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Aufgebrochen mit gripperoter Nase nach Madrid, entdeckt claudi in Spaniens Hauptstadt eine seltsame Art des Ticketkaufs. Anschließend zieht es sie weiter nach Valencia, zum On-Arrival-Training. Zurück an der „weißen Küste“ erwartet sie dann, nach so vielen spanischen und internationalen Begegnungen, ein deutsches Oktoberfest.
¡hola hola!
Die letzten Wochen hier waren so unendlich voll gepackt, dass ich gar nicht dazu gekommen bin, zwischendurch zu schreiben. Aber ich hab viel an Euch alle gedacht :)))
Fangen wir von vorne an: Irgendwann Mitte September, vor ungefähr drei Wochen, hat eine fiese Sommergrippe unsere niedliche kleine Groß-WG heimgesucht. Und wie das so ist, wenn man zu neunt wohnt, wird jeden Tag ein anderer krank. So hat es dann auch mich ein wenig erwischt.
Madrid mit Grippe
Trotz allem hatte ich mich spontan entschlossen, für ein Wochenende die Hauptstadt unsicher zu machen. Siebeneinhalb endlos lange Autobusstunden später (in denen ich wirklich zu tun hatte, die hartnäckigen Annäherungsversuche meines 50-jährigen portugiesischen Sitznachbarn abzuwehren) setzte ich meinen Füße endlich auf madrillenischen Boden.
Zu meiner Überraschung wurde ich sogar wirklich abgeholt. Die nächsten anderthalb Tage verbrachte ich mit lieben Freunden, hab mir ein bisschen die Stadt zeigen lassen und eine weitere spanische Besonderheit entdeckt: am Stadtbahnhof Atocha (da wo damals der Anschlag war) darf man, um ein Ticket zu kaufen, doch tatsächlich wie auf dem Arbeitsamt eine Nummer ziehen :)
Valencia mit Rucksackfreuden
Leider musste ich schon viel zu früh wieder weg, denn in Valencia wartete schon mein On-Arrival-Training auf mich. Also tuckerte ich wieder einmal sechs Stunden im Regionalzug durch die spanische Landschaft. Um dann anschließend, was so ziemlich die tollste Erfahrung war, mit meinem 100 Kilo schweren Wanderrucksack (ich bin ja schließlich ein Mädchen, was bedeutet, ich darf für eine Woche außer Haus so viele T-Shirts einpacken wie ich will) durch die Innerstadt von Valencia zu ächzen. Vielleicht hätte ich vorher mal in den Reiseführer schauen sollen oder ich habe da im bereich Allgemeinbildung etwas verpasst, auf jeden Fall ist das die drittgrößte Stadt Spaniens. Das wussten dann auch meine Füße.
Die ersten Menschen, die ich am Bahnhof nach dem Weg fragte, meinten, es sei verdammt weit und nie zu Fuß zu schaffen. „¡Nimm den Bus Nummer 60!“ Okay, nach 100 Metern rennen (mit den 40 T-Shirts auf dem Rücken) muss ich wirklich wahnsinnig bemitleidenswert ausgesehen haben, als ich in den richtigen Bus (!) eingestiegen bin. Allerdings hat das den Fahrer wenig interessiert, der meinte nach fünf Minuten Erklärungsversuchen einfach: „¡geh mal wieder raus, das kannst du ruhig laufen!“
Okay...
Als ich dann entdeckte, dass der mitgeschickte Stadtplan von meiner Organisation zwar alle Strassen in der Innenstadt verzeichnete, aber so toll gedruckt ist, dass man sie nicht entziffern kann, war ich schon ein klein wenig demotiviert. Dieses Gefühl steigerte sich dann, als ich nach einer halben Stunde Geradeauslaufen immer noch nicht die richtige Querstraße gefunden hatte. Mein nächster Wegbegleiter machte mich freundlicherweise darauf aufmerksam, dass ich sie vor etwa 15 Minuten leichtfertig übersehen hatte :)
On-Arrival-and-Survival-Training
Also zurück... Und mitten im übelsten Viertel, genau an der übelsten Straße von Valencia, wo die Prostituierten nachmittags um vier fröhlich grinsen und die fünf Obdachlosen von der Müllhalde nebenan sich die Crackpfeife teilen, lag dann auch die Jugendherberge.
Aber ich war angekommen. Und nach einer Dusche bin ich mit einem tschechischen Mitfreiwilligen (alle lieben Jardan!) Formel eins schauen und ein Bier trinken gegangen. Spät abends konnte ich dann auch mit meiner WG-Familie Wiedersehen feiern - alles in Ordnung.
Insgesamt verbrachten wir dort eine schöne Woche, haben liebe Leute kennen gelernt, die wohl in zwei Wochen zum lokalen Volksfest zu zehnt unsere Wohnung unsicher machen werden, und Spanisch hab ich auch richtig viel gelernt. Außerdem ist das kulturelle Rahmenprogramm in so einer Großstadt herauszuheben: wir sind vom Flamenco-Konzert in die Jazznight und von einer Alternativkneipe in die andere gestolpert.
Aber wie wir ja alle wissen, hat alles einmal ein Ende, nur die chorizo (Anm.d.Red.: eine spanische Hartwurstspezialität) hat zwei :). So fand ich mich nach acht Tagen auf Achse plötzlich in meiner niedlichen Kleinstadt an der costa blanca wieder.
Costa blanca
Jetzt, Anfang Oktober, ist es hier wirklich tot... :)
Okay, wir sind hier – und die ganzen englischen Omas und Opas, sowie an die 1000 Deutschen (ameisengleich) aber sonst keiner mehr! Übrigens, unser Bürgermeister ist auch ein Deutscher. :) Und so darf ich mich dieses Wochenende auf das Calper Oktoberfest freuen :))) Wahnsinn!
Eigentlich hatte ich vor, diese ganze schlimme Sache einfach zu boykottieren und in Benidorm irgendeine Hardcore-Teckno-Disco ausfindig zu machen, um endlich mal wieder richtig tanzen zu gehen. Nichts gegen die Salsa hier, aber irgendwann muss man sich auch mal wieder ausleben/tanzen! :)
Aber...
Aber mein liebevoller griechischer Mitbewohner (mit dem ich auch zusammen arbeiten werde) hat seine Traumfrau kennen gelernt, und sie hat ihn zu diesem netten Happening eingeladen... Also werd ich wohl nicht so sein und ihm auf seiner Pirsch ein wenig Rückendeckung geben.
Tja, ansonsten: der Sprachkurs läuft gut (seit ich alleine draußen lerne) :), der Animationskurs macht wirklich Spaß. ich bin wieder gesund, hab heute meine Fotos abgeholt, wir wurden bezahlt (na ja, mas o menos) und zur Feier des Tages war ich beim Friseur und bin wirklich zufrieden. Damit Ihr mich nicht ganz vergesst, hier mal wieder ein paar Fotos. Auf dem einen seht Ihr mich in unserem Wohnzimmer und auf dem zweiten präsentiere ich mein wundervolles sechs Quadratmeterzimmer. :)))
Ganz viele Küsse und lasst mal wieder was von Euch hören!
Die liebe claudi (die schon fast nur noch Spanisch spricht)