irgendwelche Wahrzeichen hat. Fast jede große Stadt hat irgendetwas Charakteristisches, wie das Brandenburger Tor in Berlin oder den Eifelturm in Paris.
Aber was hat Dublin zu bieten? Nachdem wir alle Sightseeing Tipps meines Reiseatlas abgeklappert haben, waren wir immer noch nicht schlauer. Irgendwie findet man schon ein wenig Geschichte Irlands in den Straßen wieder. Allein schon durch die vielen Kirchen, Kathedralen und alten Häuser. Aber so ganz zufrieden, waren wir dann doch nicht.
Ganz absurd an Dublin ist eine 120 Meter hohe „Eisennadel“, die sich in der größten Straße Dublins, der O’Connell Street befindet, und das Wahrzeichen der Stadt darstellen solle.
Für mich ist das eigentliche Wahrzeichen und der Blickpunkt der Stadt die Temple Bar, eine Gegend, die für die Dubliner Nachtszene bekannt ist und in der zahlreiche kleine farbenfrohe Pubs zu finden sind. Hier trifft man auf lustige Iren, ist inmitten eines lauten und wilden Treibens und man fühlt sich einfach nur pudelwohl. Nach zahlreichen Wanderungen durch Dublin und einigen Pints am Samstagabend ging es Sonntagmorgen zurück nach Waterford.
"Da wohnt ihr?", fragte Wiebke erschocken, fast schon angewidert, als wir schließlich an unserem Haus ankamen. Mit einem leichten Grinsen im Gesicht nickten Sandra und ich.
Nachdem ich die Tür öffnete und Wiebke als Erste hineinrannte und sich alle Räume ansah, meinte sie nur noch zu uns „ Ist ja ganz nett hier!“
Während Wiebke in Waterford war, war im Center kaum etwas los und meine Mitarbeiterin Pat hat mir gleich drei Tage frei gegeben. Natürlich muss man die Zeit gut ausnutzen, dachten wir uns. Einen Tag sind wir in die etwa eine Stunde entfernte Stadt Kilkenny gefahren, was sich sehr gelohnt hat. Eine Stadt, wie aus dem Mittelalter, mit einem Schloss, das nahe einem Fluss gelegen ist, zahlreichen Kathedralen und dazwischen kleine, enge und teils überdachte Durchgänge, die das Stadtzentrum ausmachen.
Die Stadt der Künstler, so sagt man, denn neben Burgen und Schlössern, die sich in der sanften Landschaft säumen, scheint die Geschichte hinter diesen Gemäuern immer noch lebendig zu sein. Ja, Kilkenny präsentiert Kultur pur!
An anderen Tagen waren wir an den Küstenregionen Waterfords, Dunmore East und Tramore. Dunmore East besitzt dank seiner reizvollen Lage zwischen Klippen und sandigen Buchten und seinen hübschen bunten Häusern den Charakter eines kleinen malerischen Fischerdorfs. Das komplette Gegenteil zeigt sich in Tramore, eine Stadt, die durch seinen fünf km langen Sandstrand allsommerlich Tausende anlockt und durch Fastfood Restaurants, Spielhallen und Karussells eine Vergnügungsstadt ohne jeglichen Eigencharme darstellt.
Auch Wiebke gefiel es in Dunmore East viel besser, wo wir zahlreiche Fischerboote beobachtet, auf den Klippen geruht und die frische gesunde Meeresluft gespürt haben.
Natürlich zeigte ich Wiebke auch meinen Lieblingsplatz in Waterford, die fünfstöckige Buchhandlung, in der man glaubt, man sei in einer Fantasiewelt, wie z.B. in Hogwarts bei Harry Potter. Außerdem stellte ich ihr ein paar Fußballfreunde vor, mit denen wir nachts im Pub gefeiert haben.
Am ersten Oktober war es soweit: Wiebke flog nach 10 Tagen Irlandaufenthalts wieder Richtung Deutschland. Einerseits war ich richtig traurig sie gehen zu lassen, anderseits
war ich zugleich sehr aufgeregt und freute mich auf meinen nächsten Besucher.
Denn gegen elf Uhr morgens, etwa zwei Stunden nachdem Wiebke geflogen war, landete mein Freund Jan-Rewert in Dublin. Man war ich froh den Hammel wieder zu sehen!
