Sprache, Bücher, Botschaft...
Meine Litauischkenntnisse werden besser und besser. Außerdem habe ich es geschafft, mich in der Bücherei anzumelden, ein paar mehr Möbel für mein Zimmer zu beschaffen und alle Botschaften im Umkreis abzuklappern.
17.09.2010
Heute habe ich das erste mal auf litauisch geträumt.
Also keinenwegs, dass ich alles verstand oder sogar fließend sprach, sondern ich erinnere mich nur an einzelne Worte, keine Sätze, die ich auch im wachen Zustand sagen könnte, in meinem Traum.
Vielleicht sollte man eher sagen, ich habe „von litauisch“ geträumt, als „auf litauisch“.
Trotzdem bin ich begeistert :)
Auch sonst läuft es ganz ordentlich mit der Sprache, wenn ich bedenke, dass ich vor 6 Wochen nur eine Hand voll Wörter gewusst habe. Mein litauisch ist reicht aus um Text zu lesen und zu schreiben, die sich nach 5. Klasse Englischunterricht anhören: „Das ist Juratė. Sie ist Studentin und wohnt mit 2 Freunden in einem Studentenwohnheim im Vilnius. Sie studiert Biologie. Ihre Familie wohnt in Kaunus, sie hat zwei Brüder. Am Wochenende fährt sie manchmal nach Hause. Sie kocht sehr gerne und hört gerne Musik... etc. etc.“ You get the picture.
Ansonsten fällt mir das Hören nach wie vor schwer, selbst wenn Mariela im Unterricht ihre Hausaufgabe vorliest, etwas, das sie selbst geschrieben hat – was heißt, dass ich eigentlich alle Wörter, oder zumindest fast alle Wörter verstehen müsste – kann ich ihren „Essays“ (haha) manchmal nicht folgen. Wenn ich mir das Geschriebene allerdings ansehe, ist es gar kein Problem, ich verstehe es sofort. Wahrscheinlich brauche ich einfach noch viel mehr Zeit,um mich einzuhören.
Letztes Wochenende haben mir ein paar „alte“ Volunteers versichert, dass nach 5 Monaten der große Umschwung passiert, nach 5 Monaten man plötzlich, wie auf wundersame Weise alles versteht. Wir werden sehen.
Fürs hier und jetzt, freue ich mich schon, wenn ich mit meinen kleinen Kindern (den 8 bis 11 jährigen) in einer Mischung aus Englisch, Litauisch und Gesten, irgendwie kommunizieren kann. Aber es klappt ganz gut, nur langsam sollte ich mich endlich merken, wie man „aufräumen“ auf litauisch sagt.
Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass hier gleich um die Ecke meines Wohnheims die deutsche Botschaft, als ein kleines Stück Deutschland, ist? Jeden Tag gehe ich auf meinem Weg zur Arbeit dort vorbei. Sehe ich Menschen (höchstwahrscheinlich DEUTSCHE Menschen) durch die Türen kommen oder das Gebäude betreten, freue ich mich in einer, selbst mir, unverständlichen Weise. Einmal geht mit mir eine Gruppe junger, deutscher Diplomaten (?), Journalisten (?), Geschäftsleute (?) die Straße entlang, zur Botschaft - ich belausche ihre hochdeutsche Sprache. Ein anderes Mal holt genau in dem Moment, als ich vorbei gehe, ein Mann die Post aus dem Briefkasten. Als ich ihn mit „Guten Morgen“ grüße, scheint er, gelinde gesagt, leicht überrascht zu sein, denn er antwortet nicht. Ich gehe weiter und als ich an der nächsten Ampel stehe und mich noch einmal zur Botschaft umdrehe, sehe ich wie er mich noch einmal mit einem verwirrten Blick bedenkt, bevor er, durch die Tür hindurch, wieder deutschen Boden betritt.
Außerdem sind in meiner Straße, gleich gegenüber des Wohnheim, die lettische und die japanische Botschaft und erst vor ein paar Tag habe ich, ebenfalls nicht weit von hier, aber auf der anderen Seite des Flusses Neris, die kasachische Botschaft entdeckt.
Am Montag habe ich es geschafft Mitglied der angeblich größten Bibliothek Vilnius´ zu werden.
Die Damen an den Empfangsschreibtischen schienen allerdings gar nicht daran interessiert, dass ich Interesse an ihren Bücher habe: sie sehen mich nicht an, reagieren nicht (!) auf meine Frage (natürlich auf litauisch), ob sie denn Englisch sprechen – sie scheinen in keinster Weise mit mir in Kommunikation treten zu wollen. Aber zum Glück habe ich kein Problem damit fremde Menschen anzusprechen und um Hilfe zu bitte, also muss ein Geographiestudent herhalten. Der hat damit Gott-sei-Dank ebenfalls kein Problem und hilft mir sogar später nochmal beim Ausleihen eines Buches.
Die Bücherei hat eine Fremdsprachenabteilung, inklusive Unmengen von Büchern in „rusu kalba“ (russische Sprache), „lenku kalba“ (polnische Sprache), „anglu kalba“ (englische Sprache), aber auch einige in „vokiečiu kalba“ (deutsche Sprache). Hauptsächlich Autoren wie Mann, Heine, Schiller – lauter Klassiker – in Ausgaben aus den 60ern oder 70ern, aber auch „Krokodil im Nacken“ von Klaus Kordon, das jetzt bei mir auf meinem Nachttisch liegt.
(Mein Nachttisch übrigens auf den ich sehr stolz bin, weil ich ihn – ja gut er ist ein bisschen kaputt – im dritten Stock auf dem Gang gefunden habe, wo manche Schüler ihre alten Möbel hinstellen, die sie nicht brauchen.
Außerdem habe ich dort einen zweiten Tisch und eine Schreibtischlampe, deren Schalter kaputt ist, so dass man sie nur durch Wunder ein- und aus- schalten kann, „erworben“.)
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