Paris, den 13 November 2015
Ein Erlebnisbericht über die Nacht des Terrors in Paris.
Es ist 15min nach Spielbeginn und ich sitze mit drei weiteren Freunden im Stade de France in Saint-Denis. Plötzlich ist eine laute Explosion zu hören, verwirrt drehe ich mich zu meinen Freunden um. Schnell haben wir uns darauf geeignet, dass sich jemand einen Spass erlaubt hat, ca. zwei Stunden später werden wir eines besseren belehrt. Kurz vorm Ende des Spiels ist nochmal eine Explosion zu hören, natürlich stellen wir auch das nicht weiter in Frage, wieso auch die Stimmung ist gut, es gibt eine Laola-Welle nach der anderen und Franzosen und Deutsche feiern zusammen den Sport.
Schon kurz vorm Ende des Spiels fangen die Menschen an das Stadion zu verlassen. Es erscheint mir seltsam doch auch darin sehe ich kein Grund zur Sorge. Bis unsere französischen Sitznachbarn anfangen uns zu erklären das draußen irgendwas schreckliches statt gefunden haben muss. Durch die Lautsprecher werden der Block in dem wir sitzen sofort nach Ende des Spiels dazu aufgefordert das Stadion sofort zu verlassen. Die Stimmung wandelt sich, viele sind verwirrt und wissen nicht recht was los ist. Zügig verlasse ich mit zwei Deutschen Freunden und einem französischen Freund das Stadion und wir machen uns auf den Nachhauseweg.
Plötzlich bricht eine Massenpanik aus. Leute fangen an sich zu ducken und zu rennen, man hört weinende Kinder und aufgeregte Stimmen. Bald wird aber klar, dass es ein Fehlalarm war und die Masse beruhigt sich wieder. Je weiter Wir laufen desto mehr schwer bewaffnete Polizisten sind zu sehen und außerdem schwirren mehrere Helikopter durch die Luft. Am Bahnhof von Saint-Denis angekommen nehmen wir den nächsten Zug Richtung Stadtzentrum um möglichst bald nach Hause zu kommen. Immer noch unwissend sitzen wir im Zug und fokussieren unsere Energie darauf den tausenden Nachrichten die auf uns aus aller Welt einströmen zu antworten. Die Sorge der anderen ist mir in dem Moment ein Rätsel; mir geht es gut, ja, wieso denn auch nicht?! Bis zu der Durchsage des Schaffners : Paris wurde von Terroristen attackiert und es sind bis jetzt 40 Tote zu verzeichnen. Langsam fangen wir an zu verstehen. Die Idee die schon länger in meinem Kopf geschlummert hat formt sich zu einer bitteren Wahrheit; es waren keine Feuerwerke die Wir gehört haben, es waren Bomben.
Mittlerweile haben wir nur noch eines im Kopf, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen. Das stellt sich schließlich schwieriger an als gedacht, da die Öffentlichen teilweise gesperrt sind. Schlussendlich nehmen wir ein Taxi und kommen sicher daheim an, jedoch an Schlaf ist jetzt nicht mehr zu denken. Die Nacht von Freitag kostete mehr Menschenleben als vorhergehende Terroranschläge in Europa. 129 Tote, 350 Verletzte und 96 Schwerverletze die zum Teil noch hospitalisiert sind.
Doch unmessbar bleibt der Schaden den die Gesellschaft davon getragen hat. Menschen die ihre Liebsten verloren haben, die Schreckliches gesehen haben und nun nicht mehr davon loskommen.
Als Folge davon sind die Nerven dauerhaft angespannt. So gut wie jeden Tag gibt es Komplikationen an Bahnhöfen auf Grund von verdächtigen Gepäckstücken und das wohl gravierendste von allem ist der Missbrauch der Macht des Staates seit dem Ausruf des 'Etat d'urgence' am 13.11.15 in der Region um Paris. Es reicht einen Bart zu tragen um von der Polizei durchsucht zu werden und Razzien finden ohne stichfeste Beweise statt. Das Bewusstsein über diese Zustände dringt nur langsam an die Öffentlichkeit. Dabei sollten unsere Augen genau jetzt auf unseren Staat gerichtet sein und nicht auf unsere unschuldigen muslimischen Mitbürger.