On-Arrival-Training
Wie wir eine Woche lang in Warschau „Wer-Wie-Was-Wieso-Weshalb-Warum“ gespielt haben:
Vom 5. bis zum 11. Oktober war ich auf meinem On-Arrival-Training in Warschau. Ich wusste vorher nicht viel darüber, weil meine Mitbewohner, die schon da waren, dicht gehalten haben, um mir nicht die Überraschung zu verderben. Deshalb hier an all meine Mit-EFD-Menschen, die sich ebenso überraschen lassen wollen, eine Spoilerwarnung.
Ich fuhr über Nacht nach Warschau und kam dann im Morgengrauen in der Stadt an. Übernachtet haben wir in einem Youth Hostel, wo wir auch die meiste Zeit der Woche verbracht haben.
Zu Anfang des On-Arrival-Trainings durften wir in kleinen Gruppen (wir waren etwa 25 Teilnehmer) darüber reden, was wir uns von diesem Training erhoffen und kamen dadurch zu den Ergebnissen: mehr über die polnische Kultur und die Kulturen der Teilnehmer lernen, Inspirationen für das eigene Projekt finden und neue Leute kennenlernen. Daraus wurde dann ein Programm für die folgende Woche erstellt.
Es gab dann verschiedene Workshops zu Themen, die zu unseren Vorstellungen passen. Wir sprachen über uns und unser Land, erzählten von unseren Projekten und hörten den anderen bei ihren Geschichten zu. Obwohl wir alle aus unterschiedlichen Ländern, Projekten und Altersgruppen kamen, gab es eine Menge Gemeinsamkeiten und es war vor allem beruhigend, dass man nicht der einzige Freiwillige mit gelegentlichen Zweifeln war. Ich hatte das Gefühl, vieles mehrfach zu erzählen, weil die Gruppen immer wieder gemischt wurden und man immer wieder mit neuen Leuten zusammen kam, aber das war am Ende kein Problem, weil mich all diese Gespräche immer wieder aufs Neue zum Nachdenken angeregt haben.
Das genaue Programm beinhaltete dann unter anderem, in die Stadt zu gehen und die Menschen nach ihren Meinungen zu verschiedenen Themen zu befragen. Meine Gruppe befragte einige Warschauer deshalb zu ihren Gefühlen zum Thema Sozialismus in Polen. Wir waren alle aus Ostdeutschland und Lettland und hatten deshalb alle einen mehr oder weniger persönlichen Bezug zu dem Thema. Die meisten, die wir befragten, wurden bei dem Thema schnell abweisend („Communism destroyed our country“), aber wenn sie sich öffneten und uns von ihren Erfahrungen erzählten, merkten wir, dass sich vieles mit den Erzählungen unserer Eltern deckte. Eine interessanete Aussage möchte ich den Lesern dieses Blogs natürlich nicht vorenthalten: „Junge Menschen denken, dass früher alles schlecht war, aber sie haben keine Ahnung. Sie interessieren sich nur für Bier und Computer!“ Na ja …
In der Mitte des On-Arrival-Trainings sollte es eine Überraschung geben. 19 Uhr sollten wir alle in den Veranstaltungsraum kommen – und als wir uns setzten, kam eine polnische Tanzgruppe, die uns traditionelle polnische Tänze zeigte – und wir durften sogar mitmachen! Eine fantastische Erfahrung.
Die Abende und den Samstagnachmittage hatten wir zu unserer freien Verfügung, sodass wir in dieser Zeit auch Warschau erkunden konnten. Dabei immer der Gedanke im Hinterkopf: Ich muss sobald wie möglich wiederkommen, um mehr von dieser Stadt zu sehen.
Dadurch, dass wir alle den ganzen Tag miteinander verbracht haben, sind auch ganz schnell Freundschaften entstanden und ich kann es kaum erwarten, bald meine neuen Freunde zu besuchen und dabei noch mehr von Polen zu sehen.
Am 11.10. fuhr ich dann nachmittags wieder heim. Mir schwirrt der Kopf so sehr vor neuen Ideen und Inspirationen, dass ich jetzt erst mal Zeit brauche, alles zu ordnen. Das Training war also ein voller Erfolg und ich gehe seitdem wieder mit ganz neuer Motivation an die Arbeit.