Švento Martyno Diena, kelionė į Tallinną ir Helsinkį, ir mano gyvenima Vilniuje
Update über das Leben in Vilnius, ein Martinsfest, eine Reise nach Tallinn und Helsinki und von neuen und alten Freundschaften.
18.11.2010
10 Kinder und 5 Erwachsene stehen bei leichtem Nieselregen in einem Park in Zverynas, Vilnius. Es ist 7 Uhr, also schon lange dunkel, doch das macht nichts: die Kinder sind mit kleinen windschiefen Laternen ausgestattet, die sie soeben selbst gebastelt haben.
„Ar jus norite danuoti pirmą dainą vel?“ rufe ich in die Runde, in der Hoffung, dass es „Wollt ihr das erste Lied noch mal singen?“, heißt. Ich ignoriere die vereinzelten, zurückhaltend geäußerten Antworten und fange einfach an: „Viens, du, trys: Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne...“ Und ja, einige stimmen sogar mit mir ein, besonders ein kleines Mädchen, das ich schon vom Camp kenne, AnastaSIja (so betont man es auf Litauisch, wie sich mich heute erinnert hat).
Also stehe ich im Dunkeln, im Regen und bin unendlichglücklich, dass mein erstes großes, eigenes Projekt gut über die Bühne gegangen ist.
Ich habe zum Feiern eines deutschen Feiertages, des Martinstages eingeladen und es sind tatsächlich Kinder und ein paar große Schwestern und Brüder gekommen und sie haben tatsächlich Laternen gebastelt, sich tatsächlich die Geschichte vom Heiligen Martin angehört, tatsächlich zwei deutsche Lieder („Laterne, Laterne“ und „Ich geh mit meiner Laterne“) gelernt und bei unserem Umzug hat keine einzige Laterne Feuer gefangen!
Es mag sich vielleicht nicht nach einem großem Erfolg anhören, doch für mich war es das schon, da alles allein von mir abhängig war; meine Mentorin Inga war nur beim zweiten Teil der Feier anwesend und hat meine Informationen über den Heiligen Martin übersetzt. Sich davor vor eine Gruppe zu stellen und zu versuchen auf Litauisch über Laternen („Žibitai“) zu reden, kann auch eine eher stressige Angelegenheit sein, aber es hat eigentlich ganz gut geklappt. (Und natürlich bin ich sehr oft auf Englisch ausgewichen...).
Auch ansonsten läuft hier alles ganz ruhig.
Es ist alles so sehr mein Alltag geworden, dass ich mich sehr stark konzentrieren muss, um mir zum Beispiel vorzustellen, wie es wäre in meinem Bett in der Fuggerstraße auf zu wachen – an welcher Wand stand es nochmal? Ach ja, neben der Tür.
(Natürlich übertreibe ich, aber ich glaube ihr versteht was ich meine).
Neben der Arbeit, habe ich nun leider seit zwei Wochen meinen Sprachkurs beendet, weil die 36 von der EU bezahlten Stunden nun mal vorbei waren. Sehr schade, obwohl es mir deutlich mehr Zeit in meiner Woche verschafft. Aber so bin sehr faul geworden, vor allem was das Wörterlernen betrifft, was aber vielleicht auch daran liegt, dass die Wörter, die ich nun lernen muss nicht mehr so essenziell sind. Mit dem Wortschatz den ich nun habe, kann ich natürlich nicht über alles, noch nicht mal über das meiste, wahrscheinlich noch nicht mal über vieles, aber doch über manche Dinge, und vor allem mit meinen Kindern, reden. Auch so Dinge wie Verabredungen per SMS funktionieren auf Litauisch sehr gut: wie geht’s, was machst du heute, ich geh dahin, bin da, um die Uhrzeit, willst du mitkommen blabla.
