Über den Wolken
… muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Die Freiheit ist umso größer, je weniger Gepäck man sich auflastet. Wer nur mit Handgepäck reist, hat deshalb viele Vorteile.
Bei Flugreisen profitiert man am meisten, daher widmet sich dieser Text speziell dem Flugwesen. Zwischen den einzelnen Fluggesellschaften gibt es mitunter große Unterschiede. Wenn man lediglich das Handgepäck zur Verfügung hat, ist es von besonderer Bedeutung, darauf zu achten, dass man die Vorgaben erfüllt und die vorhandenen Möglichkeiten möglichst effizient nutzt.
Vorsicht bei ungewöhnlich günstigen Angeboten! United Airlines erlaubt bei der „Basic Economy“ beispielsweise lediglich Handgepäck, das die Maße 43 x 25 x 22 cm nicht überschreitet. Bei Qatar Airways müssen 50 x 37 x 25 cm ausreichen; Air Berlin, Germanwings und Lufthansa bieten ein wenig mehr, nämlich 55 x 40 x 23 cm. British Airways und easyJet am meisten: 56 x 45 x 25 cm.
Beim Gewicht muss man ebenfalls aufpassen. Knauserig sind Air Berlin, Condor, Germanwings, Lufthansa und Qatar Airways: 6 kg bis 8 kg. Im Mittelfeld liegen Air France und KLM mit bis zu 12 kg; großzügig ist British Airways mit zwei Handgepäckstücken, die jeweils bis zu 23 kg wiegen dürfen. Folgende Fluggesellschaften haben keine Gewichtsrestriktionen: American Airlines, Delta, easyJet. Findet die Fluggesellschaft heraus, dass das Handgepäck zu schwer ist, kann es sein, dass sie es nachträglich als normales Gepäck aufgibt. Germanwings verlangt hierfür 30 €, Lufthansa auf Kurzstrecken 75 €, Air Berlin bis zu 165 €.
Neben der Größe und dem Gewicht des Handgepäcks gibt es die allgemeinen Regeln zum Inhalt. Da man nur mit Handgepäck fliegt, sind diese besonders entscheidend. Flüssigkeitsbehälter mit einem Fassungsvermögen bis 100 ml sind erlaubt. Diese Behälter müssen überdies in einem durchsichtigen, wiederverschließbaren Beutel von maximal 1 Liter Inhalt verstaut werden. Mittlerweile liegen diese Beutel an vielen Flughäfen kostenlos vor der Sicherheitskontrolle aus – an manchen muss man sie allerdings gegen Geld erwerben. Messer und scharfe Gegenstände (Nagelscheren, Feilen, Stricknadeln) dürfen nicht länger als 6 cm sein. Ist man sich unsicher, sollte man lieber nochmal die Informationsseite der Fluggesellschaft aufrufen.
Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass man fünf Tage bequem überleben kann mit der Wäsche, die in einen Rucksack passt. Länger, und man braucht entweder eine Waschmaschine oder starke Unterarme. Handtücher werden oft von der Unterkunft gestellt – diese kann man also getrost daheim lassen. Eine Sache sollte man jedenfalls tunlichst vermeiden: das Nur-für-alle-Fälle-Packen. Notfalls kann man die benötigten Utensilien auch vor Ort kaufen. Wer beim Packen mitdenkt, wird unter Umständen sogar noch eine Garnitur frische Wäsche übrig haben, wenn er *räusper* den letzten Zug nach Hause verpasst und eine Nacht in Prag bleiben muss.
Neben den Einschränkungen gibt es aber auch ungemein viele Vorteile, die man als gepäckstücksloser Passagier genießt. In erster Linie die Ersparnis. Bereits bei der Buchung sollte man nach speziellen Angeboten Ausschau halten. Die Tarife heißen je nach Fluggesellschaft unterschiedlich. Bei Air France „Light-Tarif“, bei British Airways „Hand-baggage-only-fare“, bei KLM ist es die „Light-Option“, bei Air Berlin, Lufthansa und Swiss „Economy Light“.
Man erspart sich nicht nur Kosten, sondern auch Stress, Schlepperei und vor allem eins: Zeit. Wertvolle Zeit, die man bei der Gepäckaufgabe und später am Gepäckband verbracht hätte, während man schon längst am Gate oder im Bus zum Hotel hätte sein können. Es ist ein wenig seltsam, wenn man als Erster die Ankunftshalle betritt und von hundert erwartungsvollen Augen angestarrt wird. „Nein, ich bin weder Mr Chang noch Mrs Beaufort, bitte lassen Sie mich vorbei!“ Abgesehen davon ist es wundervoll, nicht auf sein Gepäck warten zu müssen, wenn es nach einer halben Ewigkeit und allen anderen Koffern denn überhaupt mal kommt.
Zudem besteht bei jedem Flug die Gefahr, dass das Gepäckstück verloren geht. Vor allem, wenn man über Amsterdam, Rom oder Madrid fliegt. Diese Flughäfen sind berühmt-berüchtigt für ihre Gepäck-Bermuda-Dreiecke. Gelegentlich werden Handgepäckstücke von der Fluggesellschaft aufgrund von Platzmangel aufgegriffen und in den Frachtraum verfrachtet. Das ist ärgerlich, aber man kann es vermeiden, indem man etwas abseits des Schalters wartet und nicht gerade den größten Koffer bei sich trägt.
Man tut der Natur nicht unbedingt einen Gefallen, wenn man fliegt, das ist klar. Aus diesem Grund sollte man die Belastung möglichst gering halten. Indem man auf die Mitnahme alles Unnötigen verzichtet, Kleider nicht hin- und wieder zurückbringt, ohne sie getragen zu haben, reduziert man die Belastung bereits. Die Treibhausgasemissionsersparnis (das war ein langes Wort) mag zwar gering sein, aber beim Packen lernt man, mit wenig(er) auszukommen, und handelt in der Folge auch bei anderen Prozessen bedachter und nachhaltiger.
Quellen:
https://www.welt.de/reise/article138097706/Lufthansa-startet-mit-Light-Tarif-ohne-Freigepaeck.html
https://www.kayak.de/news/reisen-nur-mit-handgepaeck/
http://www.ausgeruestet.com/2013/11/nur-mit-handgepack-fliegen.html
https://www.abenteuer-reisen.de/reisen-nur-mit-handgepaeck/
http://www.spiegel.de/reise/fernweh/nur-mit-handgepaeck-reisen-die-besten-tipps-von-reiseprofis-a-1071712-2.html