Ring of Kerry
Wieder stand bei ug1304 ein aufregender Tagestrip an. Bei der "Ring of Kerry"-Tour lernte sie Irland von einer neuen Seite kennen.
Aufgrund von Überstunden, die sich durch unser Easter Breakfast, ein abendliches Meeting, einem Familienbesuch und dem bevorstehenden „On-Arrival-Training“ angesammelt haben oder noch werden, haben wir uns gestern den ersten freien Tag genommen. Nächste Woche folgt dann ein weiterer freier Tag, an dem wir auf Tour gehen werden und dann haben wir noch einen übrig, ohne dass es ein Bank Holiday ist. Von diesen hatten wir in den letzten zwei Wochen drei Stück: St Patrick’s Day, Good Friday und Easter Monday. Doch manchmal frage ich mich, welche Bedeutung solche Sonn- und Feiertage für die Menschen hier haben und stelle immer wieder fest, dass sie sich kaum von den normalen Arbeitstagen unterscheiden. Viele Menschen arbeiten trotzdem, liegen fast den ganzen Tag im Bett oder erledigen ihre Großeinkäufe. Ja, die Läden haben hier auch an diesen Tagen geöffnet, was mich immer wieder ins Stutzen bringt, da ich es nicht gewohnt bin. Manche haben sogar 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche geöffnet. Außer an Weihnachten und einem weiteren Tag, dann haben alle geschlossen. So nun schreibe ich Euch aber über meinen gestrigen Tag, de wie so viele andere Tage (z.B. die Walkingtour am Ostermontag) unvergesslich ist. Auf dem Weg nach Cork, von wo aus wir mit dem Bus weiter nach Killarney (County Kerry) fuhren, habe ich im Bus mal wieder deutsche Stimmen gehört. Am Anfang fand ich es schön eine vertraute Sprache zu hören, doch mittlerweile finde ich es ärgerlich. Schließlich bin ich nicht nach Irland gekommen, um weiterhin Deutsch zu hören. Und dazu unterhalten sich viele Deutschsprachige so laut, dass man dem Gespräch im gesamten Bus folgen kann - vorausgesetzt man beherrscht die Sprache.
Die Fahrt nach Killarney war traumhaft. Aber ich werde nicht anfangen alles genau zu beschreiben, da ich mich sonst sicherlich wiederhole und ins Schwärmen gerate. Dieses Mal sah ich nicht nur schwarz-weiß gefleckte Kühe, sondern auch braune; Schafe, mit ihren kleinen Lämmern, die auf den Wiesen tobten; Hasen, die auf den riesigen Felder winzig erschienen; kleine Bäche, die durch die Sonne glitzerten. Ab und zu ein Regenschauer, die aber innerhalb von Sekunden, maximal 3-5 Minuten wieder vorbei waren, und die Sonne schien den ganzen Tag. Das perfekte Wetter um die Tour zu machen. Je näher wir Killarney kamen, desto höher wurden die Berge. Desto mehr geriet ich ins Staunen, da man erst dadurch die wahre Grosse wahrnimmt. Jedenfalls habe ich beschlossen hier öfters herzukommen (wenn es irgendwie geht!), um u.a. Bergtouren mitzumachen. Ich liebe die Berge, die Höhe, das Wandern. Jedes Mal, wenn ich in ihnen bin, fühle ich mich so getragen, bin ich überwältigt von der Pracht, habe ich die besten Gedanken, die ich versuche irgendwie festzuhalten – in Bildern oder Worten. Es gibt hier so viel zu erleben, zu entdecken, dass die kurze Zeit, in der ich da bin, nicht ausreicht und ich daher Entscheidungen treffen muss. Schließlich soll die Entdeckungstour Spaß machen und nicht zum Stress werden. Aber es ist schön zu wissen, dass man leicht und günstig nach Irland kommen kann, um einen Kurztrip zu machen.
Als wir nach 1 ½ Stunden Fahrt in Killarney ankamen, wartete bereits ein Guide an der Bus Station mit einem Schild „Ring of Kerry Tour“ auf uns. Eigentlich erwartete er nur Geoffrey und mich. Aber es fühlten sich mehr Leute von diesem Schild angesprochen, so dass sich einige spontan anschlossen. Da waren z.B. drei Jungen in unserem Alter aus Belgien oder zwei Girls aus den USA (Stephanie und Elisabeth).
Gemeinsam fuhren wir in dem zu kleinen VW Bus zum Büro, von wo aus wir in einen größeren Bus umstiegen. Doch da ja unerwartet mehr Personen teilnahmen, mussten wir auf einen größeren Reisebus warten, das zum Glück nicht lange dauerte. Mit einer riesigen Truppe ging es los. Jeder war gespannt, was wir sehen und erleben würden. Obwohl wir fast nur im Bus saßen, war es anstrengend und man wurde vor allem am Nachmittag sehr müde. Die vielen Bilder und Eindrücke - es war einfach “incredible, amazing, pretty, beautiful, great, fantastic, indescribeable, breathtaking…”. Vor allem habe ich in den letzten Tagen so vieles erlebt und gesehen, dass ich gar nicht weiß, wann ich all das verarbeiten soll. Zuerst Ostern, dann die Walking Tour am Ostermontag, nun die Ring of Kerry Tour.
Immer wieder machten wir Stopps, an denen wir entweder Bilder machen konnten oder ein wenig Zeit zum Spazieren oder Essengehen hatten. Stephanie probierte einen „Irish Coffee“, von dem ich auch mal kostete. Aber es war nicht wirklich mein Ding. Ziemlich süß, was nicht anders zu erwarten war, wenn man überlegt, was alles reinkommt: Whiskey, Kaffee, Zucker und Cream oben drauf. Obwohl es meiner Meinung nach super aussieht, werde ich es vermutlich nicht noch mal testen. Aber wer weiß das schon. Schließlich habe ich hier schon viel mehr Dinge getan und ausprobiert, die ich zuhause niemals gemacht hätte! Die Regenschauer, die immer mal wieder kurz kamen, machten die Tour noch interessanter. Dadurch sahen wir insgesamt sechs Regenbögen, die bezaubernd waren. Vor allem der vorletzte, der aus dem Black Valley Tal heraufzog, das im National Park in Killarney ist. Aber nicht nur dies war gigantisch. Ebenso die „Lakes of Killarney“, die Red Deers (Rothirsche) … oder die Berge, die immer höher wurden und sich auf der einen Seite des Busses zeigten. Gleichzeitig der Atlantische Ozean auf der anderen Seite, so dass ich nicht wusste, in welche Richtung ich meinen Blick wenden sollte, da ich gerne alles sehen und nichts verpassen wollte.
Wellen, die gegen die Felsen prallten - einmal sogar ein Sandstrand zu sehen. Außerdem einen Gegensatz, den ich nie für möglich hielt. Ab und zu sah ich Irland in einem ganz anderen Licht. Die Landschaft nicht grün, sondern mehr in braun und beige. Anstatt weite fast nur ebene Felder und Wiesen, mehr Hügel. Steine, Felsen. Anders, aber genial. In einem Ort meine der Guide folgendes, dem ich nur zustimmen kann: „There you’ll get the weather forecast for each day and for every day in the year!” Stimmt!
Immer wieder versuchte ich die Momente auf Bildern festzuhalten, was aber unmöglich ist. Viel zu prächtig sind die Landschaften, die man nicht auf ein einziges kleines Bild bekommt. Und einzelne Ausschnitte sind aus dem Kontext gerissen nicht sehr aussagekräftig, spiegeln sie niemals die Realität wieder. Es ist, als würde jemand aus einem 1 000-teiligen Puzzle ein kleines beliebiges Teil herausnehmen und es einem zeigen. Als Betrachter kann man nur wenig mit dem Ausschnitt anfangen, da man das wahre Bild nicht kennt. Fast genauso wenig aussagekräftig, ist ein einzelnes Foto.
Man muss es erleben, damit man sich das Drumherum vorstellen kann. Dadurch wird es einfacher, die Landschaft zu sehen, wie sie wirklich ist. Erst wenn man das Gesamtbild des Puzzles kennt, kann man mit dem einzelnen Teil vermutlich etwas anfangen. Na ja! Schluss jetzt mit diesen spielerischen Gedanken, die mir zurzeit immer öfters durch den Kopf gehen, bevor ich Euch ganz durcheinander bringe. Das liegt aber vermutlich an den vielen Eindrücken, die auf mich einströmen und verarbeitet werden wollen.
Eines steht ganz sicher fest: Ich werde wieder nach Killarney gehen, um mir mehr Dinge anzuschauen. Vor allem, um den National Park zu sehen - wenn auch nur ein kleiner Ausschnitt, da er viel zu gross ist. Oder bestimmte Plätze im Park wie z.B. den Torc Waterfall. Und ich freue mich jetzt schon darauf!
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