Rumänen und Roma. Unterschiedliche Begriffe?
Wenn man als Rumäne ein bisschen Zeit im Ausland unter Ausländern verbringt, erfährt man schnell, dass viele nicht wissen, ob Rumänen und Roma unterschiedliche Völker sind. Wegen der Ähnlichkeit in der Art und Weise, wie die zwei Wörter sich anhören und auch weil viele Roma aus Rumänien auswandern, ist es keine Überraschung, dass es für Leute nicht klar ist.
Roma sind eine Bevölkerungsgruppe, die eine historisch-geographische Herkunft auf dem indischen Subkontinent haben. Sie sind in ihren jeweiligen Heimatländern bei unterschiedlicher Größenordnung stets Minderheiten. Sie haben also kein eigenes Land im eigentlichen Sinne.
Romanes, die Sprache der Roma, wird nach zurückhaltender Schätzung von weit mehr als 3,5 Millionen Menschen gesprochen. Die Linguistik rechnet das Romanes zu den neuindischen Sprachen innerhalb der indoarischen Sprachengruppe. Das Romanes hat nirgendwo den Status einer Amtssprache und es ist nicht standardisiert.
Rumänen sind die Angehörigen der rumänischen Volksgruppe innerhalb und außerhalb Rumäniens und der Republik Moldau. Rumänisch ist eine romanische Sprache und somit Teil des italienischen Zweigs der indogermanischen Sprachfamilie. Es ist die Amtssprache Rumäniens und der Republik Moldau. Insgesamt wird es von 34 Millionen Menschen gesprochen, wovon rund 30 Millionen Muttersprachler sind.
Was die zwei Bevölkerungsgruppen verbindet ist die Tatsache, dass ungefähr 619.000 Roma in Rumänien leben. Nach den Ungarn, bilden Roma die zweitgrößte ethnische Minderheit im Land. Urkundlich belegt ist die Minderheit erstmals 1385 für die Walachei, 1416 für Siebenbürgen.
Obwohl sie schon seit lange im Land leben, gibt es immer noch eine große Zurückhaltung seitens der Rumänen gegenüber die Roma.
Nach dem Ende des kommunistischen Regimes waren Diskriminierungen bei der Arbeitsplatzsuche an der Tagesordnung für die Roma. Viele Roma wohnen häufiger als Rumänen anderer Ethnien in Siedlungen ohne fließendes Wasser und ohne Strom und ein Teil der Kinder lebt auf der Straße. Beides, schlechte wirtschaftliche Bedingungen und vielfältige Formen der Exklusion, führten zur Abwanderung vieler Roma nach Westeuropa. Eine Untersuchung der Haltung der rumänischen Transformationsgesellschaft zur Roma-Minderheit ergab „eine tiefe Gespaltenheit der Gesellschaft und eine bewusste Abgrenzung der Einkommensstarken, Westorientierten und Gebildeten von anderen sozialen Schichten“, darunter in besonders hohem Maße von Roma. Gerade in diesem auf Exklusion drängenden Teil der Gesellschaft gibt es zu realen Roma nur sehr wenig Kontakt.
Ein weiteres Problem ist die schlechte Bildung vieler Roma. Um die Jahrtausendwende waren 44 % der Männer und 59 % der Frauen Analphabeten. Seit etwa 2002 war die Situation der Roma immer wieder Gegenstand von Regierungsuntersuchungen, in denen darauf hingewiesen wird, dass insbesondere die Bildung der Roma verbessert werden müsse. Das Bildungsministerium verfügte die Aufnahme einer bestimmten Mindestanzahl Roma an den Universitäten; letztere stellen teilweise von sich aus zusätzliche Studienplätze für Roma bereit. Ab 1998 wurden im Rahmen von affirmativen Maßnahmen eine größere Zahl von Studienplätzen an acht Universitäten Rumäniens für Roma-Studenten reserviert. In den Grundschulen findet trotz offizieller Gleichberechtigung nach wie vor der Unterricht oft ethnisch getrennt statt. Das heißt: Roma werden in eigenen Klassen von anderen rumänischen Kindern segregiert. Dies mag von der Weigerung anderer Rumänen mitbedingt sein, ihre Kinder zusammen mit Roma-Kindern unterrichten zu lassen. Die Schulabbrecherquote ist unter Roma gegenüber den anderen Nationalitäten Rumäniens deutlich höher.
Wenn das gegenseitige Ausschließen schon so früh beginnt, gibt es sehr geringe Chancen für eine Mentalitätsänderung. Kinder erfahren sehr früh im Leben wie unterschiedlich sie von den Roma Kindern sind. Vor allem, weil viele Eltern den Spruch „Ich werde dich an den Zigeuner weggeben, wenn du dich nicht gut benimmst!“ immer noch benutzen, um ihre Kinder Angst zu machen. Das wirkt für die zukunftige Beziehungen zwischen die zwei Bevölkerungsgruppen sehr negativ aus und fördert die generelle Abneigung der Roma. Die Trennung wird also im Jugendalter vorhanden und löst sich im Alter nicht auf, weil man keinen richtigen Kontakt zu diesen Menschen hat. Die Unterschiede werden immer sofort erkennbar aber die Ähnlichkeiten fast nie. Das Schwierige daran ist, dass es noch keine Lösung dafür gab, die Roma Jugendliche eine Ausbildung anzubieten, um sie auf eine gleichartige Ebene mit den Rumänen zu bringen; wahrscheinlich genau weil sie so früh ausgeschlossen wurden. Aber um unparteiisch zu bleiben, viele Roma bemühen sich auch nicht um in die Gesellschaft aufgenommen zu werden.
Der aktuellen Zustand der Roma in Rumänien könnte man zu einem gewissen Grad zu der Flüchtlingskrise vergleichen. Das traurige ist, dass die Roma seit viel mehrere Jahren in Länder wie Rumänien wohnen und sie trotzdem nicht integriert sind. Die Schuld liegt aber an alle Beteiligten: Rumänen, Roma, Regierung. Die Rumänen sind extrem mit Vorurteilen gegenüber den Roma behaftet. Sie zögern, weil die Roma, die man auf der Straße trifft, sehr angreifend und laut sein können. Es ist die Schuld der Regierung, dass die Integration und Ausbildung der Roma nicht richtig erleichtert wird. Aber es stimmt auch, dass die Roma eine sehr bestimmte Art zu leben haben, und wegen Bräuche die ganz oft von Sexismus geprägt sind, und die großteils ihrer Wurzeln sind, ist es besonders schwierig sie in die moderne Gesellschaft zu integrieren. Es ist im Endeffekt ein Teufelskreis, den man nur dann verstehen und urteilen sollte, wenn man darin lebt. Um den Kreis zu verlassen, braucht man sehr viel Offenheit und Verständnis und Wille zur Veränderung.
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Roma
https://de.wikipedia.org/wiki/Roma_in_Rumänien
https://anti-ziganismus.de/artikel/roma-in-rumaenien/
https://www.deutschlandfunk.de/roma-in-rumaenien-leben-ohne-perspektive.1242.de.html?dram:article_id=316828
https://www.noi-orizonturi.ro/
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