Rückblick auf November und Dezember
Etwas verspätet berichte ich von unter anderem einem Seminar und einer MUN in Stockholm, sowie der Weihnachtszeit in meiner Einrichtung
Und schwups, schon ist es Februar, die Sonne geht erst um halb 5 unter (anstatt um halb 3 wie im Dezember) und ich hab die Weihnachtsdeko vor ner Woche endlich ausgetauscht gegen Frühlingsdeko. Wie im letzten Beitrag angekündigt, widme ich mich nun zunächst November und Dezember (zum Glück hab ich mir ein paar Notizen gemacht :D), bevor ich in meinem nächsten Beitrag auf die recht ereignisreichen ersten Wochen des neuen Jahres eingehe:
Die letzten drei Tage des Oktobers war ich mit den drei anderen Freiwilligen, die auch über die Koordinationsorganisation Peaceworks Sweden in Schweden sind, bei einem Seminar besagter Organisation in Stockholm, bei dem es um Projektplanung und –management ging. Mit dabei waren Teilnehmer aus unter Anderem Schweden, Moldawien, Griechenland, Rumänien, Estland, Litauen und Ungarn, sodass ich unglaublich viele neue Leute kennenlernen konnte, die allesamt aus Ländern kamen in denen ich noch nie war (mal abgesehen von Schweden). An einem Abend hatten alle ein Quiz zu ihren jeweiligen Heimatländern vorbereitet und ihre Lieblingssüßigkeiten aus ihren Ländern mitgebracht, was äußerst interessant und vor allem lecker war. Über eine Freundin der einen Stockholmerin sind wir dann an einem Abend zur Halloweenparty eines Clubs im Opernhaus kostenlos hineingekommen, wo einem am Eingang alle vorstellbaren Wunden geschminkt werden konnten und, wer hätte es anders erwartet, ein Shot umgerechnet 13€ und ein 0,33 Bier 7,50€ gekostet hat. Nach dem Seminar hatten Sophia und ich dann noch eine Halloweenparty für die Bewohner vom Staffansgården mit anschließendem mega cool dekoriertem Kuchenbuffet (siehe Bilder).
Der November begann dann zunächst mit strengem Frost und ohne Schnee, wodurch sich auf den Seen das extrem stabile ‚Blackice‘ bildete, was, wenn man einen Stein darauf wirft, sehr merkwürdige Geräusche von sich gibt, die an das Zwitschern außerirdischer Vogelwesen erinnern. An den Wochenenden war ich dann mit Mitarbeitern und Bewohnern meines Hauses zum Beispiel am "Gröntjärna", einer Lagune mit grünem Wasser, wo wir nett gegrillt haben (in Schweden gibt es wirklich an fast jedem potentiellen Ausflugsziel eine Feuerstelle mit Grillrost und Holzvorrat, häufig sogar Schlafhütten oder Überstände mit Moskitonetz, was mega praktisch und schön ist, weil es spontane Outdooraktivitäten viel einfacher und attraktiver macht). Zudem war ich interessehalber noch auf mehreren „Klädloppis“, zu Deutsch: Kleiderflohmarkt, die hier sehr beliebt und teilweise riesig sind mit Kleidung von Echtpelzmänteln über Anzüge und Babykleidung bis zu Skikleidung zu extrem niedrigen Preisen. Generell kann man eigentlich überall in Schweden an den Straßen „Loppis“-, also Flohmarktschilder finden, was mir sehr gut gefällt, weil viele Leute gern gebrauchte Dinge kaufen, auch wenn das Land ziemlich reich ist.
Mitte November war ich dann für vier Tage mit zwei Freunden (Julian und Moritz) in Stockholm, um an der SMUN (Stockholm Model United Nations Conference) teilzunehmen, wo wir China, Russland und die USA im Sicherheitsrat vertraten und über die Situation in Venezuela und auf der Krim debattierten, was sehr viel Spaß gemacht hat (natürlich auch die Abendveranstaltungen). Während der Konferenz kam dann sogar der reale Botschafter Venezuelas in Schweden als Gastredner bei uns im Komitee vorbei, wodurch wir sehr spannende Einblicke in die Ansichten eines echten Venezuelaners bekamen.
