Offizielles Ende der norwegischen Skisaison?!
Das bedeutet aber noch nicht, Füße hochlegen...
Die Skisaison neigt sich auch in Norwegen dem Ende zu, letzte Station des Norges Cup war am vergangenen Wochenende Tromsö, der aus der NM (norweg. Meisterschaft) Teil 2 und dem Abschluss des Norges Cup für Junioren und Senioren bestand. Aber von Frühling kann dort noch nicht die Rede sein, höchstens von einem Winter zur Frühlingszeit. Am Tag vor dem Flug nach Tromsö begann sich ein Sturm in Nordnorwegen zu entwickeln, der LKWs umblies und Straßen unpassierbar machte.
Auch am nächsten Tag war auch in Oslo eine steife Brise zu bemerken und der Startvorgang in Gardermoen war überhaupt nicht schön, ich weiß nicht, ob ich das vorher schon mal so erlebt habe, dass ein Flugzeug so schwankt und wackelt. Die Landung in Tromsö war dagegen völlig unkompliziert.
Tromsö liegt ja sowohl auf dem Festland als auch auf mehreren Inseln. Das Zentrum selbst liegt auf der Tromsöinsel, das Skirennen sollte auf der Insel Kvalöy stattfinden. Übernachtet haben wir im Rica Ishavshotell (Eismeerhotel) direkt am Hafen und ich konnte jeden Tag das Hurtigrutenschiff am Kai liegen sehen.
Blick auf das Hurtigrutenschiff
Am Freitag ging es mir zumindest vormittags nicht sehr gut, ich dachte, ich erlebte ein Déjà Vu à la Örnsköldsvik; vielleicht zu schnell gegessen nach Heißhunger oder sonst was, keine Ahnung. Aber zum Glück hat sich das am nächsten Tag wieder gelegt.
Trotzdem habe ich den Freitagvormittag zu einem kleinen Spaziergang durch Tromsö genutzt, das bedeutete aber auch durch Schnee zu stapfen und zu warten, bis der Fußgängergegenverkehr den kleinen Pfad auf dem Bürgersteig passiert hat.
Tromsö zentrum
Im Hafen lagen auch zwei unheimlich aussehende Militärungeheuer von Schiffen, die den Anschein hatten, gleich nach Libyen auslaufen zu müssen. Weiter südlich, in Bodö, ist eigentlich der Hauptmilitärstützpunkt, stammt noch aus der Zeit vom Kalten Krieg mit der Sowjetunion und war deshalb so nördlich in nicht weiter Entfernung zur russischen Grenze.
Reger Betrieb auf den Militärschiffen
Beeindrucken waren da die Bogenbrücken, die die Inseln miteinander und mit dem Festland verbinden.
Dann bin ich zum Skistadion Kvalöysletta mit dem Bus gefahren, das auf der fünftgrößten Insel Norwegens liegt. Es stand nur Teamspint an, den bei den Frauen der Klub Njaard (Oslo) gewann und bei den Männern Strindheim IL (Trondheim) mit Petter Northug. Marit Björgen war an diesem Tag noch nicht in Aktion, denn sie ist so ziemlich die einzige ihres Vereins Rognes IL, die auf gutem (in diesem Fall sehr gutem) Niveau laufen kann. Nachdem die Wettbewerbe ausgetragen worden waren, konnten wir auch schon wieder ins Hotel zurück, was angesichts des Wetters auch das Beste war, es schneite, windete oder hagelte auch ununterbrochen. Es war ein bisschen wie im Tröndelag, küstennah eben.
Dieses Wochenende war auch das letzte beim Skiverband für Karianne, die Studentin, die seit sieben Wochen bei uns gearbeitet hat und mit der ich mich sehr gut verstehen. Sie war wieder ein Teil der Jury und musste daher sehr viel eher aufstehen als ich, die sich noch mal im Bett umdrehen konnte.
Am Abend waren wir mit Skiveteran Frank Pedersen und ein paar Trainern in einem Tromsöer Steakrestaurant essen. Viel unterhalten habe ich mich natürlich nicht nur mit meinem Lieblingschefchef Aage Skinstad, sondern auch mit Damentrainer John Arne Schjetne, der zum Ende dieser Saison seinen Posten abgibt, um mehr Zeit für seine Familie zu haben.
Am Samstag ging es dann schon wesentlich früher los, die Damen starteten mit den 30km (gewonnen hat oh Wunder! Marit Björgen) und die noch größere Überraschung folgte mit Petter Northugs Sieg bei den 50km (das war Ironie...). Bemerkenswert war aber, dass der eigentlich an zweiter Stelle liegende Morten Eilifsen kurz vor der Ziellinie stehen blieb, um Chris André Jespersen vorbei zu lassen, weil dieser zuvor die ganze Arbeit in der Spur übernommen hatte. Applaus beim Publikum, Protest bei den Medien (die ja irgendwo in Oslo oder Bergen die Berichte bekamen, aber nicht "live" anwesen waren...) - wo bleibe der Sportlergeist? Wobei da geflissentlich übersehen wurde, dass Eilifsen an 2. Stelle lag, wäre er an 1. gewesen, hätte er sich den Sieg nicht unbedingt nehmen lassen, wer weiß. Wie auch immer, ich fand's super, was er gemacht hat.
Die Junioren bestritten dann auch noch ihre Sprintwettkämpfe, Altersklasse 17, 18 und 19/20 Jahre - bis kurz vor 19 Uhr! - ich sage euch, ich fühlte mich, als habe ich ein selber ein Skirennen, wohl eher Tourrennen, hinter mir.
Ich war ja auch der "Held" der lokalen Zeitung, weil ich auf einem großen Bild zusammen mit Petter Northug zu sehen war - herrje...
Wir schafften es dann gerade noch zum großen NM-Bankett, auf das ich mich eher mäßig gefreut hatte. Aber es war dann ganz in Ordnung, vor allem die Unterhaltung, bei der die Athleten ungewohnte Talente vorzeigten. Die Organisation mit dem Buffet ließ hingegen zu wünschen übrig, wenn wir am letzten Tisch uns was zu essen holen wollten, kam schon der erste dazu, um sich das Dessert zu beschaffen.
Ich fühle mich nur immer so verloren bei so großen Gesellschaften und klein, wenn man sieht, wie sich einige aufgedackelt haben, meine Güte.
Zeitumstellung. Letzte Skirennen: Verfolgung bei den Junioren. Besseres Wetter. Den Nachmittag verbrachte ich mit Ausruhen und Lesen, abends haben wir noch im Egonrestaurant gegessen, bevor wir mit dem Taxi zum Flughafen fuhren, wir waren etwas in Zeitdruck, weil wir fast eine dreiviertel Stunde auf unser Essen hatten warten müssen. Unser Flug sollte planmäßig fünf vor 9 starten, war aber verspätet, weil früher am Tag Umwege aufgrund einer Militärflugübung geflogen werden mussten. Beim Blick in die Pilotenkabine wollte ich mich auch gern mal da umsehen oder mit dort vorne sitzen und Karianne meinte später dann auch, dass man das kann, wenn man fragt, sowohl bei SAS als auch Norwegian; ich, schüchternes Etwas, hab mich nicht getraut, obwohl Karianne auch für mich gefragt hätte (war mein Stolz dagegen) - aber wenn wir das nächste Mal fliegen, wahrscheinlich im Mai und nicht abends, sondern am Tag, habe ich mir vorgenommen zu fragen!
So waren wir viertel 12 in Gardermoen, warteten eine halbe Ewigkeit auf unser Gepäck (an sich war es schnell auf dem Band, nur eben unseres kam als letztes) und halb 1 heute früh war ich zu Hause.
Heute frei, ausgeschlafen und alles ruhig angehen. Ein freies Wochenende steht mir bevor, aber danach geht's nach Beitostölen zur Ridderuka, einem der weltgrößten Rennen für behinderte Athleten.
Der Frühling aber ist auch nach Norwegen gekommen.
Euer Frühlingsfindus