Reisen mit chronischen Krankheiten
Warum einen Vorerkrankungen Dich nicht vom Reisen abhalten sollten und wie Du Deinen Auslandsaufenthalt dennoch genießen kann, verrate ich in den folgenden Tipps
Ein Freiwilligenjahr oder Erasmus-Semester trotz Vorerkrankung anzutreten, kann sich im ersten Moment sehr überwältigend anfühlen. Vielleicht fühlst Du Dich sogar unsicher, ob es überhaupt machbar ist. Es sind auf jeden Fall ein paar zusätzliche Sachen zu klären und es wird nicht immer einfach sein, aber mit guter Vorausplanung ist es zu schaffen. Lass Dich also nicht entmutigen! In den folgenden Tipps verrate ich, worauf man achten sollte.
Vorbereitung
Es lohnt sich, eine Notfalltasche zu erstellen, in der all die kleinen Hilfsmittel sind, welche Deine Beschwerden im Notfall lindern. Dazu gehören zum Beispiel Hitze- oder Kältepacks, Massageball, Nackenkissen etc. So bist Du immer auf Schmerzen oder andere Komplikationen vorbereitet. Die Notfalltasche kann auch gerne eine kleine Kosmetiktasche sein, sodass nicht jeder gleich mitbekommt, welchem Zweck sie dient.
Du solltest auf jeden Fall Dein Auslandsjahr vorher mit Deinem Arzt oder Deiner Ärztin besprechen. Eventuell müssen Medikamente hochdosiert werden, wenn begleitende Behandlungen wegfallen oder Medikamente sind im Zielland schwer erhältlich und müssen für einen längeren Zeitraum mitgenommen werden.
Eine weitere gute Idee ist es, sich eine Karte mit den wichtigsten medizinischen Information zu basteln und in die Geldbörse zu stecken, falls medizinische Soforthilfe nötig werden sollte. Dort sollten z.B. Deine Diagnose, Medikation und Bluttyp in der Landessprache vermerkt sein.
Du solltest Dir außerdem vorher überlegen, was Wetterunterschiede für Deine Krankheit bedeuten. Wer z.B. mit Depression kämpft sollte sich vor einem Jahr in Norwegen überlegen, wie er oder sie mit dem Lichtmangel umgehen will.
Schließlich solltest Du Deine Empfangsorganisation informieren, falls Du besondere Bedürfnisse hat, z.B. eine bestimmte Diät oder Bewegungseinschränkungen. Besonders wenn es aufgrund Deiner Erkrankung zu Arbeitseinschränkungen kommen kann.
Der Weg ins Ausland
Es ist zu empfehlen, beim Reisen bequeme Kleidung zu tragen, die Notfalltasche dabei zu haben und sich regelmäßig zu strecken. Außerdem sollte die Reise möglichst so geplant sein, dass sie angenehm ist. Züge sind z.B. praktisch, weil Du dort relativ viel Bewegungsfreiheit hast. Außerdem solltest Du die Verkehrsmittel möglichst lange im Voraus buchen, weil Du dadurch häufig bessere Plätze bekommt.
Außerdem lohnt es sich, die Empfangsorganisation zu fragen, ob Du an dem Wochenende vor Arbeitsbeginn anreisen kann, sodass Du noch einmal ein oder zwei Tage für die Erholung von der Reise hast, bevor es richtig losgeht.
Medikation
Wenn Medikamente mitgenommen werden, kannst Du immer nach einer Verordnung von Deinem Arzt fragen, um beim Zoll keine Probleme zu bekommen. Außerdem braucht es teilweise besondere Dokumente zur Mitnahme von opioidhaltigen Medikamenten. Deshalb sollte Du Dich über die Bestimmungen und mögliche Beschränkungen bei der Mitnahme vorher informieren.
Es ist zu empfehlen, generell eher großzügig zu packen und etwas mehr Medikamente mitzunehmen, als Du eigentlich braucht, sodass auch der Notfall abgedeckt ist.
Bei Flugreisen ist es besser, Medikamente im Handgepäck mitnehmen, damit sie nicht so leicht verloren gehen und nicht von den starken Temperatur- und Druckschwankungen im Gepäckraum beeinflusst werden.
Außerdem ist zu beachten, dass bei einer Reise in eine andere Zeitzone die Einnahme der Medikamente entsprechend anzupassen ist. Um bei den vielen neuen Eindrücken die Einnahme nicht zu vergessen, kannst Du Dir auch einen Handywecker stellen, der Dich täglich an den neuen Einnahmezeitpunkt erinnert.
Auf sich achten
Es ist zu empfehlen, im Gastland einen Arzt und eine Apotheke in der Nähe ausfindig zu machen, um im Notfall Ansprechpartner zu haben. Diese Personen sollten möglichst Englisch sprechen, alternativ kannst Du Dir aber auch einen Dolmetscher, z.B. aus der Empfangsorganisation oder aus Deinem Freundeskreis, zum Termin mitnehmen. Wenn Du nur selten Notfallhilfe brauchst und nur zu regelmäßigen Kontrollen zum Arzt musst, kannst Du Dir auch stattdessen vorsorglich die Arzttermine für die Weihnachtspause zu Hause buchen.
Zudem ist es eine gute Idee, Wohnungsmitbewohner*innen über Deine Erkrankung aufzuklären, damit sie Bescheid wissen und Rücksicht nehmen können. Es ist generell wichtig, um Hilfe zu fragen und sie anzunehmen. Es ist nicht angenehm, sich in einer Situation zu befinden, in der Du hilfsbedürftig bist, aber gegenseitige Hilfe stärkt Beziehungen und andere freuen sich, Dir behilflich sein zu können. Das gilt für Deine Mitbewohner*innen genauso wie Leute am Busbahnhof, die Dir mit dem Gepäck helfen wollen. Und Du wirst oft überrascht, wie viele nette Menschen in der Welt sind.
Außerdem ist es wichtig, Dir Deine Energie gut einzuteilen und realistisch beim Planen von Arbeitszeiten, Reisen etc. zu bleiben, ansonsten kommt es leicht zu Frustration. Dazu gehört auch, häufiger kleine Pausen einzulegen und Dich beim Sightseeing nicht zu übernehmen. Es ist auch nützlich, Aktivitäten nach dem eigenen Rhythmus zu planen. Wenn Du z.B. immer am Morgen schmerzfrei bist, lohnt es sich, früher aufzustehen und schon einmal mit dem Sightseeing zu beginnen. In diesem Sinne ist es auch ok, Verabredungen absagen zu müssen oder zu spät zu kommen, weil es Dir mal schlecht geht. Der eigene Körper bleibt höchste Priorität und echte Freund*innen wissen das zu schätzen. Es ist wichtig, dass Du Deinem Körper seine Grenzen vergeben kannst und ihn trotz all seiner Mängel mit Güte zu behandelst.
Zudem empfiehlt es sich, einen Plan zu machen, wie Du die eigene mentale Gesundheit erhalten kann, auch wenn es einmal schwer wird, z.B. wenn Du über längere Zeit Schmerzen hat. In diesen Fällen ist es wichtig, zu wissen, was Dir gut tut und wie Du Dich wieder aufbauen kannst.
Gesund leben
Schließlich ist es wichtig, so weit wie möglich einen gesunden Lebensstil zu erhalten, um nicht in eine Abwärtsspirale zu gelangen. Dazu gehört ein gesunder Schlafrhythmus (zumindest meistens) und eine gesunde Ernährung. Du solltest in Deinem Freiwilligenjahr unbedingt die Küche anderer Länder ausprobieren. Dennoch ist es weiterhin wichtig, dass Du auf Deine Allergien achtest und versuchst, diese mit den kulinarischen Abenteuern zu vereinbaren. Und vielleicht nehmen andere die Herausforderung ja auch an und machen Dir mal eine glutenfreie italienische Pasta?
Außerdem solltest Du daran denken, regelmäßig zu trinken, besonders in südlicheren Ländern. Denn Dehydrierung kann für Personen mit Vorerkrankung den Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Tag bedeuten.
Insgesamt gilt es eine Balance zu finden zwischen Abenteuer und Erholung. Du kennst Dich und Deine Bedürfnisse und kann daher für Dich selbst am besten sorgen. Versuch, Dich mit niemandem zu vergleichen, sondern auf Dich selbst zu achten und das Jahr so viel zu genießen wie möglich.
Quellen:
https://www.lifeline.de/beauty-und-wellness/urlaub-und-reisen/galerie-urlaub-mit-chronischen-schmerzen-id135417.html#
https://healthy-magazines.com/traveling-chronic-pain/
https://painresource.com/chronic-pain/holiday-season-tips-traveling-with-chronic-pain/
https://youtu.be/_SUYBz8Pmhk
https://youtu.be/1etxgERhkDg
abgerufen am 24.3.2020
http://travelsandmore.co.uk/travelling-with-chronic-pain-a-short-guide/
https://themighty.com/2019/11/tips-traveling-chronic-pain/
https://blogs.webmd.com/pain-management/20171205/traveling-with-chronic-pain-tips-from-a-spoonie
abgerufen am 26.3.2020