Während der Winter dann auch mit etwas mehr Schnee in die Gänge kam, war ich noch bei einem sehr tollen Konzert des dänischen Blasquintetts CARION in Hudiksvall, die mit Querflöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott komplett auswendig Werke von unter Anderem Mozart und Shostakovich interpretierten und diese dabei grandios choreografisch visualisierten. Ein Vorteil bei kulturellen Veranstaltungen, aber auch öffentlichen Verkehrsmitteln in Schweden ist, dass man bis 20 oder sogar 25 noch freien Eintritt oder ermäßigte Preise bekommt, auch ohne Studentenausweis oder Ähnlichem, was mir natürlich sehr zugute kommt.
Im Dezember gab es dann zwei Hygienfortbildungen für alle Mitarbeiter, also auch für mich und Sophia, wo einem nochmal deutlicher wurde, wie sehr man sich darauf konzentrieren muss, dass man sich in der Einrichtung zwar wie Zuhause fühlt, weil es ja auch das Zuhause für die Bewohner und Freiwilligen ist, man aber dennoch nach jedem Kontakt mit einem Bewohner sich die Hände wäscht und desinfiziert, da die meisten Bewohner so etwas nicht selbstständig tun und man daran denken muss, sie auch ständig daran zu erinnern.
Außerdem gab es an den ersten beiden Adventswochenenden noch zwei Weihnachtsmärkte, wo wir die Produkte der verschiedenen Werkstätten verkauft haben: Einmal im Hauptgebäude vom Staffansgården und das andere Mal in der Waldorfschule in der Nähe von Delsbo, wo beide Male großer Andrang herrschte, auch wenn man viele Dinge das ganze Jahr über im kleinen Laden und in der Bäckerei im Hauptgebäude kaufen kann. Zudem hatten wir noch einen Adventsgarten bei uns im Saal, wo wir am 1. Advent Weihnachtslieder gesungen/gespielt haben und man Kerzen in der Mitte einer Tannengrünspirale anzünden und dann irgendwo auf der Spirale platzieren konnte, bis wir am Ende eine wunderschön leuchtende Spirale hatten.
Am 2. Advent konnte man dann auch endlich das erste Mal Ski fahren in Järvsö (liegt eine halbe Stunde mit dem Auto entfernt von Delsbo), was mega gut war, vor allem weil sehr wenig los war. Das Skigebiet ist zwar nicht gigantisch mit 20 Pisten und 8 Liften, dafür aber sehr schnell zu erreichen, nicht so voll und mit einem riesigen Park mit krassen Rampen und Röhren etc., sogar mit einem Luftkissen um Stunts zu üben.
Und wie in jedem Betrieb in Schweden kurz vor Weihnachten üblich, ein „Julbord“, eine Art Weihnachtsfeier mit allen Mitarbeitern und Bewohnern, wo es nach ein paar musikalischen Beiträgen ein riesiges Mittagsbuffet mit quasi jedem existierenden schwedischen Weihnachtsgericht und anschließend ein gigantisches Kuchen- und Weihnachtsgebäckbuffet gab, wozu man „Julmust“, die traditionelle Weihnachtslimonade in Schweden trinkt, die geschmacklich an eine Mischung aus Malzbier, Cola und Punsch erinnert und mega geil schmeckt, deren Rezeptur allerdings streng geheim ist (wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts von dem schwedischen Chemiker Harry Roberts und seinem Vater Robert Roberts (merkwürdige Namen übrigens^^) während des Höhepunktes der Abstinenzbewegung als Alternative zu Bier und Branntwein geschaffen).
So jetzt muss ich aber erstmal wieder rausgehen und das wunderschöne Winterwetter hier genießen :)