Überleben in Italien - Tipps von einem, der es wissen muss
"Überleben in Italien... ohne verheiratet, verhaftet oder überfahren zu werden" ist der deutsche Titel von "La Testa degli Italiani", einem Sach- und Lach-Buch für Touristen und Italienliebhaber, das auch in Italien zum Bestseller geworden ist.
Bücher über Italien, vor allem solche, die sich mit der Schönheit der italienischen Sprache, der Kultur oder der legendären Küche beschäftigen, gibt es viele. Klischees werden dort schon ausreichend gepflegt, findet der italienische Journalist Beppe Severgnini. In „Überleben in Italien“ wirft er auf seine lockere und zugleich sachliche Art einen genaueren Blick auf das, was Italienern und Ausländern zufolge das Bel Paese ausmacht.
In zehn Tagen nimmt er den Leser mit auf eine metaphorische Reise durch Italien und erklärt an den Orten, durch die er führt, die Kultur und die Eigenarten seiner Heimat. Dabei ist es ihm wichtig, über das klischeebehaftete Italy, in dem wir so gerne unseren Sommerurlaub verbringen, hinauszuschauen in das italienische Verständnis von Italia. Er macht es sich jedoch nicht so leicht, einen der beiden Teile komplett abzulehnen oder als falsch zu bezeichnen. Seiner Meinung nach zeichnet sich Italien durch seine eigene Gegensätzlichkeit aus. Das klingt verwirrend und das ist von Severgnini auch beabsichtigt: „[Italia ist] ein Platz, der uns innerhalb von kürzester Zeit komplett verrückt machen und dann wieder unglaublich begeistern kann.“ Mit einem schmunzelnden und einem ernsten Auge blickt er auf die italienische Kultur und lädt seine Landsleute und alle anderen dazu ein, es ihm nachzutun und sich nicht mit der einfachen, oberflächlichen Lösung „totale Ablehnung vs. naive Italienbegeisterung“ zufriedenzustellen.
Trotzdem: Darf er das überhaupt? Wie schon gesagt – Severgnini ist nicht der erste, der meint, in Italiener und Ausländern gleichzeitig hineinschauen zu können und ihnen die jeweils andere Sichtweise erklären zu können. Ich denke ja, er darf das. Im Gegensatz zu anderen kennt er tatsächlich beide Perspektiven: 1956 ist er in Crema, Italien, geboren und dort auch aufgewachsen, sodass in ihm die italienische Sichtweise tief verwurzelt sein müsste. Als Auslandskorrespondent hat er sowohl aus Italien als auch für Italien berichtet, zurzeit schreibt er für die italienische Tageszeitung Corriere della sera und die New York Times, seine Eindrücke in andere Kulturen haben ihm zum Verständnis der für uns „typisch italienischen Themen“ verholfen. Dass sich sein Buch im Ausland und in seiner Heimat gut verkauft, deutet darauf hin, dass es mit der Herkunft möglicherweise wie mit der Familie ist: Selbst werfen wir einen kritischen Blick darauf, während wir das anderen, „Außenstehenden“, nur begrenzt erlauben. Vielleicht ist das Severgninis Erfolgsgeheimnis – wenn er die italienische oder ausländische Perspektive unter die Lupe nimmt, hält er auch immer nicht nur uns und seinen Landsleuten, sondern auch sich selbst einen Spiegel vor.
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