Verrückter Freitag
Von neuen Bekanntschaften, zu vielen komischen Gästen und einer Geburtstagsparty
Der Tag begann schon viel zu früh, nämlich mit dem Blick auf den Wecker genau um 4:30, als meine Mitbewohnerinnen gerade vom Feiern zurück kamen. Von ihrer Ankunft und den darauffolgenden Diskussionen und Kochaktion wurde ich nicht nur aufgeweckt, sondern auch noch fast die ganze Stunde, die ich zum Schlafen noch gehabt hätte, wach gehalten. So hatte ich also nicht besonders viel geschlafen und stieg dann um 5:30 missmutig aus dem Bett.
Als ich dann gefrühstückt habe, antwortete Blandine mir auf mein "Good morning" mit "Are you serious?" und ich wurde von einem nur spärlich bekleideten Moldauer (den ich zuvor noch nie gesehen hatte) auf Rumänisch gefragt, ob ich die vierte (Mitbewohnerin) sei und wo denn die anderen wären...
Nachdem ich mich fertig gemacht hatte, traf ich mich dann vor dem Haus mit meinem neuen Freiwilligen-Kollegen. Hermann ist vor einigen Tagen ebenfalls aus Deutschland hier eingetroffen, wohnt in demselben Block wie ich, allerdings in einer Gastfamilie, arbeitet mit mir im Projekt, und findet sich sehr schnell zurecht hier, weil er Russisch kann - Sprache ist also kein Problem für ihn.
Wir sind zusammen zur Arbeit gefahren und um 7:30 ging es dann damit los, die Kinder in die Schule zu bringen. Nachdem dann fast alle weg waren, waren die Aufgaben nicht mehr soo spannend. Erst einmal mussten wir uns natürlich wach halten, und mit Mascha spielen, die krank und deshalb zu Hause geblieben war. Im Laufe des Vormittags habe ich ihr gefühlte zwanzig Mal die Nase geputzt. Einzige Abwechslung davon war, einen riesigen Gefrierschrank zu putzen, was jetzt auch nicht besonders spannend war.
Zurück zu Hause wollte ich erst einmal Mittagsschlaf machen, weil ich ja in der Nacht nicht so viel Schlaf abbekommen hatte und am Abend noch eine Geburtstagsfeier anstand. Allerdings ging das nicht besonders lange gut, denn der junge Mann, den ich bereits beim Frühstück getroffen hatte, war immer noch da und nun musste ich ihn richtig kennen lernen.
Es stellte sich heraus, dass er in Deutschland Bratsche studiert hatte, somit Deutsch kann und jetzt Berufsmusiker ist. Dann musste natürlich spontan die Geige rausgepackt und ein bisschen (zusammen) gespielt werden.
Im Anschluss kochte ich mir etwas zu Essen, wobei ich feststellte, dass ich bereits seit zehn Stunden nichts mehr gegessen hatte.
Gegen 17:00 erwartete ich dann Besuch von Bianca, mit der ich später auf die Party gehen wollte. Soweit der Plan. Als ich aber um 17:10 die Tür öffnete, fand ich davor gleich 6 Moldauer, die ich wiederum noch nie gesehen hatte und die meine Mitbewohnerinnen mir dann als unsere Nachbarn vorstellten. Aus diesem Besuch sollte sich dann noch eine spontane kleine Party in unserer Wohnung entwickeln. Etwas später kam dann auch Bianca an, was mich sehr freute.
Denn je mehr unsere Gäste tranken, desto offener wurden sie auch und ich erfuhr von einer moldauischen "Tradition": Wenn man mit einer Frau getrunken hat, dann geht man auch mit ihr ins Bett. Wie gut, dass Bianca und ich uns noch nicht mal zu einem Vodka überreden hatten lassen, denn auch so kamen sie uns schon ziemlich nahe. Irgendwie waren alle diese neuen Bekanntschaften nicht gerade von meiner bevorzugten Art, und mit steigendem Alkoholpegel (ihrerseits!) verscheuchte ich sie schließlich aus meinem Zimmer. Dass einer von ihnen auch ein Teil meines Betts zerbrochen hat, trug auch nicht gerade zu meiner Freundlichkeit bei.
Im Laufe des Abends kamen dann noch diverse Freiwillige zum "Vortrinken" zu uns, und da die eigentlichen Gastgeber bereits mehr als angetrunken waren, war es eher chaotisch als gemütlich.
Letztenends machten wir uns mit etwa zwei Stunden Verspätung zu der Geburtstagsfeier eines Mentors (quasi der moldauische Ansprechpartner meiner Mitbewohnerin) auf. Er ist einfach ein richtig cooler und lustiger Typ und hatte gleich mal eine Kneipe/Partykeller für seine zahlreichen Bekannten angemietet.
Es waren total viele supernette Leute da und viele von den Freiwilligen, die man auf diese Weise mal wieder alle trifft und sich mit diesem und jenem unterhält. So wurde es dann letztenends doch noch ein schöner Abend.
Gegen 01:00 waren wir dann aber doch müde (nach einem schier ewig langen Tag) und machten uns auf den Weg nach Hause. Danach musste natürlich ausreichend Schlaf folgen, und elf Stunden davon kamen mir noch nie so kurz vor...
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