SCHWEDEN | Gemütlichkeit auf Schwedisch
Vergleichen wir doch mal das Leben in einem Dorf in zwei verschiedenen Ländern wie Schweden und Deutschland. Ist es anders oder sind die beiden Länder doch zu ähnlich?
Vergleichen wir doch mal das Leben in einem Dorf in zwei verschiedenen Ländern wie Schweden und Deutschland. Ist es anders oder sind die beiden Länder doch zu ähnlich?
Ich bin noch gar nicht so lange in Nordschweden, doch trotzdem weiß ich inzwischen, dass hier alles etwas familiärer und gemütlicher zugeht als anderswo.
Fast jeder, den ich neu kennen lerne, entpuppt sich früher oder später als Verwandter, Verlobter oder fester Freund irgendeiner mir schon bekannten Person. Wenn dies nicht der Fall ist, so arbeitet dieser doch zumindest beim Frisör unter meiner Wohnung.
Auch in der 70 Kilometer entfernten Kleinstadt läuft es nicht viel anders. Gehe ich mit meiner Tutorin durch die Innenstadt, so streckt sie hier und da den Arm aus und meint: „Hier arbeitet meine Schwester und das Geschäft dort gehört meinem Onkel“. Alle fünf Minuten begegnen wir einem ihrer Bekannten. Kein Wunder, sie kommt aus dieser Stadt. Und weshalb ist sie denn in das Dorf gezogen? Natürlich, ihr Freund wohnt dort, und war nicht zum Wegziehen zu bewegen.
Nun gut, hiermit könnte auch jedes beliebige deutsche Dorf beschrieben worden sein. Der Unterschied zum schwedischen liegt wohl einerseits an der Vertrauensseligkeit der Bewohner und andererseits am Arbeitstempo, das diese bei ihrer Arbeit an den Tag legen.
Nicht nur dass man weder Auto noch Haustür zu iregndeiner Tages- und Nachtzeit abschließt. Unsere Nachbarin Ulla lässt gar ihren Schlüssel im Türschloss stecken, damit jeder potenzielle Besucher schon vom Straßenrand aus sieht, dass sie nicht zu Hause ist und er nicht unnötig klingeln muss.
Zum anderen war eines der ersten Dinge die Dusan, ein slowakischer Freiwilliger, und ich gelernt haben, grundsätzlich später zur Arbeit zu kommen. „Punktlighet“ habe ich im Wörterbuch als „Pünktlichkeit“ übersetzt vorgefunden, aber das halte ich für ein Gerücht. Steht auf unseren Arbeitsplan, dass wir morgens um 10 Uhr zur Arbeit kommen sollen, so bedeutet das, dass man auf keinen Fall früher als 10:30 Uhr auftauchen sollte. Denn das wäre reine Zeitverschwendung.
Das Wichtigste scheint die Kaffeepause zu sein, auf schwedisch „fika“. Sie kann die Arbeit auch schon mal stündlich unterbrechen. Egal wo man ist, was man macht - „fika“ ist obligatorisch. Irgendwer hat immer vorgesorgt und eine oder auch mal zwei Thermoskannen Kaffee dabei, dazu typisch für diese Gegend hier Tunnbröd, eine Art Knäckefladenbrot oder das süße schwedische Brot. Denn Brot ohne genug Zucker gibt es hier erst gar nicht. Und nicht zu vergessen die Butter, „extrasaltad“ (extrasalzig), auch wenn eigentlich „normalsaltad“ draufsteht, in die man senkrecht rabiat ein Holzmesser reinsticht, mit dem sich dann jeder aus der Runde bedienen darf.
Aber eigentlich ist das alles sehr gemütlich. Man lernt die Leute, mit denen man arbeitet, besser kennen und kann sein schwedisches Hörverständnis üben. Nur Dusan mag fikas nicht. Verständlich, denn viel bekommt er von dem, was geredet wird, nicht mit.
Hiermit lässt sich also doch einiges an Unterschieden aufdecken. Aber zumindest habe ich als Deutsche Dusan gegenüber den Vorteil, dass sich das Schwedische und das Deutsche doch mehr ähneln als der Rest der landestypischen Eigenheiten.