Reise in den Norden
Eine Reise nach Süden und in den Norden, was in Staffansgården so passiert ist, Vorsichtsmaßnahmen gegen das Coronavirus
Seit dem letzten Blogeintrag ist gerade mal ein Monat vergangen trotzdem habe ich richtig viel erlebt.
Am vorletzten Wochenende des Februars besuchten wir sieben andere Freiwillige in Gävle und Sandviken und konnten in der WG von vier von ihnen übernachteten. An diesen Tagen haben wir uns Gävle, Sandviken und ihren Arbeitsplatz, das Jugendzentrum Rapatac, welches jeweils einen Standort in beiden Städten hat, angeschaut. Es war eine schöne Zeit und Rapatac hat mich echt beeindruckt, denn es werden so viele verschiedene Aktivitäten angeboten.
Am 25.2 und dem Tag davor hatte Staffansgårdens Bäckerei viel zutun, denn es war Fettisdag in Schweden, der letzte Tag vor der Fastenzeit. An diesem Tag isst man traditionell Semla, ein Gebäck mit einer Marzipan- und Sahnefüllung. Es ist zwar kalorienreich, aber es schmeckt super.
Am Wochenende danach begann schon die Reise in den Norden. Donnerstagabend stiegen wir in Hudiksvall in den Zug nach Abisko ein, indem auch schon die drei anderen Freiwilligen und die Mutter der einen saßen. Wir hatten eine fast 14 stündige Fahrt vor uns und die anderen waren sogar fast einen Tag unterwegs. Um 11 Uhr morgens kamen wir endlich in Abisko an, ein 130 Einwohner Dorf in Lappland. An dem Tag sind wir hauptsächlich wandern gegangen, nur die Nordlichter konnten wir leider nicht sehen, wegen des starken Schneefalls. Am nächsten Tag nahmen wir den Bus nach Kiruna, um von dort aus zu unserer nächsten Unterkunft in Jukkasjärvi zu gelangen. Dort hatten wir noch etwas Zeit bis zum nächsten Bus und konnten uns die Kirche von Kiruna anschauen, die an eine samische Kote(ähnlich wie ein Tipi) erinnern soll und wunderschön ausschaut. Die Kirche wurde erst ca. 1912 gebaut und die gesamte Stadt existiert auch erst seit 1900 aufgrund eines Bergwerks. 2025 soll die Kirche jedoch abgebaut werden, um ein paar Kilometer weiter wieder aufgebaut zu werden. Fast die gesamte Stadt wird bis 2040 teilweise um fünf km nach Osten verschoben werden, damit das unter ihr liegende Eisenerz abgebaut werden kann. Ich finde, dass der Großteil der Stadt nicht so schön ist, weil es viele Plattenbauten gibt. Aber es lag dort sehr viel Schnee, in der ganzen Saison sind schon fast drei Meter gefallen, was ein neuer Rekord werden könnte. Nach dem Kirchenbesuch sind wir weiter nach Jukkasjärvi, auch einem kleinem Dorf in der Nähe, gefahren. Es ist durch das erste Eishotel der Welt bekannt geworden. Wir hatten jedoch keine Nacht im Eishotel gebucht sondern eine Hütte mit Blick auf ein Rentiergehege und den Torne Fluss. Aus diesem Fluss wird jedes Frühjahr das Eis für das Hotel gewonnen. Diesen mussten wir für ca. zwei km überqueren, um zu unserer Hütte zu gelangen. Das war aber eigentlich kein Problem, denn es war ca. -15 Grad kalt und es gab Wege mit festem Schnee. Nachts sind wir auch raus auf den Fluss, um die Nordlichter zu sehen. Das war ein tolles Erlebnis, denn außer dem Heulen von Huskys war es ganz still. Die Nordlichter haben wir letztendlich auch gesehen, wenn auch etwas undeutlich durch den Schneefall. Am nächsten und zugleich letzten Tag haben wir alle das Eishotel besucht, um dorthin zu gelangen mussten wir jedoch wieder den Fluss überqueren. Komischerweise sind Rasmus und ich dann in eine Pfütze getreten, die sich unter dem Schnee gebildet hatte. Das war echt nicht so toll. In meinem Fall war zwar nur ein Schuh betroffen, aber am Ende des Tages bemerkte ich, dass er etwas eingefroren war, war auch nicht weiter schlimm. Das Eishotel war jedenfalls echt beeindruckend. Ungefähr ein Drittel der 50 Zimmer haben ein eigenes Design von unterschiedlichen Künstlern und es gab eine Eisbar, die wir auch getestet haben. Wie wir erfuhren liegt der Rekord an getrunkenen Shots aus einem gewöhnlichen Eisglas bei 26, schwer vorzustellen. Danach haben wir einen Bus nach Kiruna genommen, weil abends unser Zug ging. In der Zwischenzeit wollten wir eigentlich in ein Samimuseum gehen, es war aber leider geschlossen. Zum Glück entdeckten wir kurz danach einen Imbissstand neben einer Tankstelle. Vor diesem Stand war ein Tipi mit einem Feuer im Inneren aufgebaut, was echt sinnvoll war bei den Temperaturen.
Da unser Zug abends abgefahren ist, kamen wir passend zum Frühstück wieder in Delsbo an. An dem Tag habe ich erst in der Tischlerei gearbeitet und nachmittags gab es eine Kostüm Party für die Bewohner mit dem Thema Gubbar= Greise/Alte Männer.
Am 4.3 gab es einen Innebandycup bei dem Staffansgårdens Team gegen zwei andere Einrichtungen spielte. Unser Team ist sogar auf dem zweiten Platz gelandet. Das haben wir dann mit einem gemeinsamen Essen und Disco gefeiert.
Ansonsten hatten wir wieder ein Volontärscafe, haben ein Iglu gebaut und wurden schon öfters von zwei Bewohnern zu witzigen Filmabenden eingeladen.
An diesem Montag gab es dann einen gemeinsamen Ausflug mit fast ganz Staffansgården zu dem kleinen Skigebiet Hedebacken in der Nähe von Hudiksvall. Dort konnten alle skilanglaufen, wandern, rodeln, und Hotdogs essen. Ein echt schöner Ausflug. Nur leider war der Schnee nicht mehr so toll, denn es war und ist Tauwetter.
Seit Mittwoch fand bei Saffansgården ein Treffen der nordischen Regionalgruppe statt. Bis heute waren 15 Personen von anderen anthroposophischen Einrichtungen in Russland, Estland, Litauen, Norwegen, Finnland und Schweden zu besuch. Daher habe ich schon geholfen die Wohnungen für die Gäste vorzubereiten und mache jeden Morgen das Frühstück für sie. Deswegen haben Bewohner Mitarbeiter und wir am Freitagabend einen Teil des Theaterstücks Gröna Ormen( Das Märchen von der grünen Schlange und der schönen Lilie von Goethe) aufgeführt. Für dieses Stück üben Bewohner, Mitarbeiter und wir schon seit fast einem halben Jahr und werden es auch nochmal im Mai aufführen. Danach gab es noch ein tolles Konzert und ein paar Spiele.
Nach diesen Gästen wird Staffansgården aber erstmal keinen Besuch mehr empfangen und die Nachmittagsaktivitäten fallen aus. Außerdem wurde heute beschlossen, dass die Werkstätten ab morgen erstmal geschlossen werden. Alles als Vorsichtsmaßnahme gegen das Coronavirus. Das bedeutet, dass die Bewohner erstmal zuhause bleiben. Was wir als Freiwillige in dieser Zeit machen steht noch nicht genau fest, vermutlich werden wir da helfen wo Hilfe gebraucht wird z.B. in der Küche. Morgen werden wir zumindest beim Putzen und bei einem Umzug eines Bewohners helfen. Falls sich das Virus hier ausbreiten würde wäre es wirklich fatal, das ist und wäre es natürlich an allen anderen Orten auch. Aber besonders in solchen Einrichtungen, denn fast die Hälfte der Bewohner hier wird zur Risikogruppe gezählt. Daher hoffe ich nur das Beste. Es ist schon eine merkwürdige Situation gerade und ich hatte nie erwartet, dass so etwas passieren würde. Im nächsten Blogeintrag werde ich auf jeden Fall über die weitere Entwicklung der Situation hier berichten.