Studiengebühren in Großbritannien
Wahrscheinlich wird man es auch in Deutschland irgendwie mitbekommen haben. In Großbritannien wurden Anfang des Jahres mal wieder die Studiengebühren erhöht. Da dies auch mich ab September 2012 betreffen wird, habe ich eine kleine Chronologie der Ereignisse der letzten Monate zusammengestellt.
Eines vorweg: Wer in Deutschland studiert, der kann sich meiner Meinung nach glücklich schätzen. Aber natürlich wird in Deutschland auch schon bei 500€ Studiengebühren gemeckert. Klar, ich freue mich auch, dass sogar diese nun abgeschafft wurden. Aber im Vergleich zu britischen Studenten, die bislang rund 3000 Pfund im Jahr für ihre akademische Ausbildung berappen mussten, sind 500€ pro Semester nicht allzu viel.
Und sogar die £3000, die bisher pro Studienjahr in England fällig wurden, wirken nun wie eine relativ kleine Summe. Schließlich erhöhte die Koalitionsregierung in London die Gebühren Anfang des Jahres auf ein Maximum von rund £9000. Insbesondere den Liberaldemokraten, die mit dem Wahlversprechen angetreten waren, eine Erhöhung der Studiengebühren zu verhindern, hat dieser Entschluss politisch enorm geschadet. Doch auch das ganze Drumherum hat in der Medienlandschaft hier hohe Wellen geschlagen.
Wütende Proteste in London
Begleitet wurde die politische Debatte über die Erhöhung der Studiengebühren von landesweiten, wütenden Studentenprotesten, die ihren Höhepunkt bei abschließenden, zentralen Protestveranstaltungen in London fanden. Für Schlagzeilen sorgte insbesondere ein „Angriff“ auf das Auto von Prinz Charles und seiner Gattin Camilla. Doch auch die britische Polizei offenbarte während der Demonstration in London ihr wahres Gesicht: Friedlich protestierende Studenten wurden stundenlang eingekesselt, bedroht und verletzt. Tragische Berühmtheit erlangte ein Student, der nach dem Angriff eines Polizisten mit einer schweren, lebensbedrohlichen Hirnblutung ins Krankenhaus gebracht werden musste. Gebracht hat am Ende aller Protest wenig: Auch wenn weniger als die Hälfte aller Liberaldemokraten bei der Abstimmung im House of Commons für die Erhöhung der Studiengebühren stimmten – die Regierung hatte am Ende doch eine Mehrheit der Abgeordneten auf ihrer Seite.
Ironie des Schicksals?
Abgesehen von der Tatsache, dass die hohen Studiengebühren nun vermutliche tausende Abiturienten davon abhalten wird, sich für ein Studium zu bewerben, könnte nun – welche Ironie – Geld fehlen, um all denjenigen, die trotz der hohen Kosten ein Studium beginnen wollen, einen Studienkredit anzubieten. Dazu muss man wissen, dass die Studiengebühren in Großbritannien nicht von der Regierung festgelegt werden. Die Regierung setzt nur eine Obergrenze fest, einen Betrag, der pro Jahr maximal gefordert werden darf. Und die Regierung von Mr Cameron hat offenbar – warum auch immer – nicht damit gerechnet, dass so viele Universitäten nach der Erhöhung des Maximalsatzen auch die vollen £9000 von ihren Studenten fordern wollen - warum sollten sie auch freiwillig auf Geld verzichten? Der durchschnittliche Betrag, den die britischen Universitäten ab dem Studienjahr 2012/2013 veranschlagen, liegt bei £8,765 – der Regierung hatte jedoch – warum auch immer – nur mit £7,500 kalkuliert.
Und nun?
Wie das ganze Drama um die Studiengebühren in Großbritannien sich weiter entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Fest steht, dass sich die Regierung in den letzten Monaten alles andere als beliebt gemacht hat und mir teilweise relativ planlos vorkommt. Und diese Meinung teilen nicht nur viele "einfache Bürger". Sogar die University of Oxford sorgte vor wenigen Tagen für Aufsehen, als ihre Professoren mit 283 zu fünf Stimmen ein Misstrauensvotum gegen ihren ehemaligen Absolventen, Universitäts- und Wissenschaftsminister David Willets, aussprachen.
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