Spätsommer auf Portugiesich
Der gesamte Kindergarten macht einen Ausflug: zu einem Weinberg. Snoopy89 ist mittendrin. Nicht so einfach, auf die Kinder und den Rest zu achten, wenn man keine vier Arme hat.
Tja, da bin ich mal wieder, ob ich jetzt wieder öfter poste? Keine Ahnung, kommt wohl darauf an was bei mir so passiert, aber mein letzter Bericht war so lang das ich euch gar nichts mehr von meiner letzten Woche erzählen konnten.
Angefangen hat alles am Montag mit einem Besuch des Kindergartens in einem Weinberg vom Opa eines unsere Kids und wir Freiwillige waren natürlich mitten drin. Es war sehr lustig. Die Kinder rannten umher und entdeckten überall was Neues, was die Angelegenheit etwas anstrengend für die Betreuer machte, denn der Wein wird schließlich auf Terrassen angebaut. Man kann sich vorstellen was so los war „Oh, guck mal da geht’s runter“ „Guck mal, ein Wasserbecken“ „Guck mal, ich kann auf der Traktor klettern“„Guck mal, eine echte Kuh. Oh sie hat sich umgedreht. Hilfe, Lauretta, sie kommt auf mich zu!“ (Wer wohl schneller gerannt wäre die Kinder, die Kuh oder ich?)
Auch wurde man mal wieder Zeuge der unglaublichen Freundlichkeit der Portugiesen. Wir bekamen Massen an Trauben in die Hände gedrückt und hatte man es endlich geschafft die eine Rebe aufzuessen oder an die Kinder zu verteilen, bekam man gleich auch schon eine Neue. Ach was sag ich eine, mindestens zwei, denn die blauen Trauben mussten ja auch probiert werden.
Ach ja, zum Vormittagssnack waren wir natürlich auch alle eingeladen. Es war eine sehr schöne Atmosphäre, alle Erntehelfer, die Kinder und wir saßen oder stand mitten im Weinberg, aßen Brote und tranken Wein, bzw. die Kids (und ich auch) Kakao. Und immer die Frage, ob man nicht doch noch ein Brot oder etwas zu trinken wollte oder vielleicht noch ein paar mehr Trauben? Die Folge für mich war, das ich zwischenzeitlich mit der einen Hand probierte alle die Trauben zu balancieren, mit der zweiten mein Brot zu essen, mit der dritten mein Trinkpäckchen zu halten und mit der vierten ein Kind davon abzuhalten, mir ihr halb volles Päckchen in die Hand zu drücken, erfolglos versteht sich. Schade eigentlich, dass ich nicht noch eine Hand fürs Foto hatte.
Sehr lustig war, auch als einer der Portugiesen herausfand, dass ich Deutsche bin und mir dann erstmal erzählte, dass er ja auch in Deutschland gelebt hat und wie nett die Deutschen doch alle sein und was wir doch auch für einen guten Wein hätten. Am Ende verließen wir den Weinberg voll bepackt mit Trauben, Kürbissen, Feigen und was die Kinder sonst noch alles so gesammelt hatten.
Das ist eh eine der schönsten Seiten am Spätsommer/Frühherbst hier, zu Hause kann man sich vielleicht mal irgendwo einen Apfel oder eine Birne vom Baum pflücken, wenn man Glück hat auch ein paar saure Trauben. Hier findet man einfach mal so am Straßenrand die dicksten Trauben, köstlichsten Esskastanien und süßesten Feigen und das alles bei Temperatur die nachmittags T-Shirt und kurze Hose angebracht erscheinen lassen und dazu einladen sich noch mal schön in der Sonne zu aalen.
Ansonsten war meine letzte Woche eher mäßig. Neben außerplanmäßigen Arbeitszeiten im Kindergarten (musste Ruth vertreten), wodurch meine gesamte Mittagspause flach fiel, ist mir auch jeden Tag irgendetwas mehr oder meist weniger Lustiges passiert. Das fing am Samstag an, dem Rat meiner Mutter folgend habe ich mich daran probiert die Esskastanien aus unserem Garten hier zu rösten „kannst die ja einfach mal in den Ofen legen“. Gesagt, getan, wie lange? Keine Ahnung, werd’ das schon sehen, die melden sich schon. Ja, sie haben sich gemeldet, denn plötzlich knallte es in der Küche, dass ich dachte unser Gas-Herd sei in die Luft geflogen.