Letzte Woche hatte ich Urlaub und war eine Woche mit Mariela zuerst in Tallinn und dann (mit der Fähre) in Helsinki. Wie's war? Schön, aber kalt und dunkel. In Helsinki wird’s um halb 4 schon dunkel. Übrigens, nachdem ich nun alle baltischen Hauptstädte (das barocke Vilnius, Riga im Jugendstil, und das mittelalterliche Tallinn) gesehen hab und Helsinki noch dazu, muss ich sagen, dass Helsinki es mit keiner der drei aufnehmen kann: die Stadt ist zu modern für meinen Geschmack, zu viel moderne Architektur, die so dicht gedrängt nicht zur Geltung kommen kann, und vor allem zu viele Einkauszentren und schicke Geschäfte. Mit einem schmalen Freiwilligenbudget, einem vollen Rucksack und der Einstellung, dass man eigentlich nichts braucht und nichts kaufen will, kann das sehr deprimierend sein. Doch es war natürlich trotzdem schön.
Rafael hatte uns eingeladen bei ihm zu wohnen und er hat sich als der perfekte Gastgeber erwiesen, der sich um alles kümmerte. Selten habe ich einen so lieben, intelligenten und interessanten Menschen getroffen, mit dem ich mich dann auch noch so gut über ALLES unterhalten kann. Eines Tages hat er auch seine Universität gezeigt, an der er Architektur studiert. Anders als in Deutschland, ist in Finnland ein Architekt nicht auch der Ingenieur des Gebäudes, sondern (fast) nur der Künstler, der es designt – ihr könnt euch vorstellen, wie mir die ganzen Ateliers und Workshopräume und die Menschen, die darin gearbeitet haben, gefallen haben.
An einem anderen Tag habe ich mich auch mit Rane getroffen, den ich vor drei Jahren in Neuseeland kennen gelernt und letztes Jahr besucht habe. Anscheinend haben wir uns beide im letzten Jahr sehr verändert, denn von unserer früheren Freundschaft und Verbundenheit scheint nahezu nichts übrig zu sein. Es war ein bisschen komisch, aber eigentlich in Ordnung. Es war trotzdem gut ihn zu sein, es studiert jetzt endlich Medizin, es geht ihm sehr gut.
Komisch, wie sich die Dinge manchmal wandeln können.
In Vilnius ist jetzt alles wieder beim Alten. Die Arbeit, die Freunde. Noch immer bin ich gut mit Mariela (Vilnius/ Bulgarien) befreundet (obwohl eine 8 tägige gemeinsame Reise bei so unterschiedlichen Leuten wie Mariela und mir einiges auf die Probe stellen kann) und auch mit den anderen Volunteers, so wohl in Vilnius als auch in anderen Städten, besonders mit Lisa (Vilnius/ Österreich), Hanna (Kaunas/ Deutschland), Fabio (Kurtuvernai/ Brasilien), Cindy (Vilnius/ Frankreich), Vanessa (Vilnius/ Deutschland), Luis (Vilnius/ Spanien), Lea (Frankreich) und anderen.
Meine einzige wirkliche litauische Freundin Neringa – natürlich kenne ich viele Litauer, mit denen ich auch manchmal etwas unternommen habe, aber Neringa ist die einzige, die ich regelmäßig sehe und wirklich kenne – ist jetzt leider aus dem Wohnheim, in dem wir zuvor beide gewohnt haben, ausgezogen. Weil sie sich hier nicht konzentrieren konnte und sich mit einer ihrer beiden Zimmermitbewohnerinnen gestritten hatte, ist sie jetzt mit ihrem Freund Simonas zusammengezogen, was mich sehr für die beiden freut. Simonas ist sehr nett und neben Boyfriend und Girlfriend sind die beiden auch noch beste Freunde – Neringa ist sehr glücklich.
Vor ein paar Wochen hat mich Neringa auf ein Konzert von Simonas' Band „SKYDERS“ mitgenommen, die mittlerweile unter den Studenten in Vilnius so bekannt sind, dass eines ihrer Lieder sogar im Radio gespielt wird. Also waren wir kostenlos im Club „In Japan“ und haben uns nach dem Konzert von der Band auf ein Bier einladen lassen. Sehr nett.
Langsam wird es dunkel und kalt hier, geschneit hat's allerdings erst einmal.
Es wird der kälteste Winter seit 100 Jahren vorausgesagt, minus 20 Grad sind hier normal und letztes Jahr hatte es sogar ein mal ein paar Tage lang minus 30.
Ich hab mir schon nen warmen Mantel gekauft.
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