Unser Berg
Oft erwähnt, aber noch nie erklärt
Unser EVS läuft alles in allem vermutlich etwas anders ab, als gewöhnlich. Spätestens bei dem on- Arrival Training wurde uns das bewusst. Hinter unserer Arbeitsstelle steckt keine riesen große Organisation, die 100 Freiwillige wegschickt, 50 Freiwillige koordiniert und weitere 50 selbst beherbergt. Unsere Organisation ist ein kleiner Waldorfkindergarten mitten in der katalanischen Berg- und Waldlandschaft. Das ist wichtig zu beachten, besonders wenn man über unser manchmal doch etwas chaotisches Organisationstalent spricht. So wird das ganze EVS- Projekt hier eben nicht von Menschen, deren Vollzeitjob das ist, sondern von liebevollen Müttern neben Familie, Beruf und Freizeit geregelt. So geschah es eben auch, dass unsere Mentorin und Ersatzmutter zu Beginn keine 2te Gastfamilie, die uns aufnimmt auftreiben konnte. Was zum einen auch dadurch erschwert wurde, dass viele interessierte Familien doch relativ weit entfernt von dem Kindergarten und Olot wohnen. Das Problem dabei: die örtliche Bus- und Bahnverbindung ist hier quasi nicht vorhanden, wenn man das mit Stuttgart vergleicht. Das Problem wurde letztendlich so gelöst: Clara und ich ziehen zunächst einmal zusammen nach „Mas Garganta“, das ländliche Ferienhaus, welches sich auf demselben kleinen Berg wie der Kindergarten befindet. Und so verbrachten wir die ersten 1 ½ Monate an einem Ort, wo sonst gestresste Stadtfamilien ihren Wochenendurlaub verbringen. Wir hatten ein eigenes kleines Apartment mit eigenem Bad und 2 getrennten Zimmern für uns alleine. Meistens hatten wir Glück und konnten die leckeren Überreste des Gästemahls essen. War uns dieses Glück versagt, wurde entweder selber richtig gekocht, oder ab und an zur asiatisch angehauchten Fertigsuppe gegriffen. Das war dann aber auch mal eine willkommene Abwechslung zum sonst so gesunden (und mega leckeren) „Garganta-Essen“. Auch über die Aussicht können wir uns überhaupt nicht beschweren. Einfach unglaublich schön! Vor allem im noch länger anhaltenden Spätsommer. Und sind wir mal ehrlich, wer verbringt denn bitte nicht gerne seinen Sonntagnachmittag im strahlenden Sonnenschein, umringt von Bäumen und Vogelgezwitscher, einen Jogurt aus der Region mit Früchten essend. Ich muss schon sagen, wir hätten es schlimmer erwischen können. Der einzige Nachteil dabei: Solch idyllisches Leben ist nun mal leider nur am ADW möglich. Und wir hatten zwar davor schon gewusst, dass wir Fahrräder bekommen werden, was auch völlig in Ordnung ist. Allerdings hätten wir nicht gedacht, dass die Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln dann doch so spartanisch aufgebaut ist. Dies hat auch Reisen in größere Städte oder zu sonstigen Sehenswürdigkeiten fast unmöglich gemacht. Eines Morgens haben wir es aber geschafft in der Eiseskälte um 8 Uhr die Fahrräder zu schnappen, um den einzigen Bus des Tages nach Figueres zu erwischen. Der Vorteil daran: die über die ABI-Zeit angefutterten Extrapfunde wurden schnell abtrainiert. Ein weiterer kleiner Nachteil, in einem Haus, das 1350 erbaut wurde, zu leben ist, dass es im Winter sogar für deutsche Verhältnisse echt kalt wird. Das war dann unter anderem auch ein Grund, aus dem wir am 1. November in unsere Gastfamilien umzogen. Fazit: Unsere 1 ½ Mas Garganta- Monate werden wir wohl nie vergessen. Es war wirklich eine sehr schöne Zeit und nicht zuletzt unsere Freundschaft wurde dort geschlossen. Ich meine, wir hatten ja gar keine andere Wahl, als uns anzufreunden, wenn wir mal ehrlich sind. Wie UNANGENEHM wären die 9 Monate hier denn bitte geworden. Scherz beiseite, diese kurze Zeit hat uns wirklich fest zusammengeschweißt und aus 2 Fremden (oder auch aus mir und „der Anderen“) gute Freundinnen gemacht. ~N