Was aber (zum Glück) nicht der Fall war, es waren nur die Kastanien die im Herd explodierten und auch nachdem ich sie rausgeholt hatte, mir weiter um die Ohren flogen. Deshalb mein erster guter Rad für heute, sollte irgendwer mal den Drang verspüren heiße Maronen selbst zu machen, immer daran denken, die Dinger vorher einzuschneiden, es sei denn man hat riesigen Spaß daran später die gesamte Küche und den Herd von Kastanienmehl zu befreien. Allerdings muss man auch sagen, dass die Dinger, wenn man sie richtig macht, echt lecker sind.
Sonntag lernte ich denn meinen zweiten guten Rat für heute, solltet ihr irgendwann mal im Herbst so schönes Wetter haben, das man sich noch gemütlich unter einen Baum in die Sonne legen kann, schaut euch vorher einmal den Baum genauer an, selbst wenn ihr schon den gesamten Sommer unter diesem Baum verbracht habt. Solltet ihr feststellen, dass es sich bei dem Baum, um eine Kastanie oder gar um eine Esskastanie handelt, rate ich, legt euch ein Stück weiter weg, ich spreche aus Erfahrung…
Meine grandiose Woche setzte sich am Montag dann damit fort, dass ich erstmal in meiner Mittagspause verschlafen habe und genau zu der Zeit aufwachte zu der ich eigentlich im Jugendzentrum sein sollte; nee, nee, wir gehen lieber schon mal und wecken Lauretta nicht auf…
Dienstag hatte ich dann meinen absoluten Unfall-Höhenpunkt erreicht, in dem ich mir erst mittags kochendheiße Suppe über die Finger geschüttet habe und da das ja noch nicht genug war für einen Tag war, hatte ich auch noch eine wunderbare Uneinigkeit mit einem Bankautomaten, an dem ich meinen Geldscheck einlösen wollte, der Automat wollte das aber nicht, sondern hat den Scheck einfach mal so eingezogen. Es ist wirklich ein wunderbares Gefühl vor einer portugiesischen Bank zu stehen, die eigentlich schon zu hat und zu überlegen wie man den Bankmitarbeitern auf Portugiesisch klar machen soll das der Automat gerade seinen Scheck gefressen hat, und zwar ohne die Sprache zu sprechen. Das ist doch mal echt ein Wochenstart nach Maß, oder?
Mittwoch wollte ich mal wieder nett sein und wandte mich im Kindergarten einem äußerst bedröppelt in der Gegend stehenden Kind zu, was ich nicht bemerkte oder bzw. erst zu spät war, das der Grund seines bedröppelten Gesichts, sich zu meinen Füßen in einer riesigen Pipipfütze offenbarte - da ist der Ausdruck „ins Fettnäpfchen zu treten“ echt passend.
Freitag war ganz ok. Ich bin mit dem Kindergarten am Morgen schwimmen gegangen, dass war wieder sehr lustig und auch sehr süß wie die so im Wasser geplanscht und gespielt haben. Aber noch einprägsamer war, dass man für 45 Minuten Schwimmunterricht, mindestens die doppelte Zeit fürs umziehen einplanen muss!
Gekrönt wurde mein Freitag und damit meine gesamte Woche, dass ich durch einen Gast in Pousadinha mal so ganz zufällig erfuhr, dass wir ein langes Wochenende haben, sie war die Erste, die mir das erzählte, obwohl es wohl alle um mich herum wussten. Na toll, möchte gar nicht darüber nachdenken, wie man dieses Wochenende mal sinnvoll hätte nutzen können, wenn ich das früher gewusst hätte (z.B. nach Lissabon fahren). Stattdessen saß ich drei Tage lang in Pousadinha fest und frage mich jetzt wirklich wie man hier Herbst- und Winterwochenenden überstehen soll, denn leider zeigt auch hier der Herbst inzwischen, dass er nicht nur sonnig und warm ist, im Gegenteil, hier gießt es seit Tagen wie aus Eimern. Manchmal denk man, dass es draußen nebelig ist, nur um dann festzustellen das es der Regen ist.
So jetzt ist das aber wieder lang geworden, hoffe es war nicht zu öde. Mach jetzt, mal Schluss und versuche noch ein paar Bilder anzufügen.
Also dann, hoffe es geht allen gut, meldet euch mal wieder.
Vermiss euch.
Die Lau