Tag 1 #Anreise nach Pécs, Ungarn
Wie die Reise von Leipzig und Ankunft im Volunteer House im tiefsten Ungarn verlief.
Heute ging es für mich 7:59 Uhr vom Leipziger Hauptbahnhof in einem ICE 1 nach München. Beim Umarmen mit Marius und Debora, fuhr mir fast der Zug, mit all meinen Sachen in ihm, vor der Nase weg. Das Gesicht von meinem Papa werde ich nie vergessen, als er die piepsende Tür zufahren sah. Als der Zug los setzte, winkten mir Marius und Debora zu und mein Papa jubelte einfach irgendeiner anderen Person hinterher, die mehrere Reihen vor mir saß. Er hatte wieder seine Brille nicht auf.
Mit ein bisschen mehr als 30 Minuten Verspätung, trafen meine erste Freiwilligenkollegin Miriam und ich in München ein. Purer Stress brach aus und die Entscheidung zum Anschlusszug innerhalb von unter einer Minute zu rennen, nahm uns dann die liebe Deutsche Bahn ab, indem sie uns mitteilte dass es keinen Zweck habe. „Der Anschlusszug wird nicht warten.“ stand stumpf in der DB App. Dann sind wir gleich zum Alternativzug gehetzt und fuhren nun eine schöne Runde mit zwei extra Umstiegen in Salzburg und Wien nach Budapest. Vor Salzburg fielen mir wunderschöne riesige Bergspitzen ins Auge. Lange nicht mehr so etwas schönes und zugleich bestialisches gesehen. Die Züge waren wunderbar, gut klimatisiert, Gepäckstellen sinnvoll gesetzt und die deutschen und österreichischen Weißwürschte ganz wie man sie kennt. Von Salzburg nach Budapest erwischten wir, durch die kurze Umstiegszeit, allerdings den Familywagon und wurden aus allen Richtungen von kleinen Wänstern angeplärrt. Hoffentlich schätzen die ungarischen Kinder die Ruhe und Geräuschlosigkeit mehr als die. Der österreichische Akzent war mir wieder mal eine witziger Zeitvertreib geworden. In meiner WG kommt auch eine aus Österreich, aus der Nähe von Linz, um genau zu sein. Naja, dann sind wir in Budapest Kelenföld angekommen. Wunderbarer Bahnhof, ganz schick, Abenddämmerung fast schon Nacht und von den Pizzaständen roch es nach Pizza aber auch seltsam süßlich. Ich mochte den Geruch. Noch nie sowas vorher gerochen. Auf jeden Fall sind die Menschen in Ungarn entweder maximal kälteresistent oder die Zuständigen merken einfach nicht, dass sie aus den Abteilen riesige Kühlschränke machen. Die ungarischen Züge und vor allem der nach Pécs sind, abgesehen vom Eiszeitklima, was uns auf den nächsten russischen Winter vorbereiten soll, äußerst schön gestaltet. Ausgefallenere Formen, Farben und Texturen machten mir die Fahrt authentischer. Es war ein bisschen mehr Pepp drin. In den Wagonverbindungen wollte man sich allerdings nicht lang aufhalten. Diese ratterten und drohten förmlich fast zu brechen. Nachdem ich mein Geschäft auf einer bequemen Toilette verrichtete, ertönte eine Siegesmelodie beim Öffnen des Wasserhahnes. Ich dachte sie gebührte mir und meinem erfolgreichen Händewaschen, doch dann war es doch nur der Einleitungston einer Durchsage. „Watschnadjietschkimetschki…“ und so weiter. 22:32 Uhr kamen wir dann endlich in Pécs an. Unser Gepäck und wir wurden anstatt in drei besagten Autos in Zweien zu unserem Volunteer House gefahren. Die Straße sah nicht gerade einladend aus aber ist auf einem kleinen Hügel gelegen, von dem man irgendwelche Lichter auf einem anderen Hügel sehen konnte. Das Haus sah ebenfalls nicht blendend aus, genauso wie die Toreinfahrt oder Garage. Kommt drauf an, was daraus noch werden soll. Wir ließen uns alles zeigen, und nach einer kurzen Einweisung bezogen wir die Zimmer. Viktoria, unser Host, zählte uns ungefähr 20 Baustellen auf, die noch an dem Haus, der Wohnung, den Bädern, dem WLAN und der Küche gemacht werden müssen. Ohne hohe Ansprüche zu haben, sieht das hier echt dürftig aus. Aber was wäre das nur für eine neue Erfahrung wenn alles picobello vorbereitet ist.
Ich denke unsere Aufgabe ist es mit weniger als unserem normalen Lebensstandard klarzukommen und eben auch diesen dadurch mehr schätzen zu lernen. Zumindest sind die Wände hier alle kahl und leer und lassen ganz viel gestalterischen Spielraum zu. Ich sehe hier trotzdem alles positiv und freue mich sehr über das was uns bereitgestellt wurde. Ich kann bis jetzt schon „Köszönöm“ (Danke), „Jó“ (Ja), „Nem“ (Nein), „Jó napot“ (Guten Tag), „Jó estét“ (Guten Abend) und Láb („Fuß“).
Liebe Grüße aus Pécs, Ungarn
Pauline