On-Arrival-Training und "Erster Schultag"
Beim On-Arrival-Training lernen, was Europa ist, mein Tag an der Englischen Schule und das bulgarische Bildungssystem
Mittlerweile sind schon wieder ein paar Tage vergangen, doch die Erinnerungen an mein On-Arrival-Training sind immer noch lebendig: Es war eine sehr anstrengende, aber auch sehr schöne Woche!
Das Beste und Wichtigste am On-Arrival-Training ist sicherlich, dass man andere Freiwillige kennenlernt, die auch in Bulgarien arbeiten und somit in einer ähnlichen Lage sind wie man selbst.
Unsere Gruppe war dann auch sehr europäisch: zwei Engländer, ein Tscheche, drei Spanierinnen, eine Polin, eine Ukrainerin, ein Ungar, ein Lette, eine Armenierin, ein Türke und ich als Deutscher.
Allein diese Vielfalt hat das Seminar und die Gespräche interessant gemacht. Am ersten Tag haben mir die Länderpräsentationen sehr gut gefallen, weil man zwar über die meisten Länder ein paar Infos hat, dann aber feststellt, dass man trotzdem kaum etwas über dieses Land weiß. Man wird sich dabei bewusst, wie groß Europa (oder die Welt) ist und das man nur einen sehr kleinen Teil im Blick hat – nur mal so: Wer weiß, wo Armenien liegt und wie man dort „Danke“ sagt?
In den Sessions haben uns unsere bulgarischen Trainer sehr viel über das Thema „Europäischer Freiwilligendienst“ beigebracht. Nach dieser Woche hat man also wirklich Ahnung davon. Etwas langweilig fand ich den Beginn, da hier über Dinge wie „Wie finde ich eine Entsende-/Empfangsorganisation? – Was sind ihre Aufgaben“ geredet wurde und das den meisten anderen und mir schon klar war.
Sehr nützlich und informativ waren die Sessions zu „Versicherung“ und „Budget“, da das komplexe Themen sind, die aber für die Freiwilligen sehr wichtig sind. Insgesamt hatte ich das Gefühl, dass ich das meiste schon durch meine Entsende- und Empfangsorganisation gelernt habe. Bei manchen anderen Freiwilligen war das leider nicht der Fall. Auch die Qualität der verschiedenen Projekte scheint sehr unterschiedlich zu sein – es hängt wohl immer davon ab, wie stark sich die Organisation engagiert und ob der Freiwillige zu ihr passt.
Es ist auf jeden Fall sehr nützlich zu hören, was andere in ihrem Freiwilligendienst erleben.
Abends war die ganze Gruppe dann immer unterwegs, um Sofia zu erkunden. Das Stadtzentrum ist nachts wirklich schön, alle interessanten Gebäude sind beleuchtet, sodass man auch nachts zu einer Sightseeing-Tour aufbrechen kann.
Sehr praktisch ist es, dass man nach dem On-Arrival-Training in den meisten größeren Städten in Bulgarien Kontakte hat, so wird das Reisen viel einfacher (und günstiger) und man hat eine gute Möglichkeit sich auszutauschen.
Für mich geht es diese Woche nach Varna und am Wochenende voraussichtlich nach Tervel (ein etwas kleinerer Ort irgendwo nördlich von Varna). Ich freue mich schon, die anderen Freiwilligen wieder zu sehen und auch einen neuen Teil von Bulgarien zu entdecken. Ich vermute, dass ich bis nächstes Jahr wesentlich mehr von Bulgarien gesehen haben werde als von Deutschland – ich bin sehr gespannt, was ich noch alles erleben werde!
Heute habe ich eine besondere Aufgabe von meiner Organisation bekommen: Ich war zum ersten Mal in einer Schule und habe mich, meine Organisation und den Europäischen Freiwilligendienst in sieben Klassen (kurz) vorgestellt.
Es ist ein wichtiger Teil meines Projekts, dass ich Kontakt zu den verschiedenen Schulen in Burgas aufbaue. Das Ziel dabei ist zum einen neue Teilnehmer für die verschiedenen Seminare von FAR zu finden und zum anderen eine Vernetzung von formaler Bildung (die in der Schule) und non-formaler Bildung (z.B. bei Seminaren) zu schaffen.
Ich höre immer wieder von Bulgaren, dass der Bereich der außerschulischen (politischen) Bildung noch sehr klein ist. Viele bulgarische Schüler haben neben der Schule noch Privatunterricht und viele Bulgaren wollen im Ausland studieren oder arbeiten (oder tun das bereits).
Bildung in Bulgarien ist ein sehr interessantes Thema und ich weiß bis jetzt nur ein klein wenig darüber – was aber sehr gut und nachahmenswert ist, ist das „Sprachenlernsytem“.
Viele Schüler gehen auf Sprachgymnasien, auf denen man im ersten Jahr fast ausschließlich eine Fremdsprache wie Deutsch, Französisch oder Englisch lernt. Danach hat man weiterhin Unterricht in dieser Sprache und es werden auch manche Fächer in dieser Sprache unterrichtet.
Das führt dazu, dass ich schon einige Bulgaren kennengelernt habe, mit denen ich ohne Probleme (und ohne besonders langsam zu sprechen) Deutsch reden konnte.
Ein Erlebnis, das mich gestern sehr beeindruckt hat, war ein kurzes Gespräch an der Bushaltestelle. Ich werde von einem bulgarischen Jungen etwas (auf Bulgarisch gefragt) – ich antworte mit meinen Standardsätzen, dass ich leider kein Bulgarisch spreche und aus Deutschland komme. Daraufhin fängt er sofort an mit mir auf Deutsch zu sprechen - das hat mich sehr beeindruckt!
Ich hoffe, dass ich mich bald ein bisschen besser auf Bulgarisch verständigen kann. Richtige Gespräche gibt es noch nicht, aber ich schaffe es schon, mich ein klein wenig auf Bulgarisch zu unterhalten. Das macht wirklich Spaß, wenn man beim Lernen direkt Feedback bekommt – jede Vokabel zahlt sich aus.