Terrakottaarmee in Xi'an- tatsächlich sehenswert?
Auf unserer Reise nach Xi'an stand natürlich auch die Terrakottaarmee auf unserer To-Do-Liste. Doch ist sie wirklich so sehenswert wie immer gesagt wird?
Anfang Februar zog es mich und meine Freundin nach Xi'an, bekannt für seine Terrakottaarmee. Ich hatte vor meiner Reise schon viele Bilder gesehen und daher weniger erwartet, dass der Besuch so spannend werden würde. Dank einer sehr guten englischsprachigen Reiseleitung (200 Yuan, vor Ort buchbar) wurde es sehr interessant und beeindruckend. Es gab viel zu lernen, denn hinter der Armee steckt eine Menge an Geschichte und Kultur.
Die Armee ist dem Mausoleum des ersten chinesischen Kaisers Qin Shihuangdis zugehörig. Der Bau des Mausoleums wurde 221 v.Chr. (Beginn seiner Regierungszeit) angeordnet. Nur 11 Jahre später starb der Kaiser, er wurde begraben und die Qin-Dynastie endete. Mehr als 700.000 Menschen hatten an den Figuren mitgearbeitet. Dennoch konnten die Bauten während seinen Lebzeiten nicht vollendet werden, sodass einigen Figuren die Köpfe fehlen. Der Wunsch des Kaisers, ein Denkmal für seine Regierungszeit und gleichzeitig ein Machtsymbol zu erschaffen, konnte dennoch erfüllt werden. Die Terrakottaarmee sollte ihn auch im Tod begleiten und beschützen. Ebenso seine Konkubinen. Sie wurden mit ihm gemeinsam lebendig begraben. Ihr Zahl wird auf über 300 geschätzt.
Personalisierung der Figuren
Die Gräber bieten eine Vielzahl an interessanten Details. Zum Beispiel entspricht ihre Tiefe ihrer sozialen Rangordnung. Die Sklaven stehen 4 m, die Offiziere 6, die Konkubinen 30 m tief. Der Kaiser ist mit seinen 40 m am tiefsten gelegen. Ebenso das Gewicht ist dem sozialen Rang angepasst. Die stärkste Figur wiegt 300 kg, die leichteste 120 kg. In vieler Hinsicht stellen die Figuren eine realistische Delegation dar. Jede Figur hat individuelle Merkmale. Angefangen bei dem persönlichen Stempel der Arbeiters, der sie geschaffen hat. Über Gesichtsstrukturen, Handlinien, die einer lebendigen Person nachempfunden sind. Den Sklaven wurden keine Handlinien zugestanden, als Zeichen nicht vorhandener Individualität. Bartwuchs, Kopfbedeckung, Bauchumfang und die Höhe der Schuhspitzen geben Aufschluss über die soziale Position der Figur. Ein Sklave, der durch das Töten von 1000 Feinden zum Offizier aufgestiegen ist, ist immer noch von einem „gebürtigen“ Offizier zu unterscheiden.
Farbgebung
Auch in die Farbgebung der Figuren wurden hohe Kosten und viel Arbeit investiert. Das Terrakotta wurde in pink, blau und schwarz gefärbt. Die Uniformen waren pink-blau, die Schuhe schwarz und die Gesichter der Figuren pink. Beim den Ausgraben reagierte die Farbe leider mit dem Sauerstoff in der Luft. Innerhalb von 2 Stunden waren die Figuren farblos. Deshalb ist eine der Hallen auch stark abgedunkelt und gut erhaltene Figuren sind in sauerstofffreien Vitrinen untergebracht. Die Pferde der Sklaven und Offiziere wurden bei Errichtung ebenfalls blau gefärbt, um ihre Herkunft (angeblich der Himmel) zu symbolisieren.
Die Kutschen
Zusätzlich zu den Figuren und Pferden wurden auch Kutschen gefunden. Für die Konkubinen wurden Miniaturformate der Kutschen angefertigt. Die Kutschen bestehen aus Bronze, da der Kaiser überzeugt war, dass der Marktwert von Bronze bald rasant steigen würde. Damit lag er wohlbekannt falsch. Ein weiteres Material, das in das Pferdegeschirr mitverarbeitet wurde: Jade. Traditionell wird ihr eine magische Heilkraft zugesprochen. Wer heutzutage an die Heilkraft von Jade glaubt, trägt sie ums Handgelenk. Um den Hals getragen, kann sie angeblich nicht ihre Wirkung entfalten.
Lage und Fund
Das Grab liegt in einem kleinen Hügel außerhalb der Stadt. So konnte es über 2000 Jahre unentdeckt bleiben. Der Standort des Mausoleums wurde im Sinne des Feng Shui ausgewählt: Zwischen Bergen und Fluss. 1964 entdeckten die Bauern die erste Figur bei einer Ernte. Leider waren fast alle Figuren, die gefunden wurden, zerstört. Die Hohlräume zwischen den Figuren führten dazu, dass die Figuren bei Erdbeben gegeneinander fielen und das Terrakotta zersprang. Der Aufbau einer einzigen Figur dauert häufig um die 2 Jahre und bedarf ständigen Aufbesserungen. Mittlerweile sind der Öffentlichkeit drei große Gräber zugänglich. 2019 wird ein weiteres eröffnet. Nach der Neueröffnung werden die Besucherzahlen (derzeit 8 Mil. pro Jahr) sicherlich weiter in die Höhe schießen.
Sehenswert?
Mir persönlich hat die Besichtigung des Mausoleums sehr gut gefallen. Es gehört berechtigterweise zu den UNESCO-Weltkulturerben. Man kann viel über die chinesische Geschichte und Kultur lernen. Besonders angenehm dabei ist, dass die Anlage außerhalb der Stadt liegt. So hat man keinen Verkehrslärm im Hintergrund und kann sich ganz auf die Führung einlassen. Eine Führung kann ich dringend empfehlen, um an die nötigen Hintergrundinformationen zugelangen, die die Beschilderungen größtenteils leider nicht bieten. Außerdem möchte ich empfehlen, den Besuch in die Nebensaison zu verlegen, um einen möglichst guten Blick auf die Figuren zu erhaschen.
Vorsicht ist bei den Souvenirs geboten. In der Anlage selbst kann man Miniaturfiguren aus dem Original-Terrakotta erhalten. In den Souvenirgeschäften hinter dem Ausgang finden allerdings hauptsächlich Fake-Artikel, die keine Garantie auf gute Qualität bieten.
Quellen: Informationen aus der Führung, https://de.wikipedia.org/wiki/Mausoleum_Qin_Shihuangdis, http://german.cri.cn/21/2003/12/23/1@2990.htm
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