Stereotypisierung - eine gefährliche Eigenart des Menschen?
Wir alle kennen sie, wir alle gebrauchen sie in den verschiedensten Situationen. Was jedoch ist zu beachten beim Umgang mit Klischees?
Nun seien wir doch einmal ehrlich: Wer von uns hat denn nicht schonmal beim Gedanken an Baguette intuitiv eine Verbindung zum baskenmützentragenden entspannten Franzosen hergestellt? Oder sich an einem sonnigen Nachmittag im Büro neiderfüllt die berühmtberüchtigte spanische Siesta herbeigewünscht?
Ob der tägliche Baguette Konsum des Franzosen tatsächlich seit Jahrzenten kontinuierlich sinkt und die traditionelle Weißbrotstange lediglich im Kreise der Touristen eine gewisse Stabilität erreichen kann, spielt dabei keine Rolle. Auch die Tatsache, dass viele Spanier die Siesta nur noch aus den Erzählungen ihrer Eltern kennen, vermag kaum an dem sich etablierten Bild der spanischen Gesellschaft zu rütteln.
Egal, als wie tolerant wir unsere heutige Gesellschaft bezeichnen, die guten alten Stereotypen bleiben verankert und prägen täglich unser sich globalisierendes Zusammenleben. Bei dem unentwegten Kulturkontakt, der mit der Modernisierung von Kommunikations- und Transportmitteln einhergeht, bestimmen sie meiner Meinung nach sogar oft das nationale Bewusstsein der Bürger. In meiner persönlichen Auslandserfahrung, meinem eigenen Kontakt mit einer anderen Kultur sehe ich mich immer wieder mit ähnlichen Aussagen konfrontiert: “Ihr Deutschen könnt doch überhaupt nicht abschalten, immer seid ihr pünktlich und arbeitet gut, aber wo bleibt da der Spaß? Hältst du es überhaupt bis um 6 Uhr morgens in einer Disco aus? Trinkt ihr eigentlich auch Wein in Deutschland oder gibt es da nur Bier?” (*Natürlich kann ich das so nicht verallgemeinern und wurde oft auch von Menschen kontaktiert, die das ganze Thema etwas reflektierter, entfernter von den gängigen Klischees betrachtet haben und ihre Aussagen auf eigene Erfahrungen stützten… aber naja ich schreibe ja auch keine allgemeingültige wissenschaftliche Arbeit, sondern berichte lediglich von meiner persönlichen Wahrnehmung.)
Anfänglich muss ich zugeben, dass mich das ganze tatsächlich etwas beeinflusst hat. Gepaart mit dem großen Verlangen danach, mich voll und ganz in die Gesellschaft meiner neuen Heimat integrieren zu können, begann ich mich insgeheim zu fragen, ob wir “Deutschen” tatsächlich so langweilig sind… Natürlich nicht! (Jedenfalls nicht alle…) Und wie ja jeder weiß (bzw. wissen sollte) besteht jedes Klischee auf der Verallgemeinerung einer subjektiven Wahrnehmung. Einserseits gefährlich, anderseits macht das natürlich auch einiges leichter. Der Mensch glaubt gerne zu wissen worauf er sich einlässt, fühlt sich gerne der Situation erhaben… denn wie viele Menschen stürzen sich tatsächlich gerne in ein unbekanntes Abenteuer, wenn es doch so einfach ist, sich bereits vorab eine Meinung zu bilden?
Natürlich bin ich selber nicht frei von Vorurteilen, doch ich warne vor der intensiven Auslebung. Ohne Frage ist es unterhaltsam seine Vorstellungen insgeheim mit der Realität abzugleichen und vielleicht noch lustiger gegebenenfalls Übereinstimmungen zu entdecken. Etwas mehr Vorsicht ist jedoch geboten, mit wem, mit welcher Häufigkeit und in welchem Kontext man seine Resultate dann teilt.
So bemerke ich bereits an mir (als meiner Meinung nach kaum als patriotisch zu bezeichnender Mensch), dass mich diese ständige Konfrontation im Hinblick auf mein Heimatland reizt. Zumal Klischees beinahe immer veraltet sind und damit eine negative Konnotation innetragen und in den meisten Fällen, auf mich bzw. meinen Bekanntenkreis wirklich nicht zutreffen.
Ja, Klischees können witzig sein, und es müsste sich auch erst noch einiges ändern, bevor sie aus dem Bewusstsein unserer Gesellschaft verschwinden, also keine Sorge, es ist in dem Sinne keine Art von Intoleranz, auf Klischees zurückzugreifen. Wichtig ist nur, sich dabei diskret zu verhalten, und wenn man einen Stereotyp schon auf die betreffende Person anwendet, so sollte man das auf sympatische Art und Weise tun.
Ciao! Ich beginne meine Arbeit dann jetzt mal ganz entspannt um 10:00 Uhr ;-) Erscheint dir das etwa unproduktiv?!