Obwohl das Wetter nicht ganz mitspielte (Wiebke nahm es wieder mit sich), fuhren wir einen Tag nach Dunmore East. Wie die kleinen Kinder sprangen wir von Klippe zu Klippe bis die Flut kam und wir umkehrten.
Am Abend gerade im Haus angekommen, besuchten uns mein Nachbar und dessen Bruder, der uns spontan, keiner wusste so wirklich warum, zu einer Übernachtung in seinem Zelt einlud. Total ahnungslos wussten wir erstmal nicht, ob wir mitgehen sollten oder nicht. Aber, weil wir auch nicht unhöflich sein wollten, sagten wir schließlich zu.
Ray wohnte auch in Waterford und sein Zelt war auf seinem Haus befestigt. Wir beide waren sehr fasziniert von dem Zelt. Es war eine Art mongolische Hütte, die aus bemaltem Holz und Tierhaut bestand. In der Mitte befand sich ein Kamin und über ihm war eine Öffnung, die man bei Kälte schließen konnte. Außerdem waren zahlreiche Matratzen, Sessel und sogar eine Musikanlage, die orientalische Musik abspielte, im Zelt vorhanden. Man fühlte sich wirklich als wäre man irgendwo weit entfernt von Irland. Thomas, mein Nachbar, Ray, Jan und ich unterhielten uns noch ein wenig im Zelt als schließlich die Musik ausging, das Feuer weniger wurde und wir beide uns langsam auf die Matratzen legten und einschliefen.
Am nächsten Morgen packten wir unsere Rucksäcke und fuhren mit Ray und einer Brasilianerin, die Ray angeblich gut kannte, in die Wicklow Berge zu seiner Hütte. Der Ausflug in die Berge war schon länger geplant und verhandelte Sache, doch trotzdem, kam alles anders. Es war viel aufregender!
Auf dem Weg in die Berge wurde die Straße immer schlechter und holpriger.
Das Abenteuer begann! Am späten Abend waren wir bei der Hütte angekommen und legten erst einmal ein großes Feuer. Als es wärmer wurde, fing Ray an zu kochen und wir anderen belegten den Tisch mit Besteck und zündeten währenddessen noch Kerzen an. Zum Abendbrot gab es Reh, was Ray Tage zuvor erschossen hatte.
Die Hütte liegt inmitten Wicklows. Das nächste Dorf ist mehrere Kilometer entfernt. Weit und breit nichts weiter als Land, Berge und Getier. Nur Natur.
Optimale Ausgangslage für einen Jäger wie Ray.
Nach dem Essen und ein bisschen Plauderei waren alle auch schon früh in ihre Schafsäcke eingemummelt. Erledigt vom langen Tag. Glendalough, das Tal der zwei Seen und frühchristliche Klostersiedlung, stand am nächsten Morgen auf dem Programm. Leider war das Wetter wieder einmal nicht auf unserer Seite und wir blieben nur kurz vor Ort, um einen Blick von der Klosterstätte zu erhaschen und wenigstens einen der Seen, den kleineren, zu besichtigen.
Abends in der Hütte machten wir Apple Tart aus Äpfeln, die wir auf der Hinreise aus einem Garten eines Bekannten Rays gestohlen hatten. Zudem bekamen wir Besuch von weiteren Jägern und zweier Nachbarn, die kurz für ein paar Bier blieben.
Der Abend war lang und gegen zwei Uhr nachts standen wir alle auf, frühstückten und Ray brachte uns nach Dublin zum Flughafen. Jan musste gegen fünf Uhr dort sein, da sein Flieger sonst ohne ihn los geflogen wäre. Wir kamen rechtzeitig am Flughafen an und uns stand nun nix mehr im Wege. Ich war wieder einmal traurig Tschüß zu sagen.
Als Jan und ich uns dann verabschieden mussten, nahm ich gleich den nächsten Bus nach Dundalk. Ich wollte nicht zurück nach Waterford, weil ich noch zwei Tage frei hatte und diese ausnutzen wollte. Eine Freundin von mir, Lisa, die ich auf dem Vorbereitungsseminar in Witzenhausen kennen gelernt habe, wohnt nun schon seit zwei Monaten in Dundalk. Wir haben immer gesagt, dass wir uns mal gegenseitig besuchen kommen und nun wollte ich den ersten Schritt machen. Nach eineinhalb Stunden Fahrt kam ich im kleinen Nest Dundalk an.
