The Happy Show
Über die derzeitige Ausstellung „The Happy Show“ von Stefan Sagmeister im Wiener Museum für Angewandte Kunst.
Macht Geld wirklich glücklicher? Sind Ehepaare zufriedener als Singles? Welcher Zusammenhang besteht zwischen Altruismus und Freude? Können Lügen Glück erzeugen? Was macht mich wirklich glücklich?
Auf diese und viele weitere Fragen bietet die derzeitige Ausstellung namens „The Happy Show“ im Museum für Angewandte Kunst (MAK) eine Antwort. Kreiert wurde sie vom österreichischen Grafikdesigner Stefan Sagmeister, der unter anderem für sein Design von CD-Covern für die Rolling Stones bekannt ist. Seit dem 28. Oktober 2015 ermöglicht er durch seine Ausstellung den Besuchern Glück zu tanken im Wiener MAK.
Wer die herrschaftlich schönen Gemäuer des MAK-Gebäudes betritt, ist zunächst einmal überrascht von zwei riesigen aufgeblasenen Affen, die die wunderbar bemalte Halle des Museums einnehmen. Beide Affen haben jeweils ein Schild in der Hand, das zusammen den Satz ergibt: „Everybody always thinks they are right – Jeder denkt immer, er hat recht“. Verwundert vom Anblick der Affen führt der Weg zu einem „Glücksautomaten“. Die Beschreibung darauf verriet, dass die Ausstellung einen nicht glücklich machen wird und erst gar nicht daran glauben braucht. Eine gute Einführung für eine Ausstellung, die sich dem Glück verschrieben hat? Jedenfalls wird man am Automat aufgefordert eine Karte zu ziehen. Bei meinem Zug erhalte ich eine Karte mit folgendem Auftrag darauf: „Bitten Sie jemanden in der Ausstellung ein Bild von Ihnen zu zeichnen.“ Puh, das wird wohl Überwindung kosten. Weiter geht es ins Untergeschoss. Auf dem Weg dorthin begegnen mir per Hand geschriebene Kommentare auf den Wänden des MAKs, die bereits zum „glücklichen“ Nachdenken anregen. So zum Beispiel das Ergebnis einer Studie, dass Menschen, die täglich anderen ein wenig helfen, deutlich glücklicher sind. Begleitet wird man übrigens die gesamte Ausstellung über von einer unterschwellig angenehmen instrumentalen Musik. Im Kellergeschoss angekommen, begrüßt einen ein riesiger Kaugummiautomat mit zehn Säulen, mit der Bitte um Entnahme eines Kaugummis. Die Säule 1 bedeutet: „Ich bin sehr unglücklich“, wohingegen die Säule 10 volle Fröhlichkeit versinnbildlicht. Ich wähle einen Kaugummi aus Säule 8, irgendwie sagt mir das mein Gefühl. In den weiteren Räumen finden sich verschiedene interaktive Stationen. So gibt es eine Stelle, an der man durch Vibrationen und Töne, das Glücksgefühl von anderen Menschen haptisch und akustisch spüren soll. Desweiteren wird man aufgefordert spontan ein glückliches Phantasiewesen zu zeichnen und in eine Scannerbox zu werfen, sodass wenige Minuten später das Glückswesen auf einer anderen Leinwand animiert auf die Besucher herablächelt. Eine weitere Spur mit Ratschlägen zum Glücklich Sein führt sogar auf die Herrentoilette, die sogar im Zuge der Ausstellung ebenso mit zahlreichen Definitionen über Glück von berühmten Psychologen, Philosophen und Soziologen, wie beispielsweise Sigmund Freud, voll gepinselt ist. In einem weiteren Raum verrät eine Animation, dass Geld eben nicht glücklich macht. Es kann zwar partiell das Leben erleichtern, aber auf lange Sicht sind Ärmere ebenso glücklich wie Reichere.
Auffällig an dieser Ausstellung ist auch, dass das Besucherpublikum überdurchschnittlich jung ist. Ob wohl die aus museumspädagogischer Sicht gute interaktive Aufbereitung oder die bereits für junge Adressaten interessante Frage nach dem Glück dahintersteckt?
Körperliche Aktion fordert ein „Glücklich-Mach-Rad“, das mit einer dunklen Leinwand gekoppelt ist. Nachdem ich ein paar Meter geradelt bin, beginnt die Leinwand aufzuflackern und verrät mir in Etappen Worte, die zusammengesetzt mir die Nachricht übermitteln: „Wirklich das zu tun, was ich mir vorgenommen habe, macht mich glücklicher“. Irgendwie hat er Recht. Ich habe auch eine fremde Frau bezüglich des Auftrags aus dem Automaten angesprochen. Sie willigt ein und beginnt auf einem kleinen Zettel das Zeichnen. Wir lachen laut los während des Zeichnens und auch über das Ergebnis. Entstanden ist ein fröhliches Strichmännchen.
Jedenfalls fühle ich mich am Ende des Besuchs irgendwie glücklicher. Die Ausstellung ist nicht nur grafisch und designtechnisch äußerst ansprechend, sondern regt in der Tat auch zum Nachdenken über das eigene Glück an.
Stefan Sagmeister dreht übrigens derzeit einen Film namens „The Happy Film“, der seine zehnjährige Studie über das Glück dokumentieren soll.
Noch ein paar Fakts zum MAK: Der Eintritt kostet für Jugendliche und Studierende 7,50 €. Wer sich diesen ersparen möchte, besucht das MAK am Dienstagabend. Denn jeden Dienstag ist von 18-22 Uhr freier Eintritt zu allen Ausstellungen im MAK. Neben den temporären Ausstellungen bietet das MAK auch Dauersammlungen über Möbel und Geschirr des Jugendstils, asiatische Porzellankunst, orientalische Teppiche sowie gegenwärtige Textil-, Glas- und Metallgegenstände.