Trompeter und der polnische Adler wachen an der Krippe
Das Historische Museum in Krakau würdigt mit einer Ausstellung die besondere Tradition der „Szopka Krakowska“
Krippen und Krippenspiele bilden sowohl in der katholischen als auch in der evangelischen Kirche einen wichtigen Bestandteil der Weihnachtszeit seit Franz von Assisi die erste Krippe mit lebendigen Tieren dekorierte. In Krakau hat sich dazu eine besonders farbenprächtige regionale Besonderheit entwickelt.
Handwerker wie Maurer und Steinmetze fanden im kalten polnischen Winter keine Arbeit. Drinnen im Warmen entstanden unter ihren geschickten Händen feine Modelle ihrer Arbeit. Im 19. Jahrhundert erreichte die Tradition der szopka krakowska (Krakauer Krippe) ihren Höhepunkt. Für einen zusätzlichen Verdienst in den kalten Monaten zogen die Handwerker von Haus zu Haus. Manche szopka war ein richtiges Puppenspiel, gesungen wurden dazu Weihnachtslieder.
Je (zeit)aufwendiger diese kleinen, federleichten Kunstwerke gearbeitet wurden, desto mehr Bewunderung erhielten sie. Ein Gerüst aus Pappe oder dünnen Holz wird mit allerlei bunten Papier überzogen. Da strahlt (heutzutage das elektrische) Licht hinter winzigen Buntglasfenstern und die Kuppeln der Türme glänzen bunt wie Bonbonpapier. Denn obwohl das Christkind im Zentrum der Krippe steht, haben die Krakauer Handwerker nicht einfach einen Stall nachgebaut, sondern ein kleines Krakau gezaubert. Die Türme der zehn bis 70 Zentimeter großen Krippen erinnern meist an die Marienkirche oder tragen die gleichen Verzierungen wie auf dem Wawelschloss. Neben den üblichen biblischen Protagonisten wie Maria, Josef und den drei Heiligen Königen finden sich Persönlichkeiten aus der polnischen Geschichte. Sogar der Drache vom Königsschloss speit sein Feuer in mancher Nische. Fast immer deuten Trompeten auf den Türmen die Legende des Trompeters der Marienkirche an, der einst die Stadt vor nahenden Angreifern warnte. In eine moderne szopka sind allerlei technische Raffinessen eingebaut, sodass sich die zentimetergroßen Tänzer im Folklorekostüm auch wirklich drehen oder die Könige ähnlich wie im Glockenspiel des Collegium Maius aus einem Torbogen hervorschauen. Erst recht nach seiner Heiligsprechung wacht der Papst Johannes Paul II meist direkt über dem Jesuskind. Gekrönt wird das Gesamtbild von Adler und rot-weißen Flaggen.
Wer einen Blick darauf werfen will, wie diese Tradition erhalten wird, kann die Ausstellung im Historischen Museum auf dem Marktplatz besuchen. Jährlich richtet das Museum einen Wettbewerb aus und präsentiert dem Besucher die schönsten Werke von professionellen Künstler so wie von hingebungsvollen Amateuren. Im wiedererstandenen Polen wurde er initiiert, um die Tradition in ihrer ganzen Pracht zu erhalten. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs beendete eine Pflege solcher patriotischer und regionaler Symbole, doch 2014 findet nun bereits der 72. Wettbewerb statt.
Und wer etwas von diesem Zauber in seinem Wohnzimmer haben möchte: Ganz kleine szopki krakowski, die auch in jedes Touristengepäck passen, sind auf dem Weihnachtsmarkt vor den Tuchhallen zu erwerben.