Lisa lebt mit acht anderen Menschen aus der ganzen Welt zusammen. Einige aus Australien, aus Brasilien, Deutschland und Kanada. Und alle haben etwas gemeinsam, denn sie arbeiten alle als Freiwillige in einem Projekt für Obdachlose.
"Mann ist da aber viel los!", dachte ich und freute mich darauf ein bisschen Ablenkung zu haben. Jetzt, wo Jan wieder weg ist. Alle Leute waren sehr freundlich und offen. Obwohl ich Sonntag und Montag da war, lautete das Motto: "Party, Party, Party". Mir gefiel es.
Dienstag ging es zurück nach Dublin, da unser On-Arrival Training dort stattfand. Das On-Arrival Training war für Europäische Freiwillige, die im Zeitraum Juli bis September in Irland angekommen sind, gedacht und soll neben dem Erfahrungsaustausch untereinander auch als eine Art soziales Kennenlerntreffen verstanden werden.
Das Training war zwei Tage lang bis Donnerstagmittag und man hat in kürzester Zeit sehr viele neue Leute kennen gelernt.
Wir waren insgesamt fast 50 Leute, darunter bestimmt zehn Deutsche. Immer wenn die Trainingseinheiten beendet waren, saßen wir mit alle Mann zusammen und unterhielten uns. Ein besonderes Ereignis stellte der zweite Abend dar. Leargas, so heißt die Organisation, die diese Treffen veranstaltet, lud alle Teilnehmer zum Essen in einem sehr vornehmen Restaurant ein. Diesen Abend habe ich sehr genossen. Alle Teilnehmer hatten viel Spaß und das Menü war hervorragend.
Fast drei Wochen war ich unterwegs, habe viel gesehen und auch viel erlebt. Aber ich war auch froh, als ich wieder in Waterford war und einmal richtig lange schlafen konnte.
Auch im Center fing der Alltag wieder an. Alle Clubs waren gestartet und ich bekam meinen neuen Arbeitsplan. Insgesamt habe ich nun zwei Clubs, die ich leite, darunter einen Kiosk und einen Computerclub und zwei eigene entworfene Clubs, meinen Koch- und Deutschclub.
Zudem helfe ich bei einem Gitarrenkurs mit, wo ich nebenbei selbst Gitarre lerne, einem Spielclub und einem Weihnachtschor.
Die ganzen Clubs nehmen viel Zeit in Anspruch. Drei Mal die Woche muss ich daher bis halb zehn im Center bleiben.
Letztes Wochenende war wieder einmal ein Highlight, der Youth Day, der, wer's glaubt, in Dublin stattfand. Der Organisator war Leargas. Um den Jugendlichen European Voluntary Service näher zubringen, wurden einige Freiwillige benachrichtigt und gefragt, ob sie nicht als Sprecher nach Dublin kommen möchten, um ihre Erfahrungen der Jugend Irlands mitzuteilen.
Mit der Absicht wieder viele neue Freiwillige kennen zu lernen und auch meinen Standpunkt der Dinge zu berichten, sagte ich zu und fuhr am 18. Oktober nach Dublin.
Zahlreiche Jugendliche waren erschienen, sogar welche aus Waterford. Ich glaube neun weitere Freiwillige waren da. Es war ein Riesenevent, fast alle Workshops waren voll und überall war was los, nur der phänomenale EVS-Workshop, den wir präsentierten, war mit insgesamt vier stolzen Besuchern zur Lachnummer geworden.
Einzig Gute an der ganzen Geschichte waren die Bekanntschaften dreier Mädels, die nicht allzu weit entfernt von Waterford leben.
Meinen ersten Besuch eines Freiwilligen hatte ich dieses Wochenende. Lena aus Thomastown kam mich Freitag bis Samstag besuchen. Wir hatten echt viel Spaß!
Ich hab mich sehr gefreut und es war sehr schön meine Lieben aus Deutschland wieder zu sehen. Danke, dass ihr hier gewesen seid!
Für die nächsten Wochenenden stehen auch schon neue Pläne fest: Halloweenparty, Besuche und Feiern in Cork, zwei Geburtstage und noch vieles mehr…
Bis zum nächsten Bericht,
Viele liebe Grüße aus Waterford,
Christina Redmers
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