Nordirland-Konflikt
Eine Erinnerung an die Gründe aus denen der Nordirland-Konflikt immer noch aktuell ist.
Während meines Erasmusjahres habe ich einige Reisen gemacht und dabei verschiedene Länder besucht. Den Ort den ich dabei am häufigsten anflog, war Großbritannien. Vor allem Irland hat mir sehr gut gefallen. Belfast und Dublin sind sich einerseits sehr ähnlich, andererseits aber total unterschiedlich. Ich glaube, gerade Menschen aus Ländern, die schon eine ganze Weile in Frieden leben, vergessen schnell, dass es vor ein paar Jahren noch regelmäßig zu gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen den Irische Republikaner (Irland) und den Ulster Loyalisten (Nordirland/Großbritannien) kam. Auch heute ist der Konflikt noch sehr offensichtlich, wenn man durch die Hauptstädte der beiden Länder läuft.
Angefangen hat der Konflikt schon lange bevor die IRA versuchte die Unabhängigkeit Nordirlands, welches bis heute Teil Großbritanniens ist, zu erzwingen. Im 16. Jahrhundert ließ sich der englische König Heinrich der VIII. zum König von Irland krönen und mit der Reformation verloren viele Katholiken in Irland große Teile ihres Besitzes. Die Unterdrückung der Katholiken verstärkte sich in den darauffolgenden Jahren und Jahrhunderten, bis die katholischen Iren nahezu rechtlos waren und zu den Leibeignen der englischen Besetzer wurden. Die während der Industrialisierung gebauten Fabriken wurden nahezu alle von Engländern oder Schotten kontrolliert, während sich die Armut im Süden Irlands, der noch rückständiger war, immer mehr vergrößerte. Mit der Vereinigung Englands und Irlands 1801 kam es zu großen Aufständen, die vom englischen Besatzer brutal niedergeschlagen wurden. Darauf folgten große Auswanderungswellen (vor allem in die USA) in Irland. Der Unabhängigkeitskrieg in Folge dessen Irland 1921 wieder zu einem eigenständigen Staat wurde, folgte 1919. Innerhalb dieses Krieges kam es auch zur Gründung der in späteren Jahren wichtigen IRA (Irish Republican Army). Diese Paramilitärische Einheit kämpft auf Seiten der Iren für die Unabhängigkeit und einen Anschluss Nordirlands an die Republik Irland.
Zwar stehen sich in diesem Konflikt Katholiken und Protestanten gegenüber, jedoch hat der Nordirland-Konflikt an sich keinen religiösen Hintergrund. Es geht um die Unabhängigkeit der Iren und die politische Gleichberechtigung gegenüber England. Der spezielle Konflikt, mit dem man sich heute noch so stark beschäftigt, brach 1969 aus. Damals und teilweise auch noch heute bekämpfen sich Protestanten und irisch-stämmige Katholiken. Im gleichen Jahr schickte England britische Truppen nach Nordirland, um die Polizei dort zu unterstützen. Dies führte zu dem traurigen Höhepunkt des Konfliktes ein paar Jahre später.
An diesem 30. Januar 1972, auch „Bloody Sunday“ genannten Tag, starben 14 Menschen bei einer friedlichen Demonstration. Sie wurden von britischen Fallschirmjägern getötet. Aus diesem Vorfall resultierten danach viele kleine Bombenanschläge von Seiten der IRA bei denen auch Zivilisten umkamen.
Mit dem "Karfreitagsabkommen" von 1998 wurde der Konflikt zwischen den beiden Ländern erstmal beendet. Darin verzichtet die Republik Irland auf ihre Forderung nach einer Wiedervereinigung mit Nordirland, irische und nordirische Behörden sollen wieder zusammenarbeiten und die Kampftruppen erklärten sich zur Entwaffnung bereit. Die IRA legte aber erst 2005 vollkommen ihre Waffen nieder und erklärte sie wolle ihre Ziele von nun an mit demokratischen Mitteln durchsetzen.
Bis 2005 kam es in Nordirland jedoch immer wieder zu von der IRA verübten Terrorakten und auch heute gibt es noch regelmäßigen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Gruppen. Nur ein paar Monate nach dem 2005 erneut vereinbarten Waffenstillstand im Jahr 2005 lieferten sich mehrere hundert IRA-Anhänger in Dublin Straßenschlachten mit der Polizei. Sie verhinderten damit eine von der irischen Regierung als Geste der Versöhnung genehmigte Kundgebung pro-britischer Protestanten, die durch Anschläge der IRA Angehörige verloren hatten. Das letzte Opfer, das der IRA (oder Splittergruppen) zugeschrieben wird, kam im April 2011 bei einem Bombenanschlag ums Leben.
Wenn man sich dieser lang verwurzelten Feindschaft bewusst ist, verwundert es auch nicht, dass die Barrieren (Friedenslinien), die in nordirischen Städten die Wohngebiete pro-irischer Republikaner und pro-britischer Unionisten trennen, von den meisten, im Grenzgebiet lebenden, Menschen befürwortet werden.