Tschechische Sprache, einfache Sprache? Die Polin lernt Tschechisch
Polnisch und Tschechisch- auf den ersten Blick ähnlich, aber eigentlich total verschieden.
Jeder hat bestimmt als Kind die tschechische Zeichenstrickserie „Der kleine Maulwurf“ (auf Tschechisch „Krteček“) häufiger gesehen. Der im Jahr 1957 vom Zeichner Zdeněk Miler erschaffene kleine Maulwurf hat die Herzen der Kleinen und Großen in vielen Ländern erobert. Das kleine niedliche schwarze Tier mit der roten Nase spricht aber außer „Ahoj“ (Hallo) und „Ach jo” (Ach ja) leider gar nicht, was zur Schlussfolgerung führen könnte, dass die tschechische Sprache so einfach und angenehm ist. Wie ist eigentlich die Muttersprache des kleinen Maulwurfs? Ist sie dem Polnischen so ähnlich?
Tschechisch und Polnisch gehören zum slawischen Zweig der indogermanischen Sprachfamilie. Auf den ersten Blick sieht man eigentlich Ähnlichkeiten zwischen den beiden Sprachen, obwohl auf Schritt und Tritt jede Menge Sprachfallen lauern, in die man sehr leicht stolpern kann. Besonders viele Wörter aus dem Tschechischen hat die polnische Sprache dem Mittelalter entlehnt, als Jan Hus seine Reformen durchführte und damit zur Blütezeit der tschechischen Literatursprache einen wichtigen Beitrag leistete. Infolge des 200 Jahre später mit den Habsburgern verlorenen Krieges, unterlag die tschechische Sprache der Germanisierung. Erst wieder im 19. Jahrhundert schufen die tschechischen Linguisten, mit Josef Jungmann an der Spitze, eine neue literarische Sprache, die aus der polnischen Sprache viel übernahm. Später entwickelten sich die beiden Sprachen unabhängig und spontan. Aber nun fertig mit der Theorie und los zur Praxis. Wie lernt man eine Sprache, die aus derselben Sprachfamilie stammt? Hilft das überhaupt?
Die Antwort auf diese Frage lautet „jein“. Was die Grammatik angeht, ist es für Polen/innen relativ einfach. Das Prinzip der Deklination oder Konjugation verläuft nach dem analogen Muster wie in der polnischen Sprache. Auch der tschechische Satzbau stimmt teilweise mit dem polnischen überein. Die tschechische Aussprache kann man ebenso lernen, aber es gibt bestimmte Zeichen, die nicht im Polnischen vorhanden sind. Im Gegensatz zum Polnischen gibt es außer kurze auch lange Vokale mit einer speziellen Bezeichnung: é, ú, ů, ě oder ý. Erst jetzt steht man richtig vor einem Dilemma, wie lang man eigentlich ein Wort mit langen Vokalen aussprechen soll? Da passiert es schnell mal, dass man übertreibt. Besonders am Anfang. Und auch der Wortschatz, der voll mit den falschen Freunden gespickt ist. (Falsche Freunde: die Bezeichnung für die Wortpaare aus zwei Sprachen, die zwar ähnliche Schreibweisen haben, aber etwas total anderes bedeuten). Dieser stellt eine große Herausforderung dar. Wenn man ein frisches Brot in der Bäckerei kaufen will, kann es durchaus mal vorkommen, dass man „čerstvy chleb“ bekommt, was nicht jedem gefallen kann ( čerstvy- auf Polnisch altbacken, Tschechisch frisch). Obwohl das polnische Verb „szukać” und tschechische „šukat” sehr ähnlich klingen, bedeuten sie etwas total anderes. Das polnische Wort bedeutet einfach „suchen“, aber die tschechische Version ist hingegen eine vulgäre Bezeichnung für den Geschlechtsverkehr. Deswegen ist Vorsicht geboten, wenn man das polnische Verb entlehnt und jemanden sucht. Es würden sich noch einige Beispiele zu solchen ähnlichen und eigentlich doch komplett verschiedenen Wörtern finden lassen.
Der tschechische Spruch „Chybami se člověk učí“ (Durch Fehler lernt man) passt super zu diesem Thema. Und wenn man einen Fehler begeht, schmunzelt man verstohlen und sagt: Ach jo. Nichts passiert. Auf jeden Fall macht das Lernen Spaß :)
Quellen:
http://www.nto.pl/magazyn/reportaz/art/4127537,porucha-na-ruchadle-czyli-polskoczeskie-nieporozumienia-jezykowe,id,t.html
http://www.megapedia.pl/krecik-bajki-dla-dzieci.html