Time to Say Goodbye 2.0
Über Abschiednehmen.
[vor knapp einem Monat]
Ich bin sehr schlecht darin im Bus zu schreiben. Vor allem, weil mir dabei normalerweise schlecht wird. Schlimmer ist aber Lesen... Und da ich das Gefühl habe, dass ich das hier schreiben sollte, bevor ich nach Hause komme, folgt mein letzter Beitrag als offizielle Erasmus-Studentin aus einem sehr unterkühlten Bus von Mailand nach Deutschland.
Meine letzte Woche in Budapest war... traurig schön mit wunderbaren Momentan und Treffen, die mir gezeigt haben, was für wertvolle Menschen ich im Laufe meiner Zeit in Ungarn kennengelernt habe. Gleichzeitig schwebte da die ganze Zeit immer dieser Gedanke mit: “Das ist das letzte Mal“.
...Das letzte Mal mein gelbes Lieblingshaus am anderen Ende unsere Straße begutachten.
...Das letzte Mal einen Kaffee auf Ungarisch bestellen (Ja, das kann ich mittlerweile. Da hat mein Ungarisch-Kurs auf jeden Fall etwas gebracht.)
...Das letzte Mal meine Joggingtour drehen.
….Das letzte Mal mit allen Feiern gehen.
...Das letzte Mal auf die Citadelle hinauf wandern und die Lichter der Stadt im Dunkeln bewundern.
...Das letzte Mal durch die Straßen der Innenstadt schlendern und bei dem Versuch den Zebrastreifen zu benutzen um mein Leben bangen.
...Das letzte Mal aus unserer schnuckeligen WG treten.
...Das letzte Mal die Tram nehmen und die ungarische Ansage hören, die mich immer auf meinen Fahrten begleitet hat.
...Das letzte Mal in der nach Schweiß duftenden Halle beim Sport alles raus lassen.
...Das letzte Mal in Osteuropa vom Reisefieber gepackt werden und ohne Rücksicht auf Verluste mit Freunden Reisen von Budapest aus planen.
...Das letzte Mal zum Flughafen fahren und Besuch abholen oder verabschieden.
…
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Im Bus.
Natürlich bin ich traurig, das alles hinter mir zu lassen. Meine vier Monate in Ungarn waren einmalig. Ich hatte eine wunderbare Zeit und bin dankbar für jeden Moment, den ich hier hatte. Ich bin dankbar um die bereichernden Gespräche, die ich führen durfte, um die Menschen, die ich nun meine Freunde nennen darf, den kulturellen Input, den ich aufgesogen habe wie ein Schwamm, die Reisen, die ich dank Schengen ganz blauäugig machen durfte...um so vieles….
Mein Semester war eine Chance für mich. Ich musste mich noch einmal in einer völlig neuen Umgebung beweisen. Ich war zum ersten Mal im Osten Europas unterwegs. Ich war als Erwachsene im Ausland. Nicht noch als halbes Kind, wie es in Frankreich der Fall war.
Und das alles hat mir gezeigt, dass wir alle letztlich doch nur Menschen sind. Egal, welche Nationalität in unserem Pass steht. Und das ist etwas, was wir uns viel häufiger ins Bewusstsein rufen sollten.
[heute – 28.06.2018]
Mittlerweile bin ich seit knapp einem Monat wieder zurück. So schwer der Abschied war, so schön war aber auch das Wiederzurückkommen. Ich genieße weiterhin jeden Tag – denn das ist eindeutig etwas, was ich in Ungarn perfektionieren durfte. Die Zeit mit Freunden und Familie wertzuschätzen.