Sretan Božić, svakome! ... Ljubavi i mira, ali bez porodicu.
Wie ich Luftmessungen an einem leuchtenden Kreuz vorgenommen habe, mit brennendem Bus durch den Balkan gefahren bin und das Fest der Familie ohne Familie überlebt habe.
So, die Weihnachtszeit ist nun schon wieder durch, meine Ferien vorbei und der mehr oder minder spannende Alltag beginnt von neuem, also willkommen zurück!
Et voilà die versprochenen Ausführungen zu Weihnachten auf dem Balkan.
- Weihnachten ohne Familie und dann auch noch da unten, wie traurig, werden viele von euch nun denken. Wenn ich euch auch noch dazu sage, dass katholische Christen in Bosnien nur etwa 16% der Bevölkerung ausmachen, dann seht ihr mich am 24. schon einsam in meinen Kellerkämmerchen bei Kerzenschein "Oh du Fröhliche" singen.
Aber gehen wir es langsam an, vielleicht war mein Weihnachten ja doch gar nicht so schlimm...
01/12/-20/12/ - Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Oder eben viele...
Wenn ich von Weihnachten erzähle, dann darf ich natürlich auch die Adventszeit nicht vergessen, denn was wäre denn das Weihnachtsfest ohne die Vorfreude, ohne Plätzchen, Weihnachtsmarkt oder Adventskalender?
Nun sagen wir so viel, im öffentlichen Raum sind Anzeichen auf Weihnachten eher spärlich gesät.
Dafür trumpfte das Centar jedoch ab dem 1. Dezember mit einer Flut an Weihnachtsbäumen und Lichterketten auf, die jeden Eigenheimbesitzer einer deutschen Vorstadt in den Schatten stellt. Besonders fraglich erschien uns dabei das gigantische blinkende Kreuz an der Kapelle des Centars, das noch kilometerweit die religiöse Orientierung dieser Jugendeinrichtung zu verkünden schien. Es wurde für uns über die Wochen zu einem alternativen Luftqualitätsindex, denn waren die blinkenden Lichter nicht schon von weitem zu sehen, dann konnte man sich des Smogs sicher sein und zog sich vielleicht doch lieber seinen Schal über den Mund, während man die ewigen Treppen hinauf schnaufte.
Wo wir einmal beim Thema sind: Ich habe gestern den Fehler gemacht und die Luftwerte Sarajevos im Vergleich mit anderen europäischen Städten auf dem Luftqualitätsindex gegoogelt. Unter Umständen wäre eine Feinstaubmaske bei Werten um die 450 doch angebracht (Werte ab 100 werden als ungesund betrachtet). Zum Vergleich: Berlin liegt in diesem Moment bei etwa 30. Dass gegen den immer in den Wintermonaten auftretenden Smog nichts unternommen wird, ist von unserem deutschen Standpunkt sträflich, beider allgemeinen wirtschaftlichen und politischen Situation jedoch nicht weiter verwunderlich.
Davon abgesehen, dass man sobald man das Haus verlässt so sehr stinkt, als hätte man gerade einen Abend neben einem Lagerfeuer verbracht und klare Sicht einfach schöner wäre, sehe ich mich bis jetzt noch nicht so sehr davon gestört. Es heißt also weiter die Einheimischen zu observieren und es ihnen gleich zu tun.
Und das hält uns natürlich auch nicht davon ab nach draußen zu gehen.
Wie zum Beispiel als der "Sarajevo Holiday Market" das erste Wochenende geöffnet hatte. Susi und ich, bereits vorfreudig durch den ersten Schnee (wie super ist bitte richtiger Schnee?), unsere Bratäpfel und die Weihnachtsstimmung in unseren Arbeitsstellen (ja, ich durfte an der Bar den ganzen Tag amerikanische Weihnachtslieder hören), machten uns also auf den Weg, um zumindest einen Glühwein zu trinken, wenn es nun schon keine erzgebirgischen Schnitzereien zu bewundern gibt. Doch Fehlanzeige, der "Wintermarkt" blieb für uns beide eine große Enttäuschung. Weder heiße alkoholische Getränke, noch Verkaufsstände mit Dingen, die eigentlich keiner braucht. Die Eisbahn konnte uns dann auch nicht mehr überzeugen, die Frage nach dem Sinn dieses Überbleibsels eines "richtigen" Weihnachtsmarktes blieb. Und weil ich die AfD-Wähler schon wütend Beschwerden schreiben sehe: Einen christlichen Weihnachtsmarkt mitten in die Innenstadt Sarajevos zu stellen wäre angesichts der Religionsverteilung wohl mehr als unangebracht. Ob man diese, von Coca-Cola gesponserte, Kommerzialisierung nun trotzdem gut heißen will, ist eine andere Frage.
Aber auch der das Wochenende darauf stattfindende katholische Weihnachtsmarkt in Stup konnte mich nur halb überzeugen. Es gab zwar tatsächlich Glühwein, aber scheinbar ist der eben doch auch nicht alles. Und hier fällt auf: auch wenn ich zuhause nie wirklich Zeit für die Vorweihnachtszeit hatte und den Weihnachtsmarkt an sich wegen seiner Massen und des Klientels auch für eine maximal spießige Erfindung gehalten habe, wenn man dann im Ausland ist, vermisst man das Ganze eben doch. Das lässt sich auf so ziemlich alles Andere übertragen.
Mit der Weihnachtsaufführung des Kindergartens, diversen katholischen Adventstraditionen wie St. Lucy, und dem Weihnachtsessen im Centar kam ich jedoch trotzdem auf meine Kosten, nicht zu vergessen mein Adventskalender aus Deutschland. Außerdem habe ich die Chance genutzt und in meinem Deutschkurs Weihnachtstraditionen aus Bosnien und Deutschland verglichen und Eierlikör verkosten lassen.
Sa 21/12/ - Mo 23/12/ - Zagreb Versuch 2
Weil Susi und ich um Weihnachten einige Tage frei hatten, die eine mehr, die andere weniger, entschieden wir den vierten Advent in Zagreb zu verbringen. Einerseits weil in Zagreb der schönste Weihnachtsmarkt Europas aufgebaut sein soll und andererseits um die anderen Freiwilligen vom Seminar wieder einmal zu besuchen.
So einfach gesagt und losgefahren, nur um nach zwei Stunden Fahrt rechts zu halten.
"Alle aussteigen, der Radkasten brennt." Wir sahen uns schon nicht mehr in Zagreb ankommen. Nachdem der Busfahrer das Feuer gelöscht hatte und dann etwas 15 Minuten fachmännisch um den Bus herumgelaufen war, in jede Klappe einmal geschaut und versucht hatte, seiner Miene einen wissenden Ausdruck zu verleihen, hieß es "Alle wieder einsteigen, wir fahren einfach samo polako weiter". So ist das auf dem Balkan wohl, da muss man mit etwas Vertrauen dabei sein.
Soweit ging alles gut, bis wir, die zwei einzigen Deutschen im Bus, an der Grenze nach Kroatien vom Grenzbeamten in ein separates Zimmer gebeten wurden. Irgendwas von Aufenthaltsgenehmigung, so genau wollte aber keiner mit uns sprechen. Da standen wir also, zu dritt mit einer Brasilianerin, die einem anderen Beamten über Google Translate zu erklären versuchte, dass man für einen Aufenthalt von bis zu 90 Tagen in Bosnien kein Visum bräuchte. Ohne Erfolg. Uns sagte man, wir hätten uns in Sarajevo bei der Polizei registrieren müssen, wenn wir länger als 3 Nächte bleiben wöllten. Dass wir nun aber schon fast vier Monate in Sarajevo waren und auch schon unser Visum beantragt hatten, das schien keiner so richtig zu begreifen. Im Endeffekt rettete uns wohl unser Alter und die Höhe des Strafgeldes der Brasilianerin. Also wieder rein in den Bus und weitergefahren, an der nächsten Stadt den abgebrannten Bus gegen einen neuen eingetauscht und dann schließlich endlich nach Zagreb.
Die Stadt erschlug uns förmlich mit weihnachtlichen Lichtern, an jeder Ecke blinkte und funkelte etwas. Ich konnte mit meiner Ortskenntnis glänzen und Susi zielsicher zu unserem Treffpunkt mit den Anderen lotsen, vorbei an der riesigen vor dem Hauptbahnhof aufgebauten Eisbahn, über gesperrte Hauptstraßen und zwischen kleinen Weihnachtsbüdchen hindurch. Wie es der Zufall so wollte trafen wir sogar noch Hanna, eine andere Deutsche, die gerade auf der Reise nach Deutschland Zwischenstopp in Zagreb machte.
Schlafen konnten wir bei den beiden Spaniern, die eine eigene Wohnung bewohnen und deshalb noch ein Zimmer frei hatten. Nach den Anstrengungen des letzten Monats kam auch was kommen musste und ich wurde prompt krank. Susi, die sich mit mir ein Bett teilte, begeisterte das weniger. Am nächsten Tag hatten die Spanier uns angeboten die Stadt mit uns zu besichtigen, wenn wir das letzte Mal schon fast nichts gesehen hatten, dann wollte ich das zumindest dieses Mal nachholen.
Nun, ich scheine einfach kein Glück mit Zagreb zu haben, es regnete den ganzen Sonntag wie aus Kübeln. Wir wollten uns davon nicht aufhalten lassen und machten uns deshalb auf den Weg in die Innenstadt. Nach geschätzten zwei Stunden mussten wir uns unsere Niederlage jedoch eingestehen, unsere Schuhe trieften vor Wasser, die Jacken durchgeweicht und das Budget zum Aufwärmen in Cafés erschöpft. Deshalb ging es für eine Mittagspause erst einmal zurück in die Wohnung, wo wir, eingekuschelt in Decken, verschiedene spanische und türkische Süßigkeiten probieren konnten.
Als der Regen am Abend wieder aufgehört hatte, brachen wieder auf. Diesmal konnte auch unser türkischer Touristenführer in Aktion treten, der uns mit erstaunlicher Präzision Fakten über die Oberstadt Zagrebs präsentierte. Ich konnte tatsächlich einige Straßenzüge von meinem Familienurlaub 200x wiedererkennen.
Generell muss ich sagen, dass mir Zagreb als Stadt wirklich sehr gut gefällt. Und das obwohl ich wegen des Regens schon wieder nicht den Fluss sehen konnte. Vielleicht ist es auch einfach nur das Gewusel in den Straßen und die Menge an jungen Leuten von überall aus der Welt, die mich in ihren Bann gezogen haben. Vielleicht weil ich in den wenigen Tagen in Zagreb jedes Mal genau das bekommen habe, was mir in Sarajevo oft fehlt: Kontakt zu jungen Menschen. Auch die Menge an Weihnachtsschmuck war für uns aus Sarajevo genau richtig, ein Wochenende geballter Kitsch. Das sahen unsere in Zagreb lebenden Freunde verständlicherweise anders. Zu viel geht eben auch immer.
Und weil man ja ohne Museumsbesuch kein richtiger Tourist wäre, besuchten wir am Abend auch noch das "Broken Relationship Museum", das ich ebenfalls nur weiterempfehlen kann. Die Geschichten, die dort erzähl werden, sind vielleicht nicht unbedingt ein Stimmungsheber, es aber allemal wert. Des weiteren liefen wir auch noch durch den Tunnel, der die Ober- mit der Unterstadt verbindet und in seiner Mitte noch eine weihnachtliche Überraschung für uns bereit hielt, bevor wir uns wieder mit den anderen Freiwilligen trafen.
Das sollte Zagreb auch schon wieder gewesen sein, am Montag wurde wieder in den Bus gestiegen und die lange Fahrt hauptsächlich zum schlafen verwendet. Ćao Zagreb, wird wohl nicht das letzte Mal bleiben.
Di 24/12/ - 26/12/ - Weihnachten in Familie
Heilig Abend nun also. Nun der Tag begann wie jeder normale Samstag, es wurde lang geschlafen und gab noch einiges zu tun: zu einer Einigung kommen, was denn nun zu Weihachten gegessen wird, einkaufen, Weihnachtsanrufe machen, Geschenke fertig basteln und so weiter und so weiter. Gegen fünf sackte ich dann den Weihnachtsbaum meiner Mitbewohnerin ein und machte mich auf den Weg in Susis Küche. Denn wenn schon das ganze Haus bis auf uns Deutsche und den Hund leer war (es waren alle zu ihren Familien gefahren), dann wollten wir uns den Vorzug der großen Küche und Weihnachtsschmucks nicht nehmen lassen. Und aus Mangel an ordentlichem Mittagessen verlegten wir unser Weihnachtsessen (Nudeln mit Lachs, Brokkoli und weißer Soße) kurzerhand auf 6 Uhr. Dazu gab es selbstgemachten Glühwein und auch der "Rauchmann" (Hannover kennt offensichtlich keine Weihnachtskultur XD), den Papa mir mitgebracht hatte, hatte seinen Auftritt. Wir erfüllten uns unser Vorhaben zusammen mit Ukulele und Trompete Weihnachtslieder zu spielen und gingen dann 10 Uhr in die Kirche. Weil ich am Vormittag den Entschluss gefällt hatte, doch für drei Tage nachhause zu fahren, wollte mir die Konzentration auf den Gottesdienst jedoch nicht so richtig gelingen. Allgemein kann ich mich nicht wirklich mit den katholischen Gottesdiensten fast ohne Gesang anfreunden.
Dann war Weihnachten für mich gefühlt auch schon wieder vorbei. Was ergibt es für einen Sinn den 1. und 2. Feiertag mit derselben Person nochmal zu feiern? Susi wollte sich das jedoch trotzdem nicht nehmen lassen und überraschte mich mit einem Festessen aus Reis, Möhren und Hähnchenkeulen.
Außerdem galt es die Rückreise in die Heimat vorzubereiten, selbstverständlich möglichst ohne große Ankündigungen vorzunehmen.
Fr 27/12/- Di 31/12/ - Heimat
Und so saß ich am 27. nachmittags also im Bus zurück in die Heimat, nervös und mir der Positivität meiner Entscheidung selbst nicht sicher. Ich hatte bewusst versucht meine bereits geplanten Aktivitäten auf ein Minimum zu begrenzen, erstmal sehen wie es so ist...
Durch die Straßen von Dresden laufen, mit dem beruhigenden Gefühl nur zwei Wochen im Urlaub gewesen zu sein, die völlig selbstverständlichen Begrüßungen der Familie und dann die zweiten Blicke mit dem Ausruf "Warte, du solltest doch gar nicht hier sein!", verdutzte Großeltern, der eigene Plattenspieler und ein in Tränen aufgelöstes Geburtstagskind.
Dann wie völlig natürlich zurück nach Sarajevo, wo der Hund und Susi warten.
Und auch wenn das Heimweh nun größer ist, als es in den letzten vier Monaten war, war die Entscheidung, nachhause zu kommen, eine Gute, weil sie die gefühlten zwei Leben, das surreale Gefühl, ein wenig näher zusammen gebracht hat.
31/12/ - Silvester
Wirklich viel Zeit, um über meinen kleinen Ausflug nachzudenken, blieb mir auch nicht, Silvester stand an und danach bekam ich einwöchigen Besuch von Paul.
Ersteres verbrachten wir mit Čevapi und unserem bosnischen Freund Deni vor der am SCC aufgebauten Bühne, auf der ein serbischer Sänger für Musik sorgte. Nicht besonders gut, aber wir wollten uns Silvester in Sarajevo ja auch auf der Straße ansehen. Das Feuerwerk viel erstaunlich klein aus, ich dachte immer der Osten wäre da ganz groß mit dabei. Viel mehr hätte uns wegen des Feinstaubs wohl aber auch alle umgebracht.
Danach hieß es etwa 1,5h in der Kälte auf Marvin und seine Freunde warten, der gerade auch wieder in Sarajevo zu Besuch war. Mit ihnen zusammen ging es dann noch in ein paar verschiedene Bars.
Noch ein kleiner Tipp am Rande, wenn ihr mal zu Silvester in Sarajevo seid: fahrt nicht mit dem Taxi nachhause, die ziehen euch definitiv ab!
Es scheint also so, als wäre Weihnachten, so wie die Katholiken es hier feiern, gar nicht so unterschiedlich von dem, wie wir es kennen. Im öffentlichen Raum werden Weihnachtsfans jedoch wenig auf ihre Kosten kommen. Dann vielleicht doch lieber Kroatien.
Jetzt steht erstmal wieder Arbeit an, es passiert momentan eher wenig. Wahrscheinlich werdet ihr Anfang März wieder von mir hören, wir wollen nach meinem Geburtstag wieder einen Wochenendausflug machen. Wohin bleibt eine Überraschung, ich will ja schließlich auch etwas Spannung aufbauen ;)
Ihr hört von mir, ich von euch und wir voneinander.
Liebe Grüße, ćao Irma.
P.s: Wer Weihnachten nochmal Revue passieren lassen möchte, für den habe ich hier einen Link zu einem kroatischen Weihnachtslied, das uns über Wochen die schlimmsten Ohrwürmer bereitet hat und dessen Titel deshalb diesen Eintrag ziert:
https://www.youtube.com/watch?v=yH3oCFehv1M