Vamos a Huesca
Über einen Ausflug nach Huesca, der nächstgrößeren Stadt zum Einkaufen und Kirche suchen und vor allem warten. Außerdem die teuerste Pizza meines Lebens und zum Abschluss ein Film.
Es war klar, dass wir uns am Wochenende mal selber auf den Weg machen würden nach Huesca. Ich war bisher auch erst zweimal kurz da, einmal nachts, als der Bus ankam und letzten Dienstag, als wir mit José Luis einkaufen waren. So kommt es uns auch ein bisschen wie das Ticket in die Freiheit vor, als wir erwartungsvoll mit der Fahrkarte am Bahnsteig stehen. Man muss dazu wissen, dass pro Tag nur 3 Züge fahren und dieser Zug um kurz nach elf quasi der einzige ist, den wir nehmen können, da der letzte Zug zurück um kurz vor 5 fährt. Da war ich in meinem Heimatdorf mit einem Bus pro Stunde noch gut dran. Wir haben auch einen großen Rucksack dabei, da wir letzte Woche doch ganz schön was weggefuttert haben und dringend Vorräte auffüllen müssen. Die Zugfahrt dauert eine Dreiviertelstunde- mit dem Auto ist man dagegen in zwanzig Minuten da.
Schwarzfahren wäre hier unmöglich: kaum sind wir eingestiegen, wartet schon der Schaffner und malt ein Häkchen auf unseren Fahrschein. Zwischendurch kommt mir die Landschaft sogar wüstenähnlich vor- weit und breit kein Haus, kein Mensch, nur gelbe, trockene Stoppelfelder und verrostete Wegweiser. Und in der Ferne die Berge. Dagegen ist Huesca wie die Großstadt: Hochhäuser, Baustellen, ein sehr moderner Bahnhof und vor allem auch Läden. Als erstes wollen wir die „Kirche“ von Laetitia suchen- ich weiß jetzt, dass sie 7-Tags-Adventistin ist. Auf dem Weg dorthin könnte ich ständig vor irgendwelchen Schaufenstern stehen bleiben. Und endlich ist mal was los, sind auch Leute auf den Straßen unterwegs. Mit den Fußgängerampeln verhält es sich übrigens so, dass sie meistens rot sind und man lange warten muss, bis sie grün werden und daher die meisten Leute bei Rot über die Ampel gehen und wenn genug gleichzeitig laufen, halten die Autos auch an.
Die Kirche ist relativ schnell gefunden, sie liegt an einer Allee in einem Wohnhaus und ist wohl grade Gottesdienst, wie man dem Zettel an der Tür entnehmen kann. Wir wussten schon, dass es wohl nicht zum Gottesdienst reicht mit dem späten Zug, drum wollten wir warten bis es rum ist, damit Laetitia jemand fragen kann, ob er sie beim nächsten Mal mitnehmen kann. Das dauert uns aber zu lange, also machen wir uns auf zum Supermarkt. Haben wir natürlich vorher gegoogelt, wo der ist.
Kommt mir gar nicht so vor, als wären wir zwei Kilometer gelaufen dahin. Und es ist toll, endlich einkaufen zu können in unserem Tempo und spontan noch was anderes dazu packen. Leider achten wir da nicht drauf, wie viel ungefähr in den Rucksack passen würde. So reicht der am Ende nicht und wir müssen noch eine Tüte extra kaufen. Und vergessen fast die tolle Uhr, die wir uns gekauft haben, damit wir auch im Wohnzimmer wissen, wie spät es ist. Für die Fischstäbchen und den Joghurt ist es natürlich auch nicht so ideal, in einem Rucksack bei 30 °C zerquetscht zu werden.
Wir sind sehr früh, um 2 fertig und wollen wieder in die Stadt um ein Bocadillo zu essen. Tja, denkste: um 2 macht hier alles zu, kein Laden, kein Büro hat um 14 Uhr noch offen, erst recht nicht an einem Samstag. In der Innenstadt gibt es zwar haufenweise Restaurants, die wohl angesichts der vielen Leute auch sehr begehrt sind, aber auf der Speisekarte stehen immer teure, warme Gerichte und wir wollen doch nur ein Sandwich.
Dann denken wir: ha, am Bahnhof müsste es doch immer was geben, einen Bäcker oder so. Nee, auch da nicht. Nur so ein Edel-Restaurant, das zu einem Edel-Hotel gehört. Hmm, was machen wir? Der Rucksack ist schwer, der Hunger groß, der Durst sowieso. Wieder zurück zur Stadt, da war doch irgendwo was mit Bocadillos gestanden. Oder nee, da drüben heißt es Telepizza und Laetitia steuert zielstrebig drauf zu. Da wir nicht kapieren, wie man da das billigste Menü bekommt, bestellen wir beide Pizza 4 quesos, mittel, und ein Getränk. „20 € bitte und drei Minuten warten.“ Waaas?! 20 € für zwei Pizzas?! Die dann auch nur fettig und mittelmäßig ist und länger gebraucht hat als 3 Minuten? Und die auch viel zu viel ist? Laetitia packt nicht mal die Hälfte, da hätten wir auch eine zusammen nehmen können. Wir lassen uns einen Karton geben zum Einpacken und gehen raus, die Klimaanlage friert uns noch die Knochen ein. Tja, es sind aber noch fast 2 Stunden bis der Zug fährt. Also setzen wir uns auf den Plaza Navarra, da hat's zur Unterhaltung wenigstens einen Brunnen. Wobei selbst die Fontänen und Springbrunnen über Mittag abgestellt sind. So beobachten wir die Leuchtschrift an einer Apotheke, die die Temperatur anzeigt und bis auf schwitzige 37° C ansteigt. Um 16 Uhr machen viele Läden wieder auf, aber ich habe Pech: sowohl der Mango-Store, als auch der Buchladen am Bahnhof machen später bzw. gar nicht mehr auf. Also heißt es wieder warten und die Zeiger der großen Uhr am Bahnhof beobachten. Wir sind die ersten am Bahnsteig und wollen grade durch die Tür, da werden wir zurück gepfiffen: nein, erst müssen der Rucksack und sämtliche Taschen durch die Sicherheitskontrolle. Befremdlich, aber na gut.
Zuhause wärmen wir den Rest Pizza und machen für die Vitamine etwas Salat dazu. Danach beschließen wir, einen Film anzugucken, „Intouchables“ zu Deutsch „Ziemlich beste Freunde“ aber natürlich auf Französisch. Ich verstehe kein Wort, aber es ist schön, zusammen mit Laetitia den Film zu gucken. Danach sind wir zu müde um noch in eine Bar zu gehen (dabei wär das genau die richtige Uhrzeit um Mitternacht), also gehen wir ins Bett.