Toţ banana
Von verlorenen Handschuhen und wichtigen Bananen
Kein Text-keine Schokolade! Dieser grausame Satz meiner Mutter hat mich heute vor den Laptop getrieben, um nicht vollständig vom Schokoladennachschub aus Deutschland abgeschitten zu werden. Zugegebenermaßen ist seit dem letzten Blogeintrag fast eine ganze Jahreszeit vergangen, aber ich bin eben ein vielbeschäftigter und bis zur Erschöpfung arbeitender Freiwilliger. (Kritiker werden jetzt behaupten, ich hätte gerade erst eine Woche Ferien gehabt..). Silvester haben wir planungsmäßig in Budapest verbracht, eine wirklich tolle Stadt- das ich im Februar über mein Silvester schreiben muss, sagt dann aber doch recht viel über mein Schreibverhalten aus. Der zuvor angesprochene Jahreszeitenwechsel hielt wenigstens Schnee bereit gepaart mit Temperaturen, für die der menschliche Körper einfach nicht geschaffen scheint- falls übrigens jemand in Baia Mare meinen zweiten Handschuh gesehen hat, einfach bei mir melden! Wenn dann die Mitbewohner über Nacht das Küchenfenster versehentlich offen lassen, wähnt man sich schon früh morgens in der Antarktis. Dieser Kälteausbruch, der mich meinen Wunsch nach Schnee schon wieder bereuen ließ, ist aber inzwischen vorüber und sogar die Sonne lässt sich hier gelegentlich blicken. Zwischendurch hatte ich schon befürchtet, sie hätte sich für immer verabschiedet und ich hätte meinen EVS doch lieber am Strand machen sollen. Nach einem kleinen Motivationseinbruch, macht mir meine Arbeit inzwischen auch wieder großen Spaß.
Im Kindergarten klappt die Kommunikation mit den Kindern immer besser, was die dortige Arbeit extrem erleichtert. Zum Streitschlichten reicht es aber dann doch nicht vollständig- da hilft nur lächeln und Kopf streicheln. Beim Singen kann ich nun schon manchmal miteinsteigen, was mir einige verwirrte Blicke der Kinder beschert: Keine Ahnung ob das an meinem fehlenden Gesangstalent liegt oder ich einfach den völlig falschen Text munter vor mich hin trällere. Außerdem habe ich in Rumänien endlich meine große Liebe gefunden: Er heißt Norbi und ist 3 Jahre alt. Er findet mich auch ganz in Ordnung, seit ich für ihn eine Banane geklaut habe, die eigentlich für die Betreuerin bestimmt war (das hat er mir bewusst verschwiegen). Danach stammelte er minutenlang atemlos "Tot banana" (ganze Banane) und bedankte sich überschwänglich bei mir. Da es wohl schwierig wird Norbi zu heiraten, denke ich über Adoption nach, aber die Eltern müssen noch eingeweiht werden. Zuletzt unternahmen wir im Kindergarten auch einen Ausflug zum Puppentheater. Der etwa 500 m an der Hauptstraße entlangführende Weg wurde dabei schon mal zum Nervenkitzel, denn als Kind denkt man gar nicht daran kontinuierlich weiterzulaufen, dennn es gibt immer neue Dinge zu entdecken: Nasenpopel, Bonbonpapier, Hauswände, parkende Autos und wieder Nasenpopel. Das Theaterstück habe ich inhaltlich nicht vollständig erfassen können, aber eine Prinzessin ist auf jeden Fall aufgetreten, auch wenn man behaupten könnte, dass das Wort printesa nicht allzu schwer zu verstehen war.
Unterbrochen wurde der Freiwilligenalltag auch von einem sogenannten "Midterm Meeting", das wieder in Predeal stattfand. Dort überraschte uns das Hotel einmal mehr mit seiner kulinarischen Vielfalt- aber diesmal gab es nur an 3 von 4 Tagen Hühnchen mit Kartoffeln. Das Seminar selbst war mehr auf Reflektion ausgelegt, um die erste Hälfte Revue passieren zu lassen, aber wirklich viel neues konnte ich daraus nicht ziehen. Im Vorfeld besuchte ich mit 2 Freunden die Stadt Sighisoara, die zwar ganz nett anzuschauen ist, aber doch ziemlich klein ist. (Am Bahnhof dachten wir noch, wir hätten uns für die falsche Haltestelle entschieden). Im Anschluss an das Seminar schaffte ich es nach 4 Monaten endlich nach Sibiu, das wirklich so schön ist wie jeder behauptet. Insgesamt bleibt das viele Reisen aber einfach eines der besten Dinge an meinem Freiwilligendienst, da man so Orte sieht, die ich sonst wohl leider nie besucht hätte.
In der Highschool unterrichte ich inzwischen fast ausschließlich Deutsch, was mir immer mehr Spaß macht. Gelegentlich verstehen die Schüler eine Frage nicht und tendieren dann dazu mich zu ignorieren und so zu tun als ob ich nichts gesagt hätte, aber das wird sich ja vielleicht noch ändern. Beim Wiederholen der Frage wird dann immerhin schön gelächelt und genickt auch wenn ich nach einem Namen gefragt habe. Aber ich lerne ja selbst rumänisch und die beiden Sprachen haben nun einmal gar nichts (!!!!!) gemeinsam, weshalb ich mich in die Schüler schon ganz gut hineinversetzen kann. Trotzdem gibt es fast nichts unangenehmeres als diese gähnende Leere in Form von Stille, wenn sich die Schüler dagegen entscheiden, eine Frage zu beantworten. Die Lehrer aus meiner Schulzeit tun mir da im Nachhinein doch etwas leid. (Herr Weber, das hatten Sie nicht verdient!)
Des weiteren bereite ich im Moment mit 4 deutschen Mitfreiwilligen eine Präsentation über Deutschland vor, auch wenn es nicht immer ganz einfach ist, der einzige männliche Mitarbeiter zu sein. Eine Zeit lang musste ich dagegen ankämpfen nicht im Karnevalskostüm aufzutreten und beim Einlaufen mit Bonbons um mich zu schmeißen (?!). Doch insgesamt sind wir jetzt alle zufrieden mit der Präsentation, auch wenn ich den armen Looser in unserem Märchen spielen muss.
In unserer Wohnung sind wir inzwischen nur noch zu dritt, wodurch sich die Wohnung dann doch irgendwie etwas leerer anfühlt. Ich habe inzwischen auch schon den ein oder anderen mal mehr und mal weniger misslungenen Kochversuch gestartet. Dies ist inzwischen auch möglich, seit meine Mitbewohnerin Dorothee wie verrückt aus anderen Wohungen Kochutensilien zusammentrug und ich schon Angst hatte, sie wolle unsere Wohnung zu einem Porzellanladen umfunktionieren. In letzter Zeit hatten auch ziemlich viele Freiwilige Geburtstag, was einen fast in den finanziellen Ruin treibt, aber für seine Freunde gibt man ja gerne sein Geld aus (Eigentlich ja nicht, aber ich muss das jetzt schreiben, weil manche diesen Blog lesen). Bevor ich nach Rumänien gekommen bin wurde ich auch mehrmals auf agressive Straßenhunde aufmerksam gemacht. Diese Straßenhunde existieren zwar, strahlen aber die Aggresivität eines Toten aus. Manche Freiwillige bereichteten auch schon von Hunden, die ihnen folgten, aber mir ist das noch nicht passiert- ich hab noch nicht entschieden ich darüber froh oder beleidigt sein soll! Unsere Waschmaschine hatte einen kleinen Burn-out (sie hat gequalmt), aber funktioniert jetzt wieder genauso schlecht wie vorher. Trotzdem beschleicht mich ab und zu das Gefühl, das jemand nachts Klamotten aus meinem Kleiderschrank in die Wäschebox verfrachtet, denn die ist irgendwie immer voll. Jetzt muss ich mich aber auch schon wieder verabschieden, um aufzuräumen, denn mein Vater kommt nächste Woche zu Besuch und mein Zimmer sieht aus, wie nach einem Terroranschlag.
Viele Grüße aus Baia Mare
PS: Das mit dem zweiten Handschuh wäre echt nett!
PPS: Wenn jemand einen funktionieren Staubsauger besitzt, einfach bei mir melden. Maniu -Flat ist offen für Spenden :)
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