Overkill, oder: Was bleibt?
Keine fünf Wochen nach meinen EVS ist alles irgendwie schon vergessen... Und ich bin schon wieder in ein anderes Land gezogen. Wie kann in einem Monat so viel passieren?
Vor etwas mehr als noch einem Monat lebte ich noch in Frankreich, kannte meine tägliche Routine, Zimmer im Altenheim, die Arbeit mit den Kindern, das Vertraute. Nur ein Monat und trotzdem kommt es mir vor wie ein halbes Jahr. In diesem Monat ist so viel geschehen, dass ich gar nicht glauben kann, dass alles in einen Monat gepasst hat...
Zum Beispiel mein Rückkehrseminar, auf das ich gar keine Lust mehr hatte und das mich ehrlich gesagt auch nur mäßig begeisterte. Gut war es trotzdem, immerhin hat man so nochmal offiziell abgeschlossen, nicht nur... Länderwechsel und aus die Maus. Unglaublich wie schnell man umschalten kann. Nach Frankreich war ich zwei Wochen zu Hause in Berlin und allein diese zwei Wochen waren so vollgepackt mit Ereignissen! Ich habe so viele Menschen wiedergesehen, die ich auch vor meinem EVS lange nicht gesehen hatte, eine tolle Geburtstagsfeier und natürlich im Allgemeinen so viele schöne Nächte...
In Berlin anzukommen, nachdem ich während der 7 Monate nie zu Hause war, tat so gut und so weh, „alle meine Liebe hat sich wieder aufgebäumt“ singt Philipp Poisel und genauso war es auch. Mit dem Auto in die Stadt hineinfahren und alles sehen, typische Berliner, die U-Bahn und schließlich mein „Kiez“, all Plätze an die ich tausend Erinnerungen habe!
Und nach diesen bis zum Nonplusultra ausgenutzten 2 Wochen ging es gleich weiter: in die Niederlande. Dass ich dort studieren wollte stand ja schon lange für mich fest, auch wenn ich noch nie dort war. Die Zusage kam von der Uni, ein Zimmer hatte ich auch gefunden, aber dann wirklich HIER zu sein und hier auch jahrelang zu bleiben... das habe ich immernoch nicht realisiert, auch nicht nachdem ich zwei Wochen hier wohne. Die mir übrigens natürlich auch viiiel länger vorkommen!
Einen Nachteil hat das ganze natürlich: Ich habe das Gefühl, französisch komplett zu vergessen. Und mein Leben dort. Ich bin so beschäftigt, mich erneut zu integrieren und Bankkonto, Sim-Karte, Fahrrad anmelden usw. zu erledigen und nebenbei schonmal eine neue Sprache zu lernen, dass ich kaum Zeit habe, zurückzublicken. Und im Ausland lebende Franzosen sind ja selten genug, also muss ich wohl andere Wege finden, nicht alles wieder zu vergessen...
Komisch, zu wissen, dass andere jetzt gerade erst in ihr Auslandsjahr aufbrechen. Mein Rückkehrseminar wurde parallel zu einem Ausreiseseminar abgehalten und auch hier bei youthreporter häufen sich ja die „Neulinge“... komisch ist das. Zu sehen wie gespannt und motiviert sie sind und keine Ahnung haben was sie erwartet. Auf dem Seminar hab ich mit vielen Rückkehrern darüber diskutiert, wie das wäre, jetzt gleich nochmal in einen EVS aufzubrechen. Irgendwie fühlten wir uns dabei alle müde, aber das muss auf das brühwarme Wetter zurückzuführen sein. Inzwischen ist mir auch aufgefallen, dass ich ja selbst schon wieder weg bin – aber Studium ist irgendwie doch was anderes. Auf EVS-typische Arbeit hätte ich jetzt wirklich keine Lust mehr und bin froh, was „Ernstes“ anzufangen. Und bin trotzdem im Ausland. Und komme trotzdem mit meinen vorhandenen Sprachkenntnissen gut voran, denn Englisch spricht hier eben auf Nachfrage doch jeder, das Studium ist auf englisch und es wimmelt nur so vor lauter Deutschen. Die perfekte Mischung eigentlich.
Übrigens, noch ein Wort zum Schluss. Niederländisch ist eine krass unterschätzte Sprache. Klar ähneln sich viele Wörter und man versteht Geschriebenes auch oft so, oder jedenfalls halb. Trotzdem will ich nie wieder hören, dass ich das als Deutsche doch in einem Monat kann... Ohne Intensivsprachkurs läuft da gar nix, liebe Freunde. Für Deutsche mag es leicht sein aber es ist trotzdem eine komplett andere Sprache, mit eigener Grammatik und Aussprache und verdammt vielen Kehllauten! Also will ich in den Weihnachtsferien keine blöden Sprüche. Oder Übersetzungsanfragen oder so. Nüscht. Das wars dann. Tot ziens.
(Ihr seht – das versteht ihr nur dank Kontext – was schreibt man denn sonst am Ende?!)
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