Ungarn ruft
Manchmal ist die Heimat nicht nur dort, wo man aufgewachsen ist. Für Manche ist sie dort, wo die Sehnsucht sie hintreibt. So auch im Falle von csillag, die es nun in ihre zweite Heimat Ungarn zieht. Allerdings erst, wenn das Abi geschafft und der letzte Tanz auf dem dazugehörigen Ball getanzt worden ist.
Hey, Leute. Das ist er also: mein erster Tagebucheintrag! Bald ist es endlich so weit: Ich fahre für genau ein Jahr nach Ungarn.
Das ist mein Lebenstraum und er wird tatsächlich wahr! Ich werde in Szekszárd, einer hübschen Stadt im Bezirk tolan megye, in einem Kindergarten, im Kulturzentrum und in einem Behindertenheim tätig sein. Auf alle Bereiche freue ich mich sehr, denn das alles sind Dinge, die ich bestimmt gern tun werde. Mit Kindern und Behinderten hab ich ja auch schon meine Erfahrungen machen können. Ich werde mit einer Schwedin namens Valerija zusammen eine Wohnung bewohnen und ihre Mails freuen mich stets und machen mich nur noch neugieriger...
Alles ist schon geplant und ich sitze nun schon wie auf heißen Kohlen. Am dritten Juli, einen Tag nach meinem Abiturball, werde ich losfahren. Doch vorher gilt es eben, die Schule möglichst mit Bravour zu beenden.
Ich liebe Ungarn. Mehr als meine Heimat Deutschland. Ich wohne in Sachsen, das sehr schön ist, besonders die mir am nächsten gelegene Stadt Dresden ist traumhaft, aber der Reiz eines Kecskemét, Pécs oder Budapest bleibt unerreicht. Schon unzählige Sommer verbrachte ich in Ungarn, und nun wird es endlich Zeit, alle Jahreszeiten zu durchleben und die Sprache richtig zu lernen. Ich kann mich bereits verständigen, beherrsche auch eine wunderbare Zusammenstellung besonders unmoralischer Wörter, aber das hilft mir im wahren Leben auch nicht richtig weiter :-)
Außerdem freue ich mich darauf, meine Verwandten in Pécs, das im Süden liegt, zu besuchen, mit ihnen in die Weinberge von Villány und Újpetre zu fahren und bei der Ernte zu helfen. An einigen Wochenenden werde ich meine Freunde in der Kiskunság, auch bekannt als Puszta, besuchen. Mit ihnen werde ich, wie so oft, endlose Ausritte in die Weite dieser Landschaft unternehmen.
Diese Landschaft, die aus Ebene und Steppe besteht, ist alles für mich und der einzige Ort, an dem ich mir immer wünsche sein zu können. Besonders im Winter plagt mich mein chronisches Fernweh…
Dieses Jahr soll auch dazu beitragen, mir selbst darüber klar zu werden, wo ich leben möchte. Denn hier hab ich meine wunderbare Familie, meine Eltern, meine 16-jährige Schwester und meinen 5-jährigen Bruder. Meine Freunde werden mir ebenfalls sehr fehlen. und wenn ich an den Abiturball denke, der gleichzeitig auch eine Art Abschlussparty für mich ist, werde ich richtig traurig…
Aber man muss Opfer bringen, um glücklich zu werden. Und ich werde das alles schon schaffen. Hab schon ganz andere Dinge überstanden…
Eigentlich wollte ich nach dem Abitur eine Polenreise machen und mindestens drei oder vier Wochen in Krakau bleiben – der in meinen Augen schönsten Stadt der Welt. Doch das werde ich wohl verschieben. Auch ein Besuch in Norwegen war geplant, bei meiner Freundin Mina. Der wird ebenfalls verschoben.
Aber das ist alles nicht schlimm, ich bin nur unendlich froh, dass alles mit Ungarn geklappt hat!
So, das war es erstmal von mir. Ich werde mich jetzt noch meinen Mathe – und Musikhausaufgaben widmen. Leistungskurs Musik ist schon echt eine Plackerei manchmal…
Liebe Grüße